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Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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beruhigt hatte. Als sie sich schließlich trennten, empfanden sie beide selbst diese Bewegung als Lust, und sie blieben Seite an Seite liegen und lauschten dem Herzschlag des anderen.
    »Hast du letzte Nacht geschlafen?« fragte ihn Amy.
    »Ja, tief... obwohl - ich hätte es eigentlich nicht gedacht.«
    »Keine Träume?«
    »Keine, an die ich mich erinnern kann.«
    Sie berührte sein Gesicht, und er konnte an ihren Fingerspitzen seinen und ihren Körpergeruch riechen.
    »Du hast gestern so schrecklich ausgesehen«, murmelte sie.
    »Ich hatte Angst, Amy. Ich habe immer noch Angst. Warum habe ich Kellys Hand so... so verstümmelt gesehen? Gott sei Dank haben die Mädchen vor lauter Lachen gar nicht gemerkt, was mit mir los war.« Er ergriff ihren Arm. »Was, wenn es eine Art Vorahnung war?«
    »Du hast immer gesagt, du seist kein Hellseher.«
    »Irgend etwas ändert sich in mir. Ich kann es regelrecht fühlen.«
    »Nein, Jon, du bist verwirrt und durcheinander von dieser Sache mit dem Mondstein. Irgend jemand spielt dir einen bösen Streich nach dem andern... deinem Ver-stand. Dieser Jemand will dich absichtlich quälen. Das hast du selbst gesagt.«
    »Und projiziert diese Gedanken in meinen Kopf?«
    »Vielleicht.«
    »Nein, nein, das ist Unsinn! So etwas gibt es nicht wirklich!«
    »Du meine Güte!« explodierte sie. »Wie kannst du das sagen? Warum drückst du dich immer davor, die Realität dieser Situation zu erkennen?«
    »Das hier nennst du real?«
    »Es passiert doch wirklich, oder? Du mußt endlich mit dir selbst ins reine kommen, Jon. Hör auf, dir was vorzumachen, dich gegen diese Gabe zu sträuben. Was für andere unnatürlich ist, muß für dich nicht genauso unnatürlich sein. Akzeptier jeden deiner zusätzlichen Sinne, jeden einzelnen, und lerne, damit umzugehen - sie zu beherrschen! Du hast zugegeben, daß ein äußerer Einfluß in deine Gedanken eindringt - gegen deinen Willen -, also versuch endlich, deine Macht zu begreifen, damit du dich wehren kannst!«
    »Das ist nicht so einfach...«
    »Das habe ich nie behauptet. Aber eins steht wohl fest: nur du sollst bestimmen können, was du denken oder sehen möchtest.«
    »Ich weiß, daß du recht hast, und ich wünschte, ich könnte das alles in den Griff bekommen, aber - es ist so viel. Kaum hab' ich einen Schock verdaut, kommt schon der nächste und haut mich wieder um. Allmählich geht das ganz schön an die Substanz. Ich muß nachdenken, Amy. Über etwas, was du kürzlich gesagt hast. Ich kriege es nicht aus dem Kopf, und ich muß noch eine Weile daran herumkauen. Eine Tür wartet darauf, aufgeschlossen zu werden. Ich brauche nur noch den
    Schlüssel.«
    »Den können wir gemeinsam suchen.«
    »Im Moment noch nicht. Ich bin sicher, daß es da etwas gibt, das nur ich allein finden kann - hab' noch eine Weile Geduld.«
    »Wenn du versprichst, daß du den Schlüssel anschließend nicht versteckst... vor dir nicht, und vor mir auch nicht.«
    »Das Versprechen ist leicht zu halten.«
    »Wir werden sehen.«
    »Hast du Hunger?«
    »Ein perfekter Themenwechsel.«
    »Gibt es noch mehr zu sagen?«
    »Viel.«
    »Später. Was möchtest du zum Frühstück?«
    »Wie wär's mit einem Mastodon? - Na ja, falls du damit nicht dienen kannst, wären auch Kaffee und Toast nicht schlecht.«
    »Bei dem Hunger könnte ich auch was Besseres auffahren als nur Kaffee und Toast...«
    »Das bleibt dir überlassen - aber wär's dir nicht lieber, wenn ich etwas koche?«
    »Du bist mein Gast.«
    »Dann hoffe ich, daß ich nicht über Gebühr geblieben bin... du liebe Güte, ich wohne schon mehrere Tage hier.«
    »Keine Angst. Wie nimmt es der gute Daddy auf?«
    »Mit steinernem Gesicht. Ich hab' Lust auf ein Bad, Jon.«
    »Okay. Du badest, und ich koche.«
    »Prüder Kerl.«
    »Nach den letzten Nächten?«
    »Na ja, so gesehen... Außerdem ist deine Wanne sowieso zu klein für zwei.«
    Er stand auf und griff nach seinem Bademantel. »Gib mir ein paar Minuten Vorsprung!« rief er über die Schulter zurück und ging die Treppe hinab.
    Amy schloß die Augen und runzelte die Stirn. Plötzlich wirkten ihre Züge überhaupt nicht mehr sanft.
    Unten rasierte sich Childes rasch; er ließ Amys Badewasser einlaufen und wusch sich selbst am Waschbecken. Dann öffnete er den kleinen Spiegelschrank, nahm seine Kontaktlinsen heraus und setzte sich die weichen Linsen ein, bevor der Spiegel beschlug. Er eilte die Treppe wieder hinauf und zog sich verwaschene Jeans, Turnschuhe und ein graues

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