Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monuments Men

Monuments Men

Titel: Monuments Men Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Edsel
Vom Netzwerk:
nichts Wichtiges zu finden sein würde. Aber sie hatte es mit eigenen Augen sehen wollen. Dass sie es geschafft hatte, den Kunstzug aufzuhalten, war für sie ein großer persönlicher Triumph gewesen aber sie hatte den Zug selbst nicht sehen dürfen. Sie war schließlich nur eine kleine Staatsangestellte, eine Frau. Valland besaß die Informationen, aber ein amerikanischer Offizier hatte den Zugang zum Zug. Über ihn konnte sie Zutritt erlangen zu all jenen Orten, die ihr bisher versperrt gewesen waren – Orte, die sie unter Gefahr für ihr eigenes Leben ausfindig gemacht hatte.
    Rorimer überlegte, über welche Informationen sie wohl noch verfügen mochte. Sie war der Schlüssel zum Verständnis des gesamten Raubzugs der Besatzer; ihre Bereitschaft zur Kooperation war die einzige realistische Möglichkeit, herauszufinden was geraubt worden war, und es wieder zurückzubringen. Aber Valland stand ganz unten in einer Hierarchie von Funktionsträgern, und sie brauchte ihn genauso wie er sie.
    »Sie wissen, wo die Sachen sind«, sagte er. »Die geraubten Kunstwerke.«
    Sie drehte sich um und begann wegzugehen.
    »Sie wissen es, nicht wahr, Rose?« Er lief ihr nach. »Worauf warten Sie? Auf jemanden, dem Sie vertrauen können?«
    »Sie wissen genug«, erwiderte sie und lächelte.
    Rorimer packte sie am Arm. »Bitte sagen Sie mir, was Sie wissen. Sie können sicher sein, dass ich Ihre Informationen nur so verwenden werde, wie Sie es wünschen: für Frankreich.«
    Sie entzog sich seinem Griff. »Ich werde es Ihnen sagen«, erwiderte sie, »wenn die Zeit dafür reif ist.« 144

23

CHAMPAGNER
    Paris
Kurz vor Weihnachten 1944
    In Paris stapfte Rose Valland durch den Schnee, der ganz Westeuropa zugedeckt hatte. Einige Tage vorher, als die Deutschen die geschwächten Linien der westlichen Alliierten überrannt hatten, hatte sie James Rorimer eine Flasche Champagner geschickt. Sie fürchtete, sie habe sich beim Kunstzug etwas zu schroff verhalten und sie wollte nicht, dass er einen falschen Eindruck von ihr gewann. Sie war froh darüber gewesen, dass er sie gebeten hatte, ihre Informationen mit ihm zu teilen, und die Zeit, die sie mit ihm bei der Inspektion der deutschen Kunstdepots verbrachte hatte sie als durchaus angenehm empfunden. Sie beide verband das professionelle Interesse von Museumsleuten, die von der Liebe zur Kunst motiviert wurden, aber sie bewunderte auch seine persönlichen Eigenschaften: seine Sorgfalt, seine Eigensinnigkeit seine Auffassungsgabe, die es ihm ermöglichte, die Bedeutung einer Situation sofort zu erfassen ... und was vielleicht sonst noch in ihm stecken mochte. In erster Linie jedoch war er respektvoll. Er schätzte ihre Leistung. Sie wollte ihm begreiflich machen, wie viel es für sie bedeutete, dass sie Freunde und Kollegen waren. Daher der Champagner. Im Gegenzug hatte er sie eingeladen, mit ihm anzustoßen. Als sie sich nun durch den Schnee kämpfte, musste sie daran denken, dass jetzt gewissermaßen eine Entscheidung bevorstand. Sie wusste nur noch nicht, welcher Art diese Entscheidung sein würde.
    Es war ein weiter Weg gewesen. Sie kam aus bescheidenen Verhältnissen, hatte kein Geld im Hintergrund und auch keine Privilegien genossen. Nach ihrer Jugend in einer Kleinstadt hatte sie in Lyon ein Studium der Bildenden Kunst begonnen dann war sie nach Paris gegangen und hatte sich als Künstlerin versucht – eine romantische Vorstellung, bis man entdeckt, wie hart das Leben sein kann, wenn man ständig am Hungertuch nagt. Die Realität veranlasste sie dazu, außer einem Abschluss in Bildender Kunst an der Ecole des Beaux-Arts auch ein Examen in Kunstgeschichte an der Ecole du Louvre und der Sorbonne zu erwerben. Valland war entschlossen, sich in der europäischen Kunsthauptstadt erfolgreich zu behaupten. Ihre erste Chance erhielt sie im Jeu de Paume, wo sie zunächst unentgeltlich als Assistentin arbeitete, nur um in der Nähe der Kunst zu sein. Das war nichts Ungewöhnliches; Kunstliebhaber engagierten sich mit großer Leidenschaft für ihr Gebiet, und viele waren bereit, ohne Bezahlung in Museen zu arbeiten, insbesondere in einem solch prestigeträchtigen wie dem Louvre. Die meisten dieser Freiwilligen stammten aus wohlhabenden oder adeligen Familien; sie brauchten das geringe Gehalt nicht, das die Museen gewöhnlich zahlten. Rose Valland, die kein Geld und auch keine Beziehungen hatte, bildete diesbezüglich eine Ausnahme. Sie schlug sich als freiberufliche Hauslehrerin durch. In ihrer

Weitere Kostenlose Bücher