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Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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dachte an die Mädchen, die er heute mit Schnellfeuer-Fragen geprüft hatte - Simulation realer Prüfungsbedingungen. Ein paar kannten den Unterschied zwischen analogen und digitalen Computern noch immer nicht, oder daß man sie kombinieren konnte. Einfaches, grundlegendes Zeug, das eigentlich kein Problem hätte sein dürfen. Was die Examensergebnisse betraf, hatte er gemischte Gefühle; aber er hoffte, daß sich die Praxis als fruchtbarer erweisen würde als die graue Theorie.
    Er strich mit einer Hand über seine müden Augen, und seine Kontaktlinsen fühlten sich auf den Pupillen wie weicher Sand an. Essen, dachte er. Sollte was essen, es heißt immer, das tut gut. Bin so müde. Vielleicht ein Sandwich, ein Glas Milch. Oder ein harter Drink? Wäre vielleicht sogar noch besser.
    Er wollte gerade aufstehen, als etwas Kaltes, Betäubendes in seinen Geist rammte.
    Childes legte beide Hände an die Schläfen; die unerwartete Empfindung verwirrte ihn mehr, als daß sie ihn ängstigte. Er blinzelte, versuchte die Kälte abzuschütteln. Sie blieb.
    Draußen hörte er den Nachtwind in den Baumkronen rauschen. Irgendwo im Haus knackte eine Diele, Holz, das sich nach der Wärme des Tages setzte.
    Die Taubheit verging, und er schüttelte wie benommen den Kopf. Zuviel Papierkram, dachte er, zuviel Konzentration bis tief in die Nacht. Die ganze Anstrengung. Dann die Gedanken an Gabby. Und tausend andere Dinge.
    Also doch ein Drink. Vielleicht entspannte er sich dann. Mühsam erhob er sich, drückte beide Hände auf die Schreibtischplatte und stemmte sich hoch. Der Eiszapfen war wieder da und berührte bloßliegende Nerven. Er schwankte. Seine Hände tasteten herum, hielten sich am Schreibtisch fest; er brauchte einen Halt, einen Halt, sonst...
    Seine Gedanken wirbelten durcheinander, stürzten ab, und der Frost in seinem Kopf war jetzt wie etwas Tastendes, Finger, die sich durch diese Gedanken schoben, die sie aufnahmen und sich irgendwie... irgendwie davon nährten. Seine Schultern sackten nach vorn; sein Kopf war gesenkt. Die Lippen zurückgezogen, als habe er Schmerzen; aber da gab es keine Verletzung, nur diese neue Lähmung, diese Taubheit, die sich jetzt ausbreitete, und dieses geistige Chaos. Er stöhnte.
    Und dann - ganz langsam - klärte sich sein Verstand wieder. Er blieb schwer atmend über den Schreibtisch gebeugt stehen, damit diese Empfindung verging. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, aber Childes wußte, daß es nur Sekunden waren. Er wartete, bis sich seine vibrierenden Nerven beruhigt hatten, dann durchquerte er das Zimmer und schenkte sich einen Drink ein. Seltsamerweise war der Whisky fast geschmacklos.
    Und plötzlich kam das Brennen mit voller Kraft, und er würgte und wischte sich die Lippen mit dem Arm ab. Was, zum Teufel, war mit ihm los? Er trank einen weiteren Schluck, diesmal vorsichtig. Viel zu warm.
    Childes blickte sich unbehaglich im Zimmer um; er war sich nicht klar, wonach er suchte... aber da war etwas... jemand; er spürte es. Verrückt. Außer ihm war niemand hier. Außer ihm war das Zimmer leer. Niemand hatte sich hereingeschlichen, während er über seinem
    Papierkram gesessen hatte.
    Er fröstelte, als er die Schatten im Zimmer wahrnahm, und ging zum Lichtschalter neben der Tür, um die Deckenlampe anzuschalten. Er streckte die bandagierte Hand aus - und starrte auf seine Finger; ein jähes Kribbeln wühlte darin, wie von einem leichten elektrischen Schlag. Er hatte den Lichtschalter nicht berührt. Er starrte nach unten; das unheimliche Kribbeln war jetzt auch in seiner anderen Hand, die das Whiskyglas hielt.
    Das Glas selbst schien zu vibrieren. Die unsichtbaren, heimtückischen Finger tasteten wieder herum.
    Er taumelte, sackte in sich zusammen und gelangte mit letzter Kraft bis zum Sofa; er spürte etwas Weiches unter sich, warf sich herum, als könne er so diesem drückenden Gewicht entkommen. Das Glas fiel zu Boden; der Teppich sog den verschütteten Inhalt auf. Childes' Augen schlossen sich, als das Gefühl des Eindringens übermächtig wurde. Bilder wirbelten in seinem Kopf herum, Computer-Matrizen, Gesichter, der Raum, in dem er sich jetzt befand, Zahlen, Symbole, die kamen und gingen, etwas Weißes, Schimmerndes, längst vergangene Ereignisse, sein eigenes Gesicht, sein eigenes Ich, seine Ängste, längst vergessene Träume - alles, alles wurde zurückgeholt und gierig untersucht.
    Er stöhnte, er wehrte sich gegen diese grabenden EisTentakel, versuchte Ruhe in seine Gedanken zu

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