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Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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ihr plötzlich nicht mehr so strahlend hell vor. Langsam wich sie von ihrem Nachtschränkchen zurück; wachsam trat sie in den Mittelgang zwischen den beiden völlig gleichen Bettreihen und spähte - bevor sie vorbeiging - unter jedes einzelne Bett und in die Schatten, die es dort gab... fast erwartete sie, daß eine Hand daraus hervorschoß und ihren Knöchel packte. Je näher sie der Tür kam, desto schneller ging sie.
    Dann war sie draußen, schaute zurück und sah nur ein leeres Zimmer, hell und freundlich, mit vielen Postern an den Wänden und mit bewegungslosen Mobiles und bunten Bettdecken; ein Zimmer, in das die Sonne hereinstrahlte, ein behagliches Zimmer, in dem es keinen Platz gab für Schatten.
    Außer ihr war niemand da. Trotzdem rannte sie davon.

Sie stand über ihm und schüttelte heftig den Kopf, und aus ihren Haaren spritzte das Meerwasser. Er öffnete demonstrativ ein Auge und schirmte es vor den Sonnenstrahlen ab, die noch immer heiß vom Himmel brannten, obwohl bereits später Nachmittag war; die kühlen Tröpfchen auf seiner Brust waren angenehm.
    »Wie ist es?« fragte Childes.
    »Kalt!« gab Amy zurück, fiel neben ihm auf die Knie und rubbelte ihre Haare mit einem flauschigen Handtuch trocken. »Aber herrlich. Warum probierst du's nicht selbst?«
    Er schloß die Augen wieder und antwortete träge: »Zuviel der Mühsal. Ich müßte meine Kontaktlinsen rausnehmen.« Natürlich erwähnte er den wirklichen Grund nicht; daß er seit jenem unheimlichen Erlebnis vor beinahe einem Monat nicht mehr hinausgeschwommen war; damals, beim Tauchen... die Tatsache, daß er fast ertrunken war, hatte sehr nachhaltig dafür gesorgt, daß er sich in tiefem Wasser ein bißchen zu verwundbar fühlte.
    »Ah, komm schon, du wirst dich wie neugeboren fühlen.«
    Sie legte eine flache, feuchtkalte Hand auf seinen Bauch und kicherte, als sich die Muskeln schnell zusammenzogen.
    Er zog sie zu sich herunter, und er genoß ihre Nässe und den salzigen Meergeruch an ihr. »Ich brauche viel Ruhe«, erklärte er völlig ernsthaft. »Keine Anstrengungen.«
    »Ruhe? Die ganze Woche Prüfungen - du hast es so leicht wie nie zuvor.«
    »Stimmt, und wenn's nach mir geht, dann bleibt das so lange wie möglich so.«
    Amy legte sich das Handtuch über Kopf und Schul -tern, und spendete ihnen damit etwas Schatten. Sie kreuzte die Hände auf seiner Brust, stützte sich ab und hauchte ihm einen Kuß auf den Mund.
    »Hübscher Geschmack« kommentierte Childes. »Als würde man eine Auster küssen.«
    »Ich bin mir gar nicht so sicher, ob das jetzt ein Kompliment ist oder nicht... aber in Ordnung, ich lasse es durchgehen.« Ihre feuchten, wirren Haare strichen über seine Wange, und er hob den Kopf und leckte ein paar Wassertropfen von ihrem Kinn.
    Um diese Tageszeit waren nur wenige Leute am Strand. Die Touristen vom Festland und vom Kontinent waren noch nicht über die Insel ausgeschwärmt, und der Großteil der arbeitenden Bevölkerung hatte sich noch bis zum Feierabend zu gedulden.
    Es war eine kleine Bucht, aber der Strand war herrlich breit und sandig. Ein Ende wurde von einem dreigeschossigen deutschen Bunker bewacht, einem riesigen GranitMonolith mit Blick aufs Meer, der böse Erinnerungen an die jüngste Geschichte wachrief. Zerklüftete Felsen, die gerade von den Klippen herabgestürzt zu sein schienen, verbarrikadierten das andere Ende.
    »Hast du dich mit Daddy schon wieder versöhnt?« erkundigte sich Childes.
    Amy wußte, daß er das Daddy nur ein ganz klein bißchen spöttisch meinte, ein kleiner Scherz, ein gutmütiges Sticheln, weil sie für ihren Vater immer noch das kleine Mädchen war und ihn auch immer noch so nannte... Sie hatte es längst aufgegeben, deshalb beleidigt zu sein. »Oh, er ist noch immer böse auf mich, und ich bin noch immer böse auf ihn, aber ich denke, er wird es schließlich lernen und die ganze Situation einfach akzeptieren.«
    »Und ich kann das nicht ganz glauben.«
    »Er ist kein Unmensch, Jon, er wünscht dir bestimmt nicht den Teufel an den Hals.«
    »Den Teufel nicht, aber Victor Platnauer. Er hat ihn gebeten, sich bei Miss Piprelly über mich zu beschweren.«
    »Die Pip ist keine Handlangerin, die bildet sich über alles ihre eigene Meinung. Aber um Daddy Gerechtigkeit widerfahren zu lassen - ich entschuldige deshalb trotzdem keine Sekunde lang, was er getan hat -, deine Vergangenheit ist schon ein ganz klein bißchen beunruhigend.«
    Er konnte nicht anders, er mußte lächeln und wickelte

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