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Monuments Men

Monuments Men

Titel: Monuments Men Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Edsel
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nickte. Rorimer griff in seine Tasche. »Wenn dieser Mann vom Turm zurückkommt«, sagte er zu dem Jungen auf Französisch, »sage ihm, dass ich weitergefahren bin in eine andere Stadt. Und dann bitte ihn, das hier am Gebäude anzubringen.« Er reichte dem Jungen mehrere Schilder. Darauf stand auf Englisch und Französisch: 63
    ZUTRITT VERBOTEN!
An alle Militärangehörigen
HISTORISCHES MONUMENT
Unbefugtes Betreten und das Entfernen jeglichen Materials
oder von Gegenständen aus diesen Räumlichkeiten
sind strengstens verboten
Auf Befehl des Kommandierenden Offiziers
    Die dritte und wahrscheinlich wichtigste Aufgabe eines Monuments Man bestand darin, dafür zu sorgen, dass Gebäude nicht weiter beschädigt wurden, sei es durch Soldaten oder Zivilisten. Geschützte Monumente, auch Ruinen, sollten nicht angetastet werden. Rorimer beobachtete, wie der Junge auf die Kirche zuging, ein kleiner Punkt vor einem Hintergrund aus zerborstenen Steinen und zersplittertem Glas. Er trug nicht einmal Schuhe. Rorimer lief ihm nach und packte ihn an der Schulter. »Merci«, sagte er und hielt ihm einen Kaugummi entgegen. Der Junge nahm ihn und lächelte, dann drehte er sich um und lief zur Kirche.
    Ein paar Minuten später war Rorimer schon weg, unterwegs in einem anderen Konvoi zu einem anderen schützenswerten Kulturgut. Nach wenigen Tagen konnte er nicht mehr berichten, wo er überall gewesen war, ohne auf sein Feldtagebuch und eine Checkliste der Kulturgüter zurückgreifen zu müssen. Die Städte verschwammen ineinander, während er kreuz und quer umherreiste, immer auf der Suche nach einer neuen Transportmöglichkeit. Er war eine Stunde auf einer Straße unterwegs, die voll war mit Panzern, die durch ihre Besatzungen mit metallenen Rammböcken ausgestattet worden waren. »Rhino-Panzer« wurden sie genannt, denn sie eigneten sich perfekt dazu, durch die Hecken hindurch anstatt über sie hinwegzufahren. Dann bog der Jeep um eine Kurve, und kilometerweit gab es keine Hecken mehr. In einem Abschnitt waren die Hecken niedergebrannt und zerpflügt worden, und der Boden war mit Bombenkratern übersät und von Stiefeln zertrampelt. Im nächsten Abschnitt dösten Kühe im Schatten von Bäumen, so friedlich wie im Sommer zuvor. Manche Städte waren zerstört, andere unversehrt. Selbst in den Städten war manchmal ein Häuserblock stark ramponiert, während der nächste völlig unbeschädigt erschien – bis man ein zersplittertes Fenster im zweiten Stock entdeckte, wo eine verirrte Kugel eingeschlagen war. Der Krieg kam nicht wie ein Wirbelsturm, erkannte Rorimer, der alles zerstörte, was auf seinem Weg lag. Er kam wie ein Tornado, der konzentriert an bestimmten Stellen zuschlug und ein Leben auslöschte, während er die nächste Person unbehelligt ließ.
    Es gab, so schien es, nur eine Konstante: die Kirchen. In fast jeder Stadt, in die Rorimer kam, bot sich ihm der gleiche Anblick wie in Carentan: intakte Kirchen, beschädigte Türme. Die Normandie war ein flaches Land, und der höchste Punkt für mehrere Kilometer war gewöhnlich ein Kirchturm. Die westlichen Alliierten wollten Gotteshäuser nicht entweihen; die Deutschen zeigten keine derartigen Skrupel. In einem Verstoß gegen die Regeln der Landkriegführung, die in der Haager Konvention festgelegt waren, versteckten sich deutsche Heckenschützen und Späher regelmäßig in Kirchtürmen und nahmen von dort vorrückende Truppen unter Mörserbeschuss. Die Alliierten begannen daraufhin, selbst konzentriertes Feuer zu eröffnen, wodurch die Türme zusammenbrachen, der Rest der Kirchengebäude aber zum großen Teil unversehrt blieb. Rorimer wusste nicht, ob die Alliierten in die Liste der zu schützenden Gebäude schauten oder nicht, aber das spielte auch keine Rolle. Die Armeekommandeure hatten von sich aus begriffen, dass bestimmte Bauwerke schützenswert waren.
    Allerdings blieb nicht jede Kirche verschont. In La-Haye-du-Puits musste Rorimer die Bauern vertreiben, die jeden Tag zum Beten in die Kirche kamen; das Gebäude war schwer beschädigt, und er fürchtete, dass durch die Erschütterungen, die von den auf der Straße vorbeifahrenden Panzern und Geschützlafetten ausgelöst wurden, der Turm zum Einsturz gebracht werden würde. Bulldozer der Alliierten hatten den Schutt des Mittelteils der Kirche von Saint-Malo in Valognes in das Kirchenschiff geschoben, um die Nachschubroute freizuräumen – die unglücklicherweise direkt durch die Überreste der Kirche führte. Die Bewohner

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