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Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Schmerz, der durch den dumpfen Druck schnitt, den er schon den ganzen Tag mit sich herumschleppte. Er sank gegen die Sofalehne zurück.
    Beinahe. Da war beinahe eine geistige Berührung gewesen...
    »Vivienne?«
    »Ja?«
    »Hier ist Jonathan Childes. Tut mir leid, daß ich Sie so spät noch belästige...«
    Die Stille am ändern Ende der Leitung dauerte recht lange. »Augenblick. Ich mache nur die Tür zu«, sagte Vivienne schließlich. Childes nahm an, daß hinter dieser Tür Paul Sebire die Ohren spitzte. »Wie geht's Ihnen, Jonathan? Haben Sie sich von diesem schrecklichen Erlebnis erholt?«
    »Ich bin in Ordnung«, gab er zurück. Zumindest körperlich, fügte er im stillen hinzu.
    »Amy ist sehr stolz auf das, was Sie getan haben. Ich auch.«
    »Ich wünschte... «
    »Ich weiß. Sie denken an diese anderen Kinder. Aber Sie haben getan, was in Ihrer Macht stand, und das wissen Sie. Ich hoffe nur, daß man den Irren bald fängt, der das getan hat. Nun, ich glaube nicht, daß Sie angerufen haben, um mit mir darüber zu plaudern. Amy ist in ihrem Zimmer; sie ruht sich aus, aber ich kann das Gespräch zu ihr durchstellen. Ich weiß, daß sie noch nicht schläft, weil ich gerade noch bei ihr war, und wir haben sogar über Sie gesprochen. Sie wird sich freuen, daß Sie anrufen.«
    »Sind Sie sicher, daß das in Ordnung geht?«
    Vivienne lachte leise. »Ganz sicher. Nur... ich werde mich nach oben schleichen und es ihr sagen müssen. Du liebe Güte, wenn ich hochrufen würde...«
    »Ihr Vater?«
    »Ihr Vater. Er ist nicht so schlimm, wie Sie vielleicht meinen, Jonathan, er verbreitet nur gern diesen Eindruck. Irgendwann wird er schon zur Vernunft kommen, Sie werden sehen. Ich lege jetzt den Hörer neben den Apparat und gehe ganz schnell zu Amy hinauf.«
    Er wartete, und sein Kopf schmerzte noch immer -dasselbe dumpfe Pochen wie vorher. Ein Klicken, dann war Amy am Apparat.
    »Jon...? Stimmt was nicht?«
    »Alles okay, Amy. Ich wollte nur deine Stimme hören, das ist alles. Ich hatte ganz plötzlich das Bedürfnis danach.«
    »Ich bin froh, daß du angerufen hast.«
    »Wie fühlst du dich?«
    »Genauso wie heute mittag, als du mich gefragt hast. Schläfrig. Aber das kommt von diesen Pillen, die ich einnehmen muß. Kein Problem. Vorhin war der Doktor noch einmal da, und er sagt, die Schnitte seien nicht halb so schlimm, wie er zuerst gedacht habe. Werden hübsch verheilen - Zitat Ende. Morgen darf ich schon aufstehen und wieder an die frische Luft, und rate mal, wohin ich will.«
    »Nein, Amy, nicht hierher. Es ist noch zu früh.«
    »Ich weiß, wo ich sein möchte, Jon, und bei wem ich sein möchte. Jede Diskussion ist zwecklos. Ich hatte in den letzten Tagen genügend Zeit zum Nachdenken, und ich glaube, daß sich meine Eifersucht auf dich und Fran ziemlich in Grenzen halten wird... Es ist nicht einfach, gebe ich zu. Aber ich schaffe es schon.«
    »Amy, du mußt wegbleiben von mir.«
    »Sag mir, warum.«
    »Du kennst den Grund.«
    »Du meinst, du bist eine Gefahr für mich.«
    »Ich bin momentan für jeden eine Gefahr. Ich habe sogar Angst, Gabby anzurufen... das Risiko ist so groß. Ich habe Angst, auch nur an sie zu denken. Immerhin könnte es ja sein, daß dieses Ungeheuer durch mich herausfindet, wo sie sich aufhält.«
    »Die Polizei wird ihn bald schnappen. Er kommt nicht mehr von der Insel herunter.«
    »Ich glaube nicht, daß sich dieses Monstrum daraus noch etwas macht.«
    Ein scharfer, sondierender Schmerz. Childes sog hastig den Atem ein.
    »Jon?«
    »Ich lasse dich jetzt schlafen, Amy.«
    »Ich hab' genug geschlafen. Ich würde lieber reden.«
    »Morgen.«
    Sehr vage.
    »Geht da etwas vor, das du vor mir verheimlichst?« erkundigte sie sich beinahe vorsichtig.
    »Nein«, beruhigte er sie, aber das war eine Lüge. »Schätze, ich hab's nur satt, auf dem Abstellgleis zu stehen, während ringsum ein Gemetzel im Gange ist.«
    »Du kannst nichts tun. Es liegt jetzt an der Polizei, die Sache zu einem Ende zu führen.«
    »Schon möglich.«
    Sein Ton gefiel ihr wieder überhaupt nicht. Trotz aller Ernsthaftigkeit war da Zorn, eine verhaltene, aber innerlich schwelende Wut; sie hatte es in dem Augenblick gespürt, in dem sie nach dem Hörer gegriffen hatte -sogar noch bevor Childes etwas gesagt hatte, als strahle seine zornige Energie durch die Leitung bis zu ihr. Aber das war unmöglich, und Amy wußte das; andererseits -warum war ihr so unbehaglich zumute, und warum war sie so geschwächt von dieser -

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