Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
wartete auf seine Antwort.
    Er sah Fran lange an, und als er schließlich sprach, jagten ihr der Ton in seiner Stimme und der Inhalt seiner Worte einen frostigen Schauer über den Rücken. »Es hat lange genug in meinem Schädel gehaust und meine Gedanken in sich hineingefressen. Wir sind der Meinung, daß es jetzt an der Zeit ist, daß ich zurückschlage.«
    Er erwachte und spürte, daß außer ihm noch jemand im Zimmer war. Für einen winzigen Sekundenbruchteil wußte er nicht, wo er sich befand, das Zwielicht war ihm nicht vertraut, die geduckten Schatten wirkten fremd und bedrohlich. Die Erinnerung an die Ereignisse des Tages kroch in seinen Verstand zurück. Er war zu Hause. Nein, nicht zu Hause. Er war vorübergehend bei Fran und Gabby in seinem alten Zuhause. Der Lichtschimmer kam von der Straßenlampe draußen.
    Ein Schatten näherte sich dem Bett.
    Childes fuhr hoch, eine abrupte und heftige Bewegung, und gleichzeitig explodierte die Angst in ihm. Er erstarrte, war wie gelähmt.
    Ein Gewicht senkte sich auf das Bett herab. Dann hörte er Frans leise Stimme.
    »Tut mir leid, Jon. Ich... ich kann nicht allein schlafen, ich schaffs nicht - nicht heute nacht. Sei nicht böse, bitte.«
    Er hob die Decke an, und sie schlüpfte zu ihm - sehr nahe. Er spürte ihr Nachthemd weich an seiner Haut.
    »Niemand zwingt uns, miteinander zu schlafen«, flüsterte sie. »Deshalb bin ich gekommen. Ich möchte nur, daß du mich in die Arme nimmst und eine Weile festhältst.«
    Das tat er. Und dann liebten sie sich.

Er schreckte noch einmal hoch in dieser Nacht, viel später, als ihn der Schlaf bereits in einem eisernen Griff hielt.
    Eine Hand berührte seine Schulter. Fran hatte es ebenfalls gehört. »Was war das?« stieß sie hervor.
    »Keine Ahn...«
    Wieder hörten sie den Laut.
    »Gabby!« Sie sagten es gleichzeitig.
    Gefolgt von Fran rutschte Childes aus dem Bett. Er erreichte die Tür, und der Schrecken war etwas grauenhaft Kaltes tief in ihm. Gänsehaut überzog seinen nackten Körper jäh mit winzigen Pusteln. Er brauchte viel zu lange, bis er im Flur den Lichtschalter gefunden hatte, und dann blendete ihn die Helligkeit und schmerzte in seinen Augen, und er verfluchte das Schwindelgefühl, das ihn taumeln ließ.
    Sie sahen die schwarze Katze vor Gabbys offener Zimmertür... Das Tier war mit gesträubtem Fell zurückgewichen, die einzelnen Haare standen wie Nadeln. Miss Puddles starrte in das Dunkel des Zimmers. Die Augen glühten feindselig und die Zähne waren wütend gefletscht.
    Gabby schrie wieder, ein durchdringendes Kreischen.
    Das Fell der Katze wurde wie von einem unterirdischen Luftzug aufgeplustert und gegen den Strich gekrault.
    Sie jagte die Treppe hinab.
    Childes und Fran stürzten ins Zimmer ihrer Tochter. Gabby saß kerzengerade im Bett. Sie starrte in die ihr gegenüberliegende Ecke neben der Tür, und der schwache Schimmer des Nachtlichts warf dunkle Schatten auf ihr Gesicht.
    Gabby beachtete sie nicht, nicht einmal, als sie sich über sie beugten, sie starrte in diese düstere Ecke. Sie sah etwas, sah irgend etwas in dieser Ecke. Etwas, das für ihre Mutter und ihren Vater unsichtbar war.
    Fran nahm sie in die Arme, und erst jetzt blinzelte sie, als erwache sie aus einem Traum. Childes blickte sich noch immer besorgt um. Gabby machte sich frei und tastete auf ihrem Nachttischchen herum, fand die Brille und setzte sie hastig auf. Wieder warf sie einen Blick in die dunkle Ecke.
    »Wo ist sie?« stieß sie mit einem Schluchzen heraus.
    »Wer, mein Liebling, wer?« wollte Fran wissen und streichelte sie beruhigend.
    »Ist sie weggegangen, Mummy? Sie hat so traurig ausgesehen.«
    Childes spürte das Kribbeln im Genick. Kalter Schweiß überzog Stirn und Handflächen.
    »Sag mir, wer, Gabrielle!« verlangte die Mutter. »Sag mir, wen du gesehen hat!«
    »Annabel. Sie hat mich angefaßt. Und sie war so kalt, Mummy, so eiskalt. Und sie hat so traurig ausgesehen.«
    Tief in Childes Innerstem rührte sich eine längst vergessene Erinnerung.

Das Päckchen kam am Montagmorgen per Eilboten, und es war an JONATHAN CHILDES adressiert. Sowohl der Name als auch Frans Anschrift waren mit der Hand geschrieben - mit zierlichen, ordentlichen Großbuchstaben. Das braune Kuvert war Standardgröße, sieben mal zehn Zoll,
    Darin befand sich eine schmale, vier Zoll große, quadratische Pappschachtel.
    In der Schachtel zerknülltes Zellstoffpapier.
    In den Zellstoff waren sechs Gegenstände eingewickelt.
    Vier winzige Finger

Weitere Kostenlose Bücher