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Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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färbte das spärliche weiße Haar rot und blendete seine Augen gegen das namenlose Grauen.
    Für einen kurzen Moment hörte die Bewegung auf, und jetzt gab es nur noch das Zittern des gebrechlichen alten Körpers, die kleine Säge des Chirurgen saß fest im Knochen. Erkennen durchströmte Childes, eine Berührung wie von zwei Seelen, und dieses Gefühl gehörte nicht ihm; es gehörte dem Unheimlichen. ER war es, der ihn erkannte.
    Und ihn willkommen hieß.
    »OVEROY?«
    »Detective Inspector Overoy, ja.«
    »Hier ist Jonathan Childes.«
    »Childes?« Ein paar Sekunden Pause. »O ja, Jonathan Childes. Ist lange her.«
    »Drei Jahre.«
    »Wirklich? Ja, klar. Was kann ich für Sie tun, Mr. Childes?«
    »Es ist... es ist kompliziert. Ich weiß nicht so recht, wie ich anfangen soll.«
    Overoy stemmte einen Fuß gegen die Schreibtischkante und schob sich samt Stuhl zurück. Mit einer Hand schüttelte er sich eine Zigarette aus der Schachtel und nahm sie zwischen die Lippen. Mit einem Billigfeuerzeug zündete er sich den Glimmstengel an. Zeit genug für Childes, fand er.
    »Sie erinnern sich an die Morde?« sagte Childes schließlich.
    Overoy ließ den Rauch zwischen den Zähnen herausströmen. »Sie meinen die Kinder? Hören Sie, wie soll man so was vergessen? Sie waren uns damals eine große Hilfe.«
    Und ich habe den Preis dafür bezahlt, dachte Childes, aber das sagte er nicht. »Ich glaube, es geht wieder los.«
    »Wie bitte?«
    Overoy machte ihm die Sache nicht leichter. »Ich sagte: Ich glaube, es geht wieder los. Die Gesichter. Die Vorahnungen.«
    »Moment mal. Wollen Sie damit sagen, Sie haben noch mehr Leichen aufgespürt?«
    »Nein. Diesmal... Ich meine... Sieht so aus, als würde ich diesmal unmittelbar Zeuge der Verbrechen selbst werden.«
    Overoy nahm den Fuß vom Schreibtisch, zog sich nach vorn und griff nach einem Füller. Wäre da irgend ein x-beliebiger Kauz am anderen Ende der Leitung gewesen, dann hätte er ihn als Wichtigtuer abgetan, aber bei Chil-des war das etwas ganz anderes. Er hatte seine Lektion gelernt; er wußte, daß die Äußerungen dieses Mannes ernst zu nehmen waren, obwohl er damals natürlich auch ziemlich lange äußerst hartnäckig gezögert hatte, das zu tun. »Beschreiben Sie mir genau, was Sie... äh... gesehen haben, Mr. Childes.«
    »Zuerst will ich mit Ihnen eine kleine Abmachung treffen.« Overoy starrte den Hörer an, als hätte er Childes persönlich vor sich. »Ich höre«, sagte er.
    »Ich will, daß alles, was ich Ihnen jetzt erzähle, unter uns bleibt. Keine Pannen. Keine undichten Stellen. Kein Kontakt zu den Medien. Nicht so wie beim letztenmal.«
    »Hören Sie, das war nicht mein Fehler. Die Presse hat einen Riecher für alles, was ungewöhnlich ist, und so wird das auch in alle Ewigkeit bleiben. Ich habe mein Bestes getan, um Ihnen die Burschen vom Leib zu halten, aber wenn die mal Witterung aufgenommen haben, dann ist da nichts mehr zu machen, leider.«
    »Ich will Ihre Garantie, Overoy. Ich gehe nicht noch einmal das Risiko ein, von allen gehetzt zu werden. Das letzte Mal hat mir gereicht, und es hat genügend Schaden angerichtet. Außerdem... vielleicht hat das, was ich Ihnen zu sagen habe, ja auch gar nichts zu bedeuten.«
    »Ich kann Ihnen nur zusichern, daß ich mein Bestes tun...«
    »Das ist nicht genug.«
    »Was erwarten Sie von mir?«
    »Eine Absicherung, jedenfalls für den Moment. Alles, was ich Ihnen sage, bleibt unter uns. Nur wenn Sie eine
    Bestätigung finden, läuft die Sache an. Dann können Sie meinetwegen zu Ihren Vorgesetzten marschieren oder zu den Leuten, die direkt mit den jeweiligen Fällen zu tun haben.«
    »Von welchen Fällen reden Sie?«
    »Vorläufig nur von einem. Möglicherweise zwei.«
    »Interessiert mich. Lassen Sie hören.«
    »Habe ich Ihr Wort?«
    Overoy kritzelte Childes' Namen auf ein Stück Papier und unterstrich ihn zweimal. »Ich habe zwar keine Ahnung, wovon Sie reden, aber schön, Sie haben mein Wort.«
    Noch immer zögerte Childes, als traue er dem Detective Inspector nicht. Overoy wartete geduldig.
    »Der Junge, den man aus seinem Grab geholt hat... Haben Ihre Nachforschungen da schon irgend etwas erbracht?«
    Overoys Augenbrauen hoben sich verblüfft. »Soweit ich weiß, keine Spur, nichts. Wissen Sie was darüber?«
    »Ich habe gesehen, wie es passiert ist.«
    »Sie meinen, wie früher? Sie haben geträumt?«
    »Ich war nicht körperlich dabei, aber ich habe es auch nicht geträumt.«
    »Tut mir leid, hab' mich falsch

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