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Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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versuchte den Sturz abzufangen, warf sich nach vorn und fiel. Er überschlug sich, ignorierte den stechenden Schmerz in seinem Knie und versuchte gar nicht erst, wieder auf die Füße zu kommen. Auf allen vieren kroch er ans Geländer, griff durch die Streben und packt den zappelnden Körper knapp unterhalb des Geländers - er bekam Jeanettes Arme zu fassen, umklammerte sie mit aller Kraft und hob sie an.
    Er glaubte, eine Bewegung hinter sich zu spüren, aber er konzentrierte sich allein darauf, das über der Tiefe hängende Mädchen festzuhalten. Er zerrte, wollte sie in Sicherheit zurückheben, aber es ging nicht. Seine unglückliche Lage ließ das nicht zu. Er konnte nur am Boden liegenblieben, der Länge nach ausgestreckt und keuchend - und sie festhalten.
    Er spürte, daß sie wegrutschte.
    »Wehr dich nicht, Jeanette. Versuch nur, dich ganz still zu verhalten. Bitte - wehr dich nicht gegen mich!«
    Aber sie konnte nichts dafür. Ihr Würgen verwandelte sich in ein schreckliches Röcheln. Ihre Finger krallten sich in den eigenen Hals und hinterließen blutige Striemen auf der Haut.
    Childes spürte, daß er das Mädchen nicht mehr lange halten konnte.
    Hastige Schritte auf der Treppe. Overoy, der zu ihnen herauf starrte, ohne dabei langsamer zu werden. Er hetzte die Treppe herauf, und er nahm alle Geschwindigkeit und Kraft, die in ihm steckte.
    Childes krallte sich an Jeanette fest. Die Beine hinter sich hatte er weit gespreizt, der Körper war flach auf dem Boden ausgestreckt, das ganze Gewicht drückte gegen die Metallstreben des Geländers. Und obwohl ihn die Anstrengung beinahe überwältigte, fiel ihm ein Gegenstand auf, der dicht am Rande des Treppenabsatzes lag.
    Er war winzig, dieser Gegenstand. Und rund.
    Es war ein Mondstein.

Der Verkehr wälzte sich träge durch die größte Hafenstadt der Insel, und Childes zwang sich, mit besonderer Wachsamkeit zu fahren. Sein Nervenkostüm war hoffnungslos zerfetzt, und seine Hände fühlten sich an wie Gummi - noch immer. Neben ihm saß eine sehr nachdenkliche Amy; offensichtlich erschüttert von dem, was geschehen war, und zudem seltsam reserviert.
    Er hielt an einer Ampel. Jenseits der Kreuzung war bereits der Hafen zu sehen. Touristen flanierten in der angenehmen Wärme des frühen Abend, und im Yachthafen versammelten sich die Besatzungsmitglieder der Boote an Deck, schlürften Wein und diskutierten über den unglückseligen Mangel an steifen Brisen für rasante Segeltörns. Am anderen Ende des langen, weit geschwungenen Piers legte ein Tragflächenboot an; Tagesausflügler, die von einer der anderen Inseln zurückkehrten, gingen von Bord. Hellgrün gestrichene Kräne, die zum Be- und Entladen der Frachtschiffe verwendet wurden, reihten sich in der Nähe des Hafenausgangs an den Kais, die Ausleger in eigenartigen Winkeln zueinander, als führten sie eine interessante Unterhaltung.
    Er blickte zu Amy hinüber. »Alles klar?«
    »Ich habe Angst, Jon.« Sie wandte ihm kurz das Gesicht zu, schaute aber schnell wieder weg.
    »Das haben wir beide. Wenigstens klappt es ab jetzt mit der polizeilichen Überwachung. Sie werden sich sehr große Mühe geben.«
    »Arme, kleine Jeanette.«
    »Sie wird sich erholen. Ihr Hals ist gequetscht, und Kehlkopf und Luftröhre sind von dieser Schulkrawatte schlimm zusammengedrückt. Dieser Wahnsinnige hat sie...« Er unterbrach sich und atmete tief durch. »Aber sie
    wird wieder ganz gesund werden.«
    »Ich habe die Verletzungen in ihrem Geist gemeint. Ob sie wohl jemals über diese Tortur hinwegkommen wird?«
    Die Ampel schaltete auf Grün, und Childes gab Gas; er bog nach rechts ab und fuhr an den Kais entlang.
    »Sie ist noch so jung, Amy, und die Zeit heilt viele Wunden. Sie wird auch dieses Trauma heilen. Oder doch mildern.«
    »Hoffentlich. Um ihretwillen.«
    »Gott sei Dank war Overoy zur Stelle. Ich hätte sie nicht mehr lange festhalten können.«
    »Er hat... niemanden sonst gesehen?«
    »Nein. Aber andererseits - er hatte mit mir und Jeanette auch ganz schön viel zu tun. Die Polizei geht davon aus, daß dieses Monstrum über die Feuertreppe geflüchtet ist, und daran anschließend war es ein Kinderspiel, das Schulgelände zu verlassen. Der Wald ist so nahe. Das La Roche ist nicht gerade sicheres Terrain.«
    Hinter dem Hafen schlängelte sich die Straße einen steilen Hügel empor, und bald darauf lagen die letzten Ausläufer der Stadt hinter ihnen.
    »Ich wünschte, der Detective hätte ihn gesehen«, sagte Amy

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