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Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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der geeignete Zeitpunkt. Morgen. Er würde morgen mit ihr reden, das half immer. Sie konnte seine
    Gedanken sortieren. Vielleicht hatte er ja auch alles ganz falsch aufgezäumt. Mondgöttinnen, Mondanbeter, Mondsteine. Medien. Das Leben der Normalen war einfacher.
    Overoy erhob sich, vergrub die Hände in die Hosentaschen und warf einen letzten Blick auf seine Notizen.
    Schließlich zuckte er mit den Schultern, schaltete das Licht aus und ging ins Schlafzimmer hinauf...
    ... und erwachte im Morgengrauen, und sah die Antwort wie ein schwaches, durch Nebelschwaden schimmerndes Neonzeichen. Nicht viel, keine großartige Sache, aber ein Hoffnungsschimmer.
    Alle Benommenheit war augenblicklich verschwunden, und er stieg aus dem Bett.

Vollmond..
    »MIT WEM spreche ich?«
    »Hallo, Daddy!«
    »Hallo, Dreikäsehoch.«
    »Daddy, ich hab' eine neue Schule angefangen.«
    »Ja, ich weiß, Mummy hat es mir gerade gesagt. Hast du schon ein paar Freundinnen gefunden?«
    »N-na ja, eine. Eigentlich zwei, aber mit Lucy weiß ich noch nicht so recht. Muß ich an dieser Schule bleiben, Daddy? Ich will lieber wieder an meine richtige. Sie fehlt mir.«
    »Nur ein Weilchen, Gabby, nur bis die Sommerferien anfangen.«
    »Können wir dann nach Hause, in unser richtiges Haus zurück?«
    »Gefällt es dir bei deiner Nanny nicht?«
    »Na ja, schon, aber bei uns zu Hause gefällt's mir besser. Meine Omi verwöhnt mich richtig, sie glaubt, ich bin noch ein Baby.«
    »Sie merkt nicht, daß du jetzt schon ein großes Mädchen bist?«
    »Nein. Aber das ist nicht ihre Schuld, sie meint es nur gut.«
    Er schmunzelte in sich hinein. »Mach das Beste draus, Kindchen, alt bist du später noch lange genug.«
    »Das sagen alle Erwas.« Erwas war ihre höchstpersönliche Wortschöpfung für Erwachsene. »Besuchst du mich bald mal, Daddy? Ich hab' ein paar Bilder für dich fertig, ich hab' sie mit Fingerfarben gemacht. Nanny ist ein bißchen böse, wegen den Wänden, aber sie hat mich nicht gehauen, das macht sie nie. Kommst du mich besuchen,
    Daddy?«
    Childes zögerte. »Ich glaube, das geht nicht, Gabby. Aber du weißt, daß ich es gerne möchte, nicht wahr?«
    »Hast du so viel zu tun an diesen Schulen? Ich hab' meinen Freundinnen gesagt, daß du Lehrer bist, aber Lucy glaubt das nicht. Sie sagt, Lehrer unterrichten keine Videospiele. Ich hab's ihr erklären wollen, aber du weißt ja, wie dickköpfig Kinder sein können. Wenn Ferien sind, kann ich dich dann besuchen kommen?«
    Da gab es so viele Unwägbarkeiten, so viele Unsicherheitsfaktoren - aber er sagte ja, auf jeden Fall.
    »Aber diesmal will ich nicht mehr Boot fahren, Daddy«, betonte sie nach ihrer anfänglichen Freude, und ihre Stimme wurde plötzlich leise.
    »Nein, du kommst mit dem Flugzeug.«
    »Ich hab' gemeint - ich will nicht mit dem Boot fahren wie letztes Mal.«
    »Als wir mit dem kleinen Motorboot um die Insel gefahren sind - zu den Sandstränden? Aber ich dachte immer, das hätte dir gefallen?«
    »Ich mag kein Wasser mehr.«
    Mehr wollte sie ihm nicht sagen.
    »Aber warum denn, Gabby? Das war doch sonst immer ganz anders.«
    Eine Weile Stille. Dann: »Kann Mummy auch mitkommen?«
    »Ja, natürlich, wenn sie möchte. Vielleicht läßt sie dich für einen Monat oder so dableiben.« Vergiß diese düsteren Ungewißheiten, sagte er sich. Laß dich von deinem Versprechen auf die andere Seite des Stimmungsbarometers rüberziehen. Betrachte das Ganze als Waffe gegen... gegen alles, was möglicherweise geschieht.
    »Wirklich, meinst du wirklich? Ich darf länger als zwei
    Wochen bei dir bleiben?«
    »Es liegt ganz bei deiner Mutter.«
    »Fragst du sie - jetzt gleich? Bitte!«
    »Nein, Gabby, nicht gleich. Ich... Zuerst muß ich noch etwas anderes klären. Es ist wichtig. Ich muß etwas ganz sicher wissen.«
    »Aber du vergißt nicht, daß du's versprochen hast?«
    »Ich vergesse es nicht.«
    »Okay, Daddy, Miss Puddles ist da, sie will dir auch Hallo sagen.«
    »Richte ihr ein schönes Miau von mir aus.«
    »Sie sagt auch Miau. Ich meine, sie sagt es nicht richtig, aber ich sehe, daß sie's denkt. Nanny hat ihr einen Korb gekauft, aber sie schläft lieber auf dem Kühlschrank.«
    »Deine Omi?«
    »Dummer! Nein. Willst du noch mal mit Mummy reden? Nachher liest sie mir im Bett noch eine Geschichte vor.«
    Nein, er wollte nicht mit ihr reden - er wollte sie etwas fragen: Warum hat Gabby plötzlich Angst vor Wasser? Kleine Kinder entwickelten oft von heute auf morgen irrationale Ängste, die

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