Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
in düstere Tunnel verwandelt zu sein schienen. Das große Portal mit den Doppeltüren war der Treppe genau gegenüber, knapp zehn Meter entfernt. Neben diesem Portal waren die Lichtschalter angebracht.
    Zehn Meter - das war keine Entfernung. Warum also erschien ihr die Strecke so entsetzlich weit? Und warum wirkte die Schwärze hier so gefährlich?
    Weil ich eine dumme alte Jungfer geworden bin, die fortan jede Nacht unter ihr Bett schauen wird, schalt sie sich - und wußte zugleich, daß dies nicht der Grund war. Die Dunkelheit war gefährlich, und die Entfernung bis zu den Türen war riesig.
    Doch ihr blieb keine Alternative, als tatsächlich hinüberzugehen. Nach oben zurückzukehren, würde bedeuten, daß sie zuließ, daß dieses verschüttete Benzin in Brand gesetzt wurde. Wenn sie aber die Lichter anschaltete, würde dies den Eindringling vermutlich in die Flucht schlagen... hoffentlich. Zumindest würde die Helligkeit den wachhabenden Polizisten herbeirufen.
    Ein brauner Schuh mit flachem Absatz berührte den Boden. Der andere folgte. Miss Piprelly machte sich auf ihren langen Weg durch den Korridor.
    Auf halber Strecke blieb sie stehen. Hatte sie etwas gehört? Etwas gefühlt? War da jemand in dieser Korridoröffnung links von ihr? Bewegte sich da ein Schatten? Miss Piprelly schritt weiter, und der dünne, schmierige Benzinfilm auf den Dielen saugte an ihren Schuhen. Sie beschleunigte ihre Schritte, je näher sie der Tür kam.
    Es lauerte in der schützenden Finsternis, jemand, der ihr und ihrer Schule Böses wollte. Dieses Gefühl war so überwältigend! Es krampfte ihre Brust zusammen, so daß ihre Atemzüge zu kurzen, keuchenden Stößen wurden. Ihr Herz raste. Sie ging noch schneller und streckte die Hände aus, lange, bevor sie auch nur in der Nähe der Lichtschalter war. Die Erscheinung war näher. Sie kam auf sie zu, noch immer unsichtbar, doch nach ihr greifend... Bald würde sie sie berühren, bald würde sie sie spüren können.
    Sie mußte hinausgelangen!
    Sie mußte den Polizisten finden, ihn herbeirufen, ihn von diesem unheimlichen Eindringling in Kenntnis setzen. Er wußte, was zu tun war, er würde verhindern, daß die Schule in Brand gesetzt wurde. Er würde sie alle retten!
    Sie hatte das Portal erreicht, wäre beinahe dagegen gelaufen. Ihre Hände tasteten darüber und suchten nach den Griffen, dem Schloß, und jetzt schluchzte sie vor Erleichterung darüber, daß sie so weit gekommen war, daß sie das Portal erreicht hatte und gleich - gleich! -befreit sein würde von dieser ungeheuerlichen Bedrohung hinter sich.
    Sie wußte, daß es nahe war, doch sie wollte sich nicht umdrehen, wollte nicht zurücksehen - ihr war klar, daß dieses Kribbeln an ihrem Hals allein dem kalten Atem dieses Eindringlings zu verdanken war.
    Vage wunderte sie sich darüber, daß die Türen nicht verschlossen waren, und dann drehte sie den Knauf, und ein leiser furchtsamer Triumphlaut entfloh ihren Lippen. Sie zog die Türflügel nach innen. Kühle Luft wehte herein.
    Und die Gestalt, ein dunkles Nichts vor dem Hintergrund der Nacht, stand vor ihr auf den Treppenstufen -stand draußen, bewegungslos und unpassierbar.
    Miss Piprellys Beine versagten den Dienst, und ihre Stimme war nur mehr ein seufzendes Stöhnen, als die Gestalt die Hände nach ihr ausstreckte.

Childes bremste hart vor den hohen, offenstehenden Toren des La Roche-College, während er die Hände fest um das Lenkrad geklammert hielt. Der Mietwagen kam mit einem Ruck zum Stehen, und Childes schoß nach vorn und dann wieder zurück.
    Seine Augen weiteten sich, als er die lange, von den Scheinwerfern des Renaults erhellte Auffahrt zu den College-Gebäuden hinauf starrte.
    Alles war dunkel und still; das Weiß des Hauptgebäudes wurde durch den wolkenverhangenen Nachthimmel zu einem schweren Grau verdunkelt. Keine Flammen loderten aus den Fenstern, keine brüllende Hitze versengte das Innere. Es gab kein Feuer.
    Während der kurzen, rasenden Fahrt von seinem Zuhause zur Schule hatte er auch keine Sirenen gehört, und er war keinem einzigen anderen Fahrzeug begegnet, das es ähnlich eilig hatte wie er, zum La Roche-College zu kommen. Die Straßen waren einsam und verlassen gewesen. Warum auch nicht? Es war spät, und hier gab es kein flammendes Inferno.
    Er schüttelte verwundert den Kopf. Dann sah er den Streifenwagen, der unmittelbar hinter der Einfahrt abgestellt war; Lichter und Motor waren ausgeschaltet. Chil-des ließ seinen Renault langsam durch

Weitere Kostenlose Bücher