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Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Fingern eine Nummer zu wählen. Es ging nicht. Er war zu aufgeregt. Er blickte sie flehend an.
    Sie packte ihn bei der Schulter. »Sag mir, was du gesehen hast!« beschwor sie ihn.
    »Hilf mir, Amy. Bitte, hilf mir!«
    Sie war überwältigt, als sie sah, daß in seinen Augen Tränen glitzerten,
    »Wen, Jon! Wen willst du anrufen?«
    »Fran. Schnell! Mit Gabby... mit Gabby ist etwas passiert!«
    Ihr Herz erbebte wie unter einem gemeinen Hieb, aber sie nahm Jon den Hörer ab und zwang sich, nicht auch noch die Nerven zu verlieren. Sie bat ihn, ihr die Nummer zu nennen, und zuerst konnte er sich lächerlicherweise nicht erinnern. Dann kamen die Ziffern in einem Schwall heraus, und er mußte sie langsamer noch einmal für sie wiederholen,
    »Es klingelt«, sagte sie, als sie ihm den Hörer zurückgab und näher zu ihm herankam. Sie konnte spüren, daß er am ganzen Körper zitterte.
    Am anderen Ende wurde abgehoben. Sie hörte die ferne Stimme.
    »Fran...?«
    »Bist du's, Jonathan? O Gott, bin ich froh, daß du angerufen hast!« Ihre Stimme war so furchtbar spröde, so unglücklich. Childes sackte noch mehr in sich zusammen, die Angst war fast übermächtig.
    »Ist Gabby...?« setzte er an.
    »Etwas Schreckliches ist passiert, Jon, etwas Furchtbares.«
    »Fran...« Seine Tränen blendeten ihn jetzt.
    »Gabby s Freundin, Annabel... Sie wird vermißt, Jon. Sie wollte zu Gabby herüberkommen, zum Spielen, aber sie ist nie hier angekommen. Die Polizei ist jetzt gerade bei Melanie und Tony, und Melanie dreht fast durch vor Angst. Niemand hat Annabel seitdem mehr gesehen. Sie hat sich einfach in Luft aufgelöst. Gabby ist ganz durcheinander und will gar nicht mehr aufhören zu weinen. Jonathan, kannst du mich hören...?«
    Nur Amy bewahrte Childes davor, daß er einfach zusammenbrach.

Amy fuhr Childes zum Flughafen. Unterwegs betrachtete sie ihn immer wieder besorgt von der Seite. Sein Gesicht war bleich. Während der ganzen Fahrt sprach er kein einziges Wort.
    Verzweiflung mischte sich in seine Erleichterung, denn er kannte das Schicksal des vermißten Mädchens; er wußte, was mit Annabel geschehen war. Es hatte einen Fehler begangen, davon war er überzeugt. Seine Tochter hätte das Opfer sein sollen. Es hatte sich das falsche Kind geholt, und das würde es inzwischen auch wissen.
    Amy parkte den MG, während Childes bereits sein Ticket holte. Sie traf ihn in der Lounge Bar; gemeinsam warteten sie, bis sein Flug aufgerufen wurde, und keiner von ihnen sprach viel. Sie begleitete ihn zum Gate, einen Arm um seine Hüfte gelegt, während sein Arm auf ihren Schultern ruhte.
    Bevor er den Flugsteig betrat, küßte er sie zärtlich, und sie hielt ihn ein paar Augenblicke lang fest. »Ruf mich an, wenn du Gelegenheit dazu hast, Jon«, bat sie ihn.
    Er nickte; sein Gesicht war wie erstarrt, etwas Finsteres, beinahe Maskenhaftes. Dann war er unterwegs, die Reisetasche über die Schulter gehängt, und verschwand mit den anderen Passagieren nach Gatwick durch den schmalen Korridor.
    Amy verließ das Terminal und setzte sich in ihren Wagen. Sie wartete, bis sie das Flugzeug in den klaren Himmel aufsteigen sah. Erst dann weinte sie.

Childes klingelte und sah beinahe augenblicklich die Bewegung hinter den Kristallglasscheiben. Die Tür wurde geöffnet, und dann stand Fran vor ihm, eine Mischung aus Freude und Elend im Gesicht.
    »Jonathan«, flüsterte sie und trat vor, als wolle sie ihn umarmen - aber sie zögerte, als sie die Gestalt hinter Childes bemerkte, und dann war der Augenblick auch schon vorüber.
    »Hallo, Fran«, grüßte Childes und wandte sich halb zu seinem Begleiter um. »Du wirst dich an Detective Inspector Overoy erinnern.«
    Verwirrung veränderte zunächst ihre Züge, dann Feindseligkeit.
    »Ja. Wie könnte man ihn vergessen?« Sie warf Overoy einen Blick über Childes' Schulter hinweg zu, dann sah sie ihren Ex-Mann an. Er registrierte die tiefen Falten um ihre Mundwinkel, und er sah die Frage in ihren Augen.
    »Ich erklär's dir drinnen«, versprach Childes.
    Sie trat beiseite und ließ sie eintreten. Overoy wünschte ihr einen guten Abend, als er an ihr vorbeiging, entlockte ihr jedoch nur eine sehr halbherzige Erwiderung.
    »Gehen wir ins Wohnzimmer«, bestimmte Fran, aber die Männer kamen nicht weit. Hastige Schritte polterten die Treppe herunter.
    »Daddy! Daddy!« kam Gabbys aufgeregter Schrei, und dann stürmte sie auch schon den letzten Treppenabsatz herab, übersprang die letzten drei Stufen und flog in

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