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Monuments Men

Monuments Men

Titel: Monuments Men Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Edsel
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Kunstwerk, aber es besaß eine Schönheit, die seine ärmliche Umgebung weit überstrahlte.
    Der curé der Kirche war nicht da, aber eine junge Frau im Fremdenverkehrsbüro erklärte sich bereit, Hancock in La Gleize herumzuführen. Die abfallenden Felder der Ardennen boten einen lieblichen Anblick, aber die Stadt, mittlerweile fast menschenleer war kaum mehr als ein Bauerndorf mit ein paar kleinen Geschäften. Hancock erschien sie wenig anziehend, die junge Frau aber fand sie sehr reizvoll. Ihr Vater betrieb ein Gasthaus im Ort, aber da es keinen Tourismus gab, beschäftigte er sich die meiste Zeit mit seiner Landwirtschaft. Die Nachbargemeinden beneideten den Ort um die Statue, die als Madonna von La Gleize bekannt war. Sie war im 14. Jahrhundert geschnitzt worden, aber erst vor fünfzig Jahren im Zuge einer der schlecht ausgeführten Renovierungen vom Pfarrer im Kirchturm entdeckt worden. Seit ein paar Jahren stand sie im Kirchenschiff.
    Die junge Frau gab Hancock eine Postkarte mit dem Bild der Madonna, dem einzigen Foto, das von ihr vorhanden war, und lud ihn zum Essen ein. Das Haus war ein ansehnliches zweistöckiges Steinhaus, das ihr Vater, Monsieur Geneen, gebaut hatte. Das Essen war wirklich köstlich, nachdem sich Hancock einen Monat lang von den K-Rationen der Armee ernährt hatte, und die Gastgeber zeigten sich herzlich und aufgeschlossen. Die schlichte Schönheit von Menschen, die auf dem Lande arbeiteten und dieses Dorfes, das ihm an diesem Nachmittag noch so primitiv erschienen war, übermannten den Monuments Man, als er sich an den rustikalen Holztisch setzte. Die Erinnerungen an dieses Mahl und an die rätselhafte, unbekannte Madonna begleiteten ihn in den folgenden Monaten durch den Regen und die Kälte, die Schützengräben, den Granatenbeschuss und die zerstörten Städte. Wenn es je einen Ort gab, der vom Krieg unberührt geblieben war, dann war es La Gleize.

Brief von Walker Hancock an seine Frau Saima, 4. Dezember 1944 131
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    Liebste Saima!
Das ist der große Tag in unserem Leben – der Jahrestag des glücklichsten Tages in meinem Leben. Und wenn ich dich heute vor einem Jahr geliebt habe, dann tue ich es an diesem 4. Dezember umso mehr. Auch wenn wir nur einen so kleinen Teil dieses Jahres gemeinsam verbracht haben, sind wir die ganze Zeit im besten Sinne zusammen gewesen, und du hast mir in diesen interessanten, aber anstrengenden Monaten in einer Weise geholfen und mich unterstützt, wie es dir in einem normalen Leben zu Hause kaum möglich gewesen wäre. Dieses Leben wird kommen, und wir werden es über alle Maßen genießen können, aber was du in diesen Monaten der Trennung für mich gewesen bist, hätte ich mir ohne diese Erfahrung nie vorstellen können. Deine Briefe waren eine wichtige Stütze für mich. Nur der einfache Bericht, was du tust und denkst – und zwischen den Briefen denke ich an dich.
    Der heutige Tag war sehr mühevoll – einer dieser Tage, an denen man denkt, man hat überhaupt nichts zustande gebracht. Aber ich hoffe, ich kann das alles im Laufe der Woche aufholen. Man muss einfach lernen, dass in der Armee alles seine Zeit braucht, und man darf kein größeres Stück abbeißen, als man kauen kann ... Ein polnischer Soldat sitzt auf der Pritsche neben mir und erzählt, dass er jetzt sein sechstes Weihnachtsfest in der Armee und fern von seiner Familie verbringt. Er ist ziemlich entmutigt – aber wir haben ihm versprochen, dass es sein letztes Weihnachten in der Ferne sein wird.
    Morgen oder übermorgen erwarte ich George Stout. Ich möchte gern wissen, ob er zur 1. US-Armee zurückkehrt. Ich hoffe es, denn gegenwärtig ist hier mehr zu tun, als ich allein bewältigen kann. Alles Liebe für dich, mein Schatz. Ich liebe dich.
    Walker

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DER ZUG
    Paris
August 1944 und Ende Dezember 1944
    Rose Valland dachte abermals an diese letzten Tage im Jeu de Paume. Nachdem Jaujard und Graf Wolff-Metternich den Botschafter Abetz ausgespielt hatten, hatten die Besatzer eine neue Methode für den »legalen« Abtransport von Kulturgütern aus Frankreich gefunden. Am 17. September 1940 hatte Hitler dem Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR) die Genehmigung erteilt »in den besetzten Gebieten des Westens Logen, Bibliotheken und Archive nach für Deutschland wertvollem Material zu durchsuchen und dieses durch die Gestapo sicherzustellen«. 132 Die offizielle Aufgabe des ERR bestand darin, Material zu beschaffen für Rosenbergs »Hohe Schule« der NSDAP, ein Forschungsprojekt

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