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Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Childes sein Haus verließ; das war kein Problem, im hellen Mondlicht war der Lehrer ziemlich deutlich zu sehen. Er war in seinen gemieteten Renault gestiegen und davongefahren, in die in Schatten getauchten Straßen. Das hatte Donnelly erst einmal per Funk an die Hauptwache durchgegeben (schließlich sollten sie wissen, daß die Zielperson unterwegs war), und dann hatte er sich an die Verfolgung gemacht; natürlich hielt er einen sicheren, aber vernünftigen Abstand zwischen sich und seiner Zielperson.
    Das Kaninchen (oder war es ein Hase? - Wie es hieß, hatten gerade Hasen eine ganz besondere Beziehung zum Vollmond; er sollte sie buchstäblich verrückt machen), das Hasen-Kaninchen also war mitten in der Kurve aufgetaucht, wie hingezaubert, und Donnelly hatte gerade noch rechtzeitig bremsen können - na ja, genaugenommen war er ein wenig nach links hinüber ausgeschert und dem dummen Tier ausgewichen (der Streifenwagen war dabei ganz schön an der Hecke entlanggerauscht).
    Das Kaninchen (oder der Hase - er kannte sich mit dem Unterschied wirklich nicht aus) war geduckt sitzen geblieben - mitten auf der Straße, betäubt und zitternd, und die schwarzen, glänzenden Augen glotzten ihn mit entrückter Ausdruckslosigkeit an, und so war dem aufgebrachten Polizisten wirklich nichts anderes
    Übriggeblieben, als auszusteigen und das dumme Wesen wegzuscheuchen.
    Nur, als der PC Donnelly daraufhin seine Fahrt schließlich fortsetzte, waren die roten Rücklichter des Renault nirgends mehr zu sehen.
    Es war, als sei der Wagen samt Fahrer und allem drum und dran von der mondbeschienenen, fahlen Landschaft verschluckt worden.

Der Klang der Türglocke schreckte Amy aus ihrem Schlaf hoch; gleich darauf hörte sie die Stimmen, und jetzt war sie schlagartig hellwach. Eine dieser Stimmen gehörte unverwechselbar ihrem Vater, und sie klang verärgert. Sie schlug die Bettdecke zurück und tastete sich durch das milde Dunkel zur Schlafzimmertür. Sie hinkte nur noch leicht, und sie war dankbar dafür, daß alles so gut ausgegangen war. Vorsichtig zog sie die Tür gerade weit genug auf, um alles hören zu können.
    Die Stimmen waren noch immer sehr gedämpft - doch ihr Vater beschwerte sich offensichtlich über die späte Störung. Amy meinte die beiden anderen Stimmen zu kennen. Sie huschte hinaus und gesellte sich zu ihrer Mutter, die im Morgenmantel auf dem obersten Treppenabsatz stand und über die Balustrade auf die drei Männer hinabsah, die unten im Flur in einer Gruppe beieinander standen. Einer dieser Männer war Paul Sebire; er war noch vollständig angezogen, wahrscheinlich hatte er wieder lange gearbeitet. Die beiden anderen Männer erkannte Amy jetzt als Inspector Robillard und Overoy. Sie wunderte sich darüber, daß Overoy wieder auf der Insel war. Sie stand neben ihrer Mutter und lauschte.
    »Das ist lächerlich, Robillard«, fauchte Paul Sebire gerade. »Woher in aller Welt sollen ausgerechnet wir wissen, wo er steckt? Offen gesagt, ich würde es vorziehen, wenn ich diesen Burschen nie wieder unter die Augen bekäme.«
    Overoy antwortete: »Wir müssen wissen, ob er sich bei Miss Sebire gemeldet hat.«
    »Gut möglich, daß er meine Tochter in den vergangenen Tagen gelegentlich angerufen hat, aber ich bin sicher, daß Aimee keine Ahnung hat, wo er sich heute nacht herumtreibt.«
    Amy wechselte mit ihrer Mutter einen Blick.
    »Hol deinen Morgenmantel und komm nach unten«, sagte Vivienne leise zu ihrer Tochter und setzte sich bereits in Bewegung,
    »Inspector«, sagte sie im Hinabgehen. »Jonathan hat vorhin tatsächlich angerufen und mit unserer Tochter gesprochen.«
    »Ah«, sagte Overoy und wartete, bis sie unten ankam. »Könnte ich dann wohl kurz mit Miss Sebire reden? Es ist dringend.«
    »Hören Sie«, warf Paul Sebire ein, »meine Tochter schläft, und ich will nicht, daß man sie stört. Sie hat sich von diesem Unfall noch immer nicht erholt.«
    »Schon gut«, bremste Amy.
    Sebire drehte sich um und sah seine Tochter die Treppe herabkommen. Amy beachtete ihn kaum -tatsächlich hatte sie auch nur das Nötigste mit ihm gesprochen, seit sie erfahren hatte, daß Childes im Krankenhaus von ihm geschlagen worden war.
    Overoy bedachte Amys Kopfverband und den Gips an ihrem linken Arm mit einem Stirnrunzeln, sagte aber nichts. Sie ging mit einer unbeholfenen Steifheit und hinkte ein wenig. Schnittwunden überzogen Gesicht und Hände und beeinträchtigten die glatte, sanft gebräunte Haut, die er von ihren früheren

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