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Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Begegnungen in so guter Erinnerung hatte - Gott sei Dank verheilten diese Wunden bereits, und er hoffte aufrichtig, daß ihr keine dauerhaften Narben blieben.
    »Tut mir leid, daß wir Sie um diese Zeit noch stören müssen. Miss Sebire«, entschuldigte sich Robillard, dem das Unbehagen deutlich anzusehen war, »aber wir sagten es Ihrem Vater bereits - die Sache ist ziemlich wichtig.«
    »Geht schon in Ordnung, Inspector«, erwiderte Amy.
    »Wenn es Jon betrifft, dann bin ich nur zu gern bereit zu helfen. Stimmt irgend etwas nicht?«
    »Du solltest dich ausruhen!« sagte Paul Sebire. Es war eher eine Feststellung als ein Tadel.
    »Unsinn. Du weißt, was der Doktor gesagt hat. Morgen darf ich schon wieder aufstehen und sogar aus dem Haus.«
    Overoy ergriff das Wort: »Ich habe von Ihrem Unfall gehört, tut mir leid. Jon hat mir von Ihren Verletzungen erzählt. Ihr Auge... «
    Obwohl Amy endlich den Grund ihres Besuchs erfahren wollte, brachte sie doch den Funken eines Lächelns zustande. »Keine ernsthafte Schädigung. Meine Sehkraft wird nicht beeinträchtigt sein. Den Verband trage ich eigentlich nur, damit es keine Infektion gibt... und natürlich soll ich das Auge noch schonen. Aber jetzt müssen Sie mir sagen, was los ist. Bitte.«
    Vivienne trat zu ihrer Tochter, legte ihr den Arm um die Hüfte und zog sie sanft an sich.
    »Mr. Childes hat vorhin sein Haus verlassen. Seither fehlt jede Spur von ihm«, informierte sie Inspector Robil-lard. Über seine Schulter hinweg konnte Amy durch die Haustür und ins Freie hinaussehen; dort, in der Auffahrt, waren mehrere Streifenwagen abgestellt. Ihre Kehle zog sich zusammen. Robillard fuhr fort: »Einer unserer Kollegen, der - äh - auf Wache war, hat ihn auf der Landstraße aus den Augen verloren, fürchte ich...«
    Sie schüttelte den Kopf. Sie verstand nichts, überhaupt nichts.
    »Wir dachten uns, Jonathan könnte Sie angerufen und informiert haben, wohin er fährt«, sagte Overoy und kratzte sich mit einem nikotinfleckigen Finger die Schläfe.
    Amy schaute von ihm zu Robillard und wieder zu ihn. »Ja. Ja, er hat angerufen, aber er hat nicht gesagt, daß er noch wegwollte. Wenn überhaupt, dann... Nun, er hörte sich ziemlich müde an. Aber warum wollen Sie das denn wissen? Er steht doch wohl nicht unter Verdacht?«
    »Er stand nie unter Verdacht, nicht, soweit es mich betrifft, Miss Sebire«, erwiderte Overoy und bedachte seinen Kollegen mit leichter, aber offensichtlicher Unzufriedenheit. »Nein, ich habe die letzte Maschine hierher genommen, weil ich unbedingt mit ihm reden muß. Und ich hoffe, daß ich der Inselpolizei dabei helfen kann, eine Verhaftung vorzunehmen.«
    Er legte eine Pause ein und atmete tief durch - sein Blick wanderte in die Runde. »Wir haben die Person identifiziert, die für diesen ganzen Wahnsinn verantwortlich ist. Jemand, den wir schon einmal überprüft haben und von dem wir wissen, daß er sich noch auf der Insel aufhält. Jemand, der Jonathan Childes möglicherweise vor uns finden könnte.«

Plötzlich war da nur noch Angst, und Childes blieb minutenlang in dem Renault sitzen.
    Es hatte ihn hierher gelockt, es hatte das Abbild eines großen, mondbeschienenen Sees (dessen Oberfläche völlig unbewegt war) in seine Gedanken projiziert. Aber auf der ganzen Insel existierte kein See dieser Größe. Und doch gab es eine derart riesige Wasserfläche - ein Tal, das vor langer Zeit überflutet worden war, und mit ihm alle Bäume und verlassenen Häuser; ein gigantisches Staubecken, das von einem großen, quer durch das Tal gebauten Betondamm begrenzt wurde. Mehrere Flüsse mündeten in dieses Becken und wurden so daran gehindert, das Meer zu erreichen.
    Eine Stimme - nein, weniger als das: ein Gedanke -hatte ihn mit einem Versprechen hierher geführt - hierher gelockt.
    Wer immer diesen Gedanken formuliert hatte - er hatte keine Gestalt, keine Substanz. Und wenn sich Childes noch so angestrengt konzentrierte - die Peripherie seines Bewußtseins verlagerte sich jedesmal nach innen, auf eine festgelegte Gedankenschiene... und da war nur ein weichgerändertes Strahlen, irgendwo hinter seinen Augen, ein Etwas, das die Form des Mondes hatte, riesengroß und schimmernd. Diese Vision sperrte alle anderen Bilder und Gedanken aus.
    Es wollte, daß er hierherkam, und Childes hatte keinen Widerstand geleistet.
    Was das Versprechen, der Köder war?
    Ein Ende der Mordserie. Ein Ende der Qual. Vielleicht sogar die Antwort auf das Geheimnis, das tief in Childes

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