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Monuments Men

Monuments Men

Titel: Monuments Men Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Edsel
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knappen Freizeit erstellte sie Holzschnitte, malte und studierte. Sie wurde am Jeu de Paume nie befördert. Die Franzosen gingen sehr streng mit dem Titel »Kurator« um; er durfte nur von Leuten geführt werden, denen er offiziell verliehen worden war. Und nachdem sie ein Jahrzehnt in Paris verbracht hatte, wusste Rose Valland, wie schwierig es war, diesen Titel zu erlangen. Dennoch war sie entschlossen, gute Arbeit zu leisten.
    Und dann kam der Krieg.
    Im Jahr 1939 hatte sie Jacques Jaujard, dem Direktor der nationalen Museen, bei der Auslagerung der in staatlichem Besitz befindlichen Kunstwerke geholfen. Wie die übrigen Einwohner war sie aus Paris geflohen, als die Deutschen 1940 einmarschierten und war in dem Verkehrschaos vor der Stadt stecken geblieben während die Bomber der deutschen Luftwaffe am Himmel dröhnten und die Kühe auf den Weiden schmerzverkrümmt auf dem Boden lagen, weil niemand mehr kam, um sie zu melken. Aber sobald die Kämpfe vorüber waren, war sie in ihre unbezahlte Stelle zurückgekehrt, in das Museum, das ihr zur Heimat geworden war.
    Aber im Oktober 1940 veränderte sich ihr Leben. Nach vier Monaten deutscher Besatzung hatte Jaujard ihr aufgetragen, am Jeu de Paume zu bleiben, zu beobachten, was die Deutschen taten und ihm alles zu berichten, was wichtig war. Es war schon reichlich verwegen, eine kleine Angestellte aufzufordern, ohne Bezahlung auf diesem gefährlichen Posten auszuharren und die Nazis auszuspionieren, aber Valland nutzte die Chance. Sie hatte ohnehin bleiben wollen – sie war eine der wenigen französischen Mitarbeiter, die jeden Tag ins Museum kamen –, aber dass ihr Jaujard so großes Vertrauen entgegenbrachte, hob ihren Auftrag auf eine höhere Stufe. Es bot ihr die Möglichkeit, etwas zu leisten das für sie selbst wie auch für Frankreich von Nutzen war.
    Kurze Zeit später wandte sich Jaujard abermals mit einer besonderen Aufgabe an sie. Er und der »gute Deutsche«, Graf Wolff-Metternich, hatten sich darauf geeinigt, dass einige geraubte Kunstobjekte von der deutschen Botschaft in den Louvre gebracht werden sollten. Doch die drei dafür vorgesehenen Räume waren voll. Oberst von Behr und Hermann Bunjes, der bestechliche Kunstgelehrte, der damals für Wolff-Metternichs Kunstschutz-Organisation arbeitete (ein bequemer Unterschlupf für jemanden, der bislang noch nicht als Schurke in Erscheinung getreten war), verlangten von Jaujard, zusätzliche Lagerkapazität für beschlagnahmte Kunstobjekte zu schaffen. In dieser Anfangszeit kurz nach dem Fall der Stadt ging es noch sehr chaotisch zu, und jede NS-Organisation raffte zusammen, was sie kriegen konnte. Jaujard erkannte, dass es klug war, die Kunstwerke an einem Ort zusammenzuführen, und bot den Besatzern daher das Jeu de Paume als Depot an. Allerdings unter einer Bedingung: Die Franzosen sollten das Recht erhalten, alle Objekte zu inventarisieren.
    Manchmal, dachte Rose Valland, während jetzt der Schnee auf sie herabrieselte, wird einem das Schicksal förmlich aufgedrängt.
    Dieser Auftrag sollte mit erheblichen Komplikationen verbunden sein. Schon von Anfang an hatte sie das Gefühl, dass irgendetwas schrecklich schieflief. Als sie am ersten Tag, nachdem die Deutschen in das Jeu de Paume eingezogen waren, dem 1. November 1940, ins Museum kam, erwartete sie, dort Verwaltungsbeamte anzutreffen. Doch die Deutschen kamen mit einer Armee. 149 Sie hatten alles vorbereitet. Rose Valland sah es sofort. Lastwagen um Lastwagen rollte heran, die Kunstwerke wurden entladen und von Soldaten in Uniform, die unter dem Befehl von Oberst von Behr standen, ins Gebäude getragen. Es war befremdlich in diesem einstmals stillen Museum jetzt das Geräusch von Soldatenstiefeln und die kehligen deutschen Kommandos zu hören. Noch eigenartiger war der Anblick von Kisten schleppenden Soldaten, die sich vor der Eingangstür anstellten, und von Lastwagen vollgeladen mit Kisten, die draußen vorfuhren.
    Am nächsten Morgen kamen die Soldaten wieder. Sie öffneten die Kisten mit Brechstangen und reichten die Bilder von Hand zu Hand weiter bis zu den rückwärtigen Galerien, wo sie mehr als eineinhalb Meter hoch an der Wand aufgestapelt wurden. Es war eine ungestüme, hektische Aktivität. Manche Bilder wurden fallen gelassen, Leinwände wurden eingerissen, was bei einem solchen Trubel unvermeidlich war. Die Offiziere riefen nur: »Schneller, schneller!« Wenn ein Raum voll war, wurden die Gemälde im nächsten aufgestapelt. Rose Valland

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