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Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Sweatshirt an. Amy beobachtete ihn vom Bett aus.
    »Du mußt abnehmen«, bemerkte sie.
    »Für welches Schlachtfest?« konterte er und hielt die Antwort nicht gerade für witzig.
    »Dein Bad ist gleich soweit«, kündigte er an und fuhr sich mit den Fingerspitzen durch die dunklen, zerzausten Haare.
    »Ich komme mir wie eine Mätresse vor.«
    »So kommst du mir auch ab und zu vor, aber sie sind schwer zu kriegen.«
    »Du bist wieder fröhlich.«
    »Alte Gewohnheit.« Und er begriff, daß er damit sogar ziemlich dicht an der Wahrheit war: Unterdrückung des Unvorstellbaren, ermahnte er sich.
    »Du mußt mich aus dem Bett holen. Ein Kuß ist das mindeste«, sagte Amy.
    »Und wie bringe ich dich nach unten?«
    »Komm her und finde es heraus!«
    »Das Wasser wird überlaufen.«
    »Manchmal verstehst du wirklich überhaupt keinen
    Spaß.«
    »Und du benimmst dich überhaupt nicht wie eine Schulmeisterin.« Er warf ihr den Bademantel zu. »Essenfassen in zehn Minuten.« Aber Childes konnte dann doch nicht anders - er mußte zu ihr ans Bett treten, er mußte ihre Lippen, ihren Hals und ihre Brüste küssen, bevor er wieder in die Küche hinuntermarschierte.
    Später, als ihm Amy an seinem winzigen Küchentisch gegenübersaß, staunte er wieder einmal darüber, wie sehr die triefend nassen Haare und sein Bademantel sie von der Lehrerin in ein Schulmädchen verwandelten. Sie besprachen ihre Pläne für diesen Tag.
    »Ich muß nach Hause fahren und ein paar Sachen holen«, kündigte sie zwischen zwei Bissen an: sie verdrückte Eier, Speck und gegrillte Tomaten mit unverhohlener Begeisterung.
    »Soll ich mitkommen?« Er schmunzelte über ihren Appetit und war längst nicht mehr überrascht, daß die Mengen, die sie vertilgte, keinerlei Auswirkungen auf ihre schlanke Figur hatten. Er biß herzhaft in seinen Toast - in diesen einen Toast, mit dem er sich begnügte.
    Amy schüttelte den Kopf. »Ist vielleicht besser, wenn ich allein gehe.«
    »Früher oder später werden wir das letzte Gefecht durchstehen müssen«, sagte er und meinte Paul Sebire.
    »Lieber später als zu früh. Momentan hast du genug Frontlinien.«
    »Allmählich gewöhne ich mich daran, dich bei mir zu haben.«
    Sie hörte einen Moment lang auf zu kauen. »Das Gefühl ist... okay, oder?«
    »Sozusagen.«
    Sie verzog das Gesicht und aß weiter. »Ich meine, es
    ist ein gutes Gefühl, nicht wahr? Gemütlich. Aber auch aufregend.«
    »Das glaube ich auch.«
    »Du glaubst nur!« murmelte sie tonlos und kaute heftiger.
    »Klar. Aber es gefällt mir immer besser.«
    »Soll ich auf Dauer einziehen?«
    Er war überrascht, aber sie schien es nicht zu bemerken.
    »Wir könnten es mal versuchen«, fuhr sie fort, ohne ihn überhaupt anzusehen, »Mal sehen, wie es funktioniert.«
    »Wenn du schon keine Rücksicht auf deinen Vater nehmen willst, dann überleg mal, wie es Miss Piprelly aufnehmen wird, wenn zwei ihrer Lehrkörper in Sünde zusammenleben.«
    »Wenigstens sind wir Mann und Frau - das spricht für uns. Und überhaupt - die Pip braucht es ja nicht gleich zu erfahren.«
    »Hier? Wenn hier jemand am einen Ende der Insel niest, dann erkälten sich doch die Leute am anderen Ende! Du machst wohl Spaß. Sie weiß längst, was zwischen uns läuft.«
    »Also kein Problem.«
    Er seufzte gutmütig. »Das ist ein kleiner Unterschied, und du weißt das.«
    Amy legte Messer und Gabel hin. »Soll das gerade der Versuch sein, dich herauszureden?«
    Er lachte. »Hört sich nach einem großartigen Vorschlag an, und...«
    Er brach ab. Er starrte sie an, aber er sah sie nicht. Seine Augen weiteten sich.
    »Jon...?« Sie griff über den gedeckten Tisch hinweg und berührte seine Hand.
    Irgendwo in der Küche blubberte die Kaffeemaschine. Eine Fliege summte am Fensterrahmen herum. Staubteilchen schwebten in den Sonnenstrahlen. Trotzdem schien es eisig still zu sein.
    »Was ist los?« fragte Amy nervös.
    Childes blinzelte. Er stemmte sich hoch, hielt sich an der Tischplatte fest. »O nein...« stöhnte er. »Nicht das!«
    Er ballte die Hände zu Fäusten; seine Knöchel traten weiß hervor. Plötzlich sackten seine Schultern nach vorne. Der Kopf hing herab.
    Und zuckte wieder hoch. Amy erschrak, als sie den Schock und den Schmerz in seinen Augen sah.

»Jon!« rief sie, aber er wankte bereits los, stieß die leere Kaffeetasse vom Tisch, taumelte weiter, zur Tür.
    Amy schob den Stuhl zurück und eilte hinter ihm her, in den Flur hinaus. Er stand am Telefon, versuchte mit zittrigen

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