Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
gerichtet, aber natürlich wußte Childes, warum sie ihm diese Frage stellte. »Diesen speziellen Punkt haben wir bisher nicht erörtert, oder? Aber soviel ich weiß, bist du gleichzeitig mit Fran in Gabbys Zimmer angekommen.«
    »Amy... «
    »Ich will es wissen.«
    Er zog das Lenkrad sanft nach rechts und wich einem Ast aus, der gefährlich weit aus einer Hecke herausragte. »Ich habe in der Nacht allein im Gästezimmer geschlafen.« Leichter, soviel leichter, zu lügen. Aber er konnte es nicht - nicht Amy gegenüber. »Fran war mit den Nerven völlig am Ende. Sie ist zu mir gekommen.«
    »Und du hast mit ihr geschlafen?«
    »Es ist einfach passiert, Amy. Ich hab's nicht darauf angelegt. Ich wollte es nicht. Glaub mir, es ist einfach geschehen.«
    »Weil sie mit den Nerven völlig am Ende war?«
    »Fran brauchte Trost. Sie hat an diesem Tag eine ganze Menge durchgemacht.«
    Er warf Amy einen hastigen Seitenblick zu. Sie weinte.
    Childes griff nach ihrer Hand. »Es hat keine Bedeutung, Amy, es war nur ein Trost, nichts weiter.«
    »Und du glaubst, das bringt alles wieder ins Lot.«
    »Nein, es war nicht fair... dir gegenüber, und es tut mir auch leid. Ich will nicht, daß du denkst, ich sei daran interessiert gewesen...«
    »Ich weiß nicht, was ich jetzt denken soll. Irgendwie glaube ich, daß ich verstehe... du warst so lange mit ihr verheiratet. Aber deshalb tut es nicht weniger weh.« Sie zog ihre Hand weg. »Ich hab' geglaubt, du liebst mich, Jon.«
    »Du weißt, daß ich dich liebe.« Da war ein allmählich zunehmender Druck in seinem Kopf, ein Druck, der nichts mit seiner Unterhaltung mit Amy zu tun hatte. »Ich... ich konnte sie in dieser Nacht nicht einfach wegschicken.«
    »Du hast einer alten Freundin einen Gefallen getan... war es das?«
    »Es liegt ziemlich nahe an der Wahrheit.«
    »Ich hoffe, Fran hat es nicht gemerkt.«
    Die Straße senkte sich abwärts. Es wurde noch düsterer.
    »Ich will nicht, daß alles kaputtgeht, was zwischen uns ist.«
    »Wir sollen einfach weitermachen wie bisher?«
    Das Kribbeln begann in seinem Genick; eisig. Ähnlich diesem Gefühl am Nachmittag, als er aufgeschaut und das Gesicht am Fenster gesehen hatte.
    »Es... es war nicht wichtig...« stammelte er, und seine Finger kribbelten jetzt ebenfalls. Er spürte, wie sich seine Schulterblätter zusammenzogen.
    »Ich weiß nicht, Jon. Vielleicht, wenn du's mir vorher erzählt hättest...«
    »Wie... denn? Wie hätte ich das denn erklären sollen?« Eine schwere, kalte Hand hatte sich aus der Dunkelheit des Wagens hervorgetastet und lag jetzt auf seiner Schulter. Doch als er hinschaute, war da - nichts.
    »Amy... «
    Er sah die Augen, die ihn aus dem Innenspiegel heraus anstarrten. Grauenvolle, boshafte Augen. Augen voller dämonischer Freude.
    Amy spürte, wie er sich verkrampfte und sah das Entsetzen in seinem Gesicht. »Jon, was ist...«
    Sie wandte sich zur leeren Rückbank um.
    Childes sah die Augen im Spiegel größer werden - das Etwas, das grinsende Etwas im Fond beugte sich nach vorn, tastete nach ihm, berührte ihn - starke, betäubende kalte Finger lagen an seinem Hals, Nagel gruben sich in seine Haut...
    Der Wagen schleuderte nach links und streifte die Hecke.
    »Jon!« schrie Amy.
    Diese hämischen Augen. Stählerne Finger umklammerten seinen Hals. Stinkender Atem an seiner Wange. Er wollte die Hand wegzerren - und berührte nur seinen Hals.
    Der Wagen brach aus, nach rechts hinüber, und schrammte an einer niederen Steinmauer entlang. Funken flogen, Metall kreischte auf Stein, und der Mini jagte weiter an der rauhen Mauerfläche entlang. Büsche und Zweige peitschten gegen die Fensterscheiben.
    Amy griff ins Lenkrad, versuchte es nach links zu drücken, aber Childes' Hände umklammerten es mit einem unerbittlichen, eisernen - erstarrten - Griff. Das Reißen von Metall kreischte in ihren Ohren.
    Er konnte kaum noch atmen, so beengt war seine
    Kehle. Sein rechter Fuß war am Gaspedal festgewachsen - er konnte dem kichernden Etwas hinter sich nicht entkommen, so sehr er sich auch bemühte. Und - wie sollte er ihm auch entkommen, wenn es doch bereits hinter ihm im Wagen hockte... ?
    Eine Kurve. Er riß das Lenkrad nach links, gerade weit genug, um den Wagen endlich von der Mauer wegzubringen - aber nicht weit genug, um die Kurve zu nehmen. Plötzlich konnte er auch seine Füße wieder bewegen. Er trat voll auf die Bremse, aber es war zu spät. Der Wagen schleuderte, die Mauer schien plötzlich zu wachsen und sich

Weitere Kostenlose Bücher