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Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Hitzegefühl, und die Atmosphäre wurde schwer, wie von unangenehmen Ausdünstungen geschwängert. Seine Hände krampften sich um das Lenkrad, und die Fingerspitzen, klamm vor Feuchtigkeit, schienen zu kribbeln. Er konzentrierte sich auf die mondhelle Straße vor sich und versuchte den Druck in seinem Kopf zu ignorieren. Der Druck wurde stärker, eine wolkenartige Substanz dehnte sich in seinem Gehirn aus, und seine Halsmuskeln verspannten sich. Seine Arme wurden bleischwer.
    Die erste Vision flackerte empor und zersetzte den Druck für einen Augenblick. Er war sich nicht sicher, was er gesehen hatte; es war zu schnell vorbei gewesen, und er hatte das Lenkrad verrissen, und Unterholz und Brombeergestrüpp rissen und kratzten an den Seitenfenstern, als wollten sie zu ihm hereinbrechen. Childes fuhr langsamer, hielt aber nicht an.
    Er glaubte, Hände gesehen zu haben. Große Hände. Stark.
    Sein Kopf fühlte sich an, als sei er mit sich drehender und windender Zuckerwatte gefüllt, die sein Bewußtsein beiseite drängte, je mehr sie selbst zu einer grotesken Riesenhaftigkeit anwuchs. Es war nicht mehr weit bis nach Hause, und Childes zwang sich, langsam zu fahren, ohne Hast. Er hielt sich in der Straßenmitte, da er wußte, daß es so spät in der Nacht keinen nennenswerten Verkehr mehr gab. In Gedanken sah er das scharfe Instrument, das von den großen Händen geführt wurde -eine gleißende Vision, die wie der Blitz einschlug und alles andere auslöschte.
    Er gab sich alle Mühe, den Wagen in der Spur zu halten, und dann war das Gesicht abrupt wieder verschwunden. Der Druck kehrte zurück, weniger stark, aber das Kribbeln durchzog seine Finger und wanderte weiter, seine Arme entlang.
    Jetzt hatte er nicht mehr weit zu fahren, die Straße, die zu den Häusern hinausführte, lag vor ihm. Bedächtig nahm Childes den Fuß vom Gaspedal und bremste. Ein Schweißtropfen sickerte von seiner Stirn herab und in einen Augenwinkel. Er wischte ihn mit dem Handrücken weg. Die Bewegung kam langsam und wohlüberlegt... und schwerfällig. Er kurbelte am Lenkrad. Der Mini schwang herum. Die Scheinwerfer fluteten in die Nacht hinein und zeigten ihm die Reihe der kleinen Häuser. Nicht mehr weit, dachte er. Wirklich nicht mehr weit. Ihm war klar, was mit ihm geschah, und er hatte entsetzliche Angst vor den Bildern, die er sehen würde. Da war ein verzweifeltes Bedürfnis, in die Sicherheit seines Hauses zu gelangen; in der leuchtendhellen Nacht fühlte er sich dem Bösen schrecklich ausgesetzt und verwundbar, der kalte Glanz des Mondes ließ die Umgebung erstarren, und die Bäume waren seltsam eindimensional, wie Scherenschnitte mit tiefen und scharfen Schatten.
    Fast am Ziel. Noch ein paar Yards. Geradehalten!
    Childes fuhr den Wagen auf den Einstellplatz vor dem Haus, schaltete den Motor aus und sackte nach vorn. Seine Hände klammerten sich am Lenkrad fest. Er atmete tief durch; der Druck auf seinen Schläfen war ungeheuerlich. Keuchend zerrte er den Schlüssel aus dem Zündschloß, drückte die Tür auf und taumelte ins Freie. Mondlicht tauchte seinen Kopf und seine Schultern in silberne Blässe. Er zitterte. Irgendwie gelang es ihm, die Haustür aufzuschließen und nach innen zu stoßen. Er stürzte, kroch auf Händen und Knien in den Flur hinein, als die Vision mit elementarer Gewalt in seinen Geist brandete.
    Entsetzten verzerrte das Gesicht des alten Mannes. Ganz deutlich. Das Grauen in seinen Augen war real. Die dünnen, rissigen Lippen plapperten Worte, die Childes nicht hören konnte, und Speichel tropfte aus den Mundwinkeln, und er wehrte sich, bäumte sich auf und wurde von diesen Gurten auf dem schmalen Bett gehalten. An seinem dürren Hals strafften die Sehnen faltige, bisher schlaffe Haut, er warf den Kopf hin und her, und der übergroße Höcker seines Kehlkopfes hüpfte ständig auf und ab, als trinke er Luft. Die Pupillen waren groß vor dem gealterten, cremefarbenen Hell des Augapfels, und Childes sah eine Spiegelung darin, etwas Undefinierbares, eine Form, die größer wurde, größer, immer größer - jemand näherte sich dem alten Mann.
    Childes sackte gegen die Wand. Ein Metallgegenstand wurde über die Stirn des verängstigten Mannes gelegt, und dann begann die sägende Bewegung, und Childes schrie auf, ein irres, durchdringendes Kreischen, und seine Hände flogen vor die eigenen Augen, als könne er verhindern, daß er noch mehr mitansehen mußte. Blut quoll aus der Wunde, floß zäh über den Kopf des Opfers,

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