Monuments Men
zu verschaffen.
»Ich bin anderer Ansicht, Sir«, sagte Rorimer zu dem Offizier bei Comte de Germigny. »Ich glaube, genau auf diese Art muss man einen Krieg führen.«
Brief von George Stout an seine Frau Margie, 14. Juli 1944 65
----
Vor drei Tagen habe ich mit Glück ein schönes Quartier gefunden. Es ist sehr angenehm, und ich freue mich darüber, solange ich es habe.
Ich muss sagen, ich ziehe meinen Hut vor den Franzosen. Damit meine ich nicht die wichtigen Leute in der Politik. Sie mögen in Ordnung sein, aber ich weiß nicht viel über sie. Die Tapferkeit der einfachen Landbewohner ist beeindruckend. Das sieht man überall, wenn man auf den Straßen unterwegs ist. Sie sind angeschlagen und mitgenommen, aber anscheinend ungebrochenen Mutes, und gehen weiter ihrer Arbeit nach. Sie sind uns gegenüber großzügig – großzügiger, als wir es verdienen – und sehr freundlich. Ihre Trikolore hängt über Hunderten von Haustüren, dazu erstaunlich viele Stars and Stripes. Wo sie die herbekommen haben, ist mir ein Rätsel. Vielleicht wurden sie aus dem Futter ihrer Kleider genäht. Einige sind eindeutig selbst gefertigt, die Streifen bestehen aus weißem Stoff und etwas, das wie Rot aussieht, und die Sterne haben sie darauf genäht. Wenn wir auf den Straßen an ihnen vorbeifahren, winken wir ihnen unablässig zu, und häufig stehen sie vor ihren beschädigten oder eingestürzten Häusern. Keine Siegesparade könnte eindrucksvoller sein ...
Wenn ich hier schreibe, habe ich das Gefühl, dass ich zumindest einen meiner Sinne eingebüßt habe. Ich kann dich nicht hören und nicht sehen, und ich frage mich, ob du mich hörst. Aber eines ist sicher: Ich liebe dich.
Herzlich
George
11
EINE BEGEGNUNG IM FELD
Normandie
August 1944
Die Stadt Saint-Lô ist erhöht an einer alten Wegkreuzung gelegen, einer wichtigen Ost-West-Verbindung in der Normandie. Seit Anfang Juni lieferte sich die 29. Infanteriedivision der Amerikaner (die »29er«) dort eine erbitterte Auseinandersetzung mit der 352. Division der Wehrmacht. Mitte Juli lebte auf beiden Seiten kaum noch ein Mann, der schon am D-Day gekämpft hatte.
Am 17. Juli, eine Stunde vor Tagesanbruch, startete die 29er einen Großangriff auf Saint-Lô, ohne Verstärkung in Reserve zu haben. Es war ein Überraschungsangriff; die Männer sprangen in die deutschen Schützengräben und setzten dabei hauptsächlich Bajonette und Handgranaten ein. Sie durchbrachen die feindlichen Linien, als es hell wurde, und nahmen die rund eineinhalb Kilometer von der Stadt entfernte Hochebene ein. Die Deutschen trugen einen Gegenangriff vor, wurden aber durch heftigen Artilleriebeschuss der Alliierten und durch Kampfbomber zurückgeworfen. Im qualmenden Dunst eines französischen Morgens stießen die 29er schließlich über den letzten Hügel vor und erblickten erstmals das Ziel, für das sie gekämpft hatten und für das ihre Kameraden gestorben waren. »St.-Lô wurde am D-Day und an jedem klaren Tag danach von B-17-Bombern angegriffen«, schrieb der Historiker Stephen Ambrose. »Das Zentrum des Ortes war ein toter Haufen Schutt, in dem man ›die Straßen und Gehwege kaum noch erkennen konnte‹.« 66
Doch es gab noch Leben in der Stadt. Hinter jedem Steinhaufen wartete ein deutscher Soldat. Der Vormarsch der Alliierten entwickelte sich bald zu einem Kleinkrieg, wobei sich die Kämpfe hauptsächlich auf den Friedhof neben der eingestürzten Kirche Sainte-Croix konzentrierten. Kugeln zerfetzten Grabsteine, als Rhino-Panzer, die mit selbst gebauten Rammböcken ausgestattet waren, durch die Reihen der Gräber pflügten wie durch die Hecken der Grundstückseinfassungen und die Deutschen in die Stadt zurückdrängten. Als das Gefecht schließlich mit dem Sieg der Alliierten endete, wickelten die 29er den Leichnam von Major Tom Howie, einem ehemaligen Lehrer und sehr beliebten Offizier, in eine amerikanische Flagge und legten ihn auf einen Steinhaufen, der einst die Kirche Sainte-Croix gewesen war. Die Stadt befand sich nun in den Händen der Alliierten, die dafür jedoch einen hohen Preis gezahlt hatten. Die 29. Division hatte in Saint-Lô mehr Männer verloren als an Omaha Beach.
James Rorimer wurde nach Saint-Lô geschickt, um den Schaden zu ermitteln. Er fand eine Stadt in Trümmern vor, Tote lagen unter dem Schutt, die obdachlos gewordenen Bewohner suchten zwischen zersplittertem Holz und Schutthaufen nach Nahrungsmitteln und Wasser. »Die Deutschen haben die Häuser mit Benzin
Weitere Kostenlose Bücher