Moonlit Nights
Nicht so
mein Ding ….« Er zwinkerte mir zu, stand auf, schlüpfte in seine
Schuhe und ging die Treppe hinab. Ich folgte ihm. Liam öffnete
die Haustür und drehte sich zu mir. Er nahm meine Hände, zog
mich dicht an seine Brust, sah mir kurz in die Augen und gab mir
einen sanften Kuss auf die Stirn. Seine Lippen fühlten sich
märchenhaft weich an. Wie es wohl wäre, sie auf meinen Lippen
zu spüren? »Bis morgen Emma«, flüsterte er mir ins Ohr, dass
sich alle meine Härchen aufstellten und verschwand in der
Dunkelheit. Seufzend schloss ich die Tür hinter ihm. Ich wusste,
dass meine Mutter uns aus der Küche beobachtet hatte, doch es
war mir egal. Ich war schließlich alt genug. Niedergeschlagen,
dass Liam bereits nach Hause gegangen war, trottete ich in die
Küche. »Wo ist denn Liam?«, fragte mein Vater scheinheilig. »Du
hast ihn verscheucht!«, gab ich patzig zurück, setzte mich auf
meinen Platz und schaufelte mein Abendessen in mich hinein. Es
gab tatsächlich Gemüselasagne – mein Lieblingsessen. Wenn wir
später verheiratet wären, müsste Liam sich aber noch deutlich
umgewöhnen, amüsierte ich mich.
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Die Andere & Der Kuss
Heute Morgen hatte ich verschlafen. Dennoch stellte ich mich
kurz unter die Dusche. Sie half mir mittlerweile beim
Wachwerden. Außerdem hatte ich mich schon so daran gewöhnt,
dass sie mir regelrecht fehlte, wenn ich sie ausließ. Ich war viel zu
spät dran und hetzte den Schulweg entlang. Trotzdem stand Liam
an unserer Laterne und wartete auf mich.
»Jetzt aber schnell!«, lachte er mir entgegen, schnappte sich wie
gewohnt meine Schultasche und zog mich an der Hand vorwärts.
Wir kamen gerade noch rechtzeitig zum Unterricht. Erschöpft von
der Lauferei ließ ich mich auf meinen Stuhl sinken, den Liam für
mich zurechtgerückt hatte. Ich hatte mich schon so daran
gewöhnt, dass ich vermutlich, sollte mir Liam einmal nicht mehr
den Stuhl parat stellen, glatt auf den Boden fallen würde. Liam
saß neben mir, als würde er schon seit Stunden dort sitzen und
hätte nicht eben einen marathonreifen Dauerlauf hinter sich
gebracht, während ich vor mich hinschnaufte wie eine
kohlebetriebene Dampflok. Ich konnte immer nur wieder über ihn
staunen.
In den ersten beiden Stunden hatten wir Geschichte. Das war
gut. Die würden schnell umgehen. Ich hatte das Gefühl, Liam
säße heute dichter neben mir als sonst. Ständig berührten sich
unsere Arme. Mein Arm, umhüllt von einem dicken Pullover und
Liams Arm, nackt und warm bis zu den Ellenbogen. Es war
Wahnsinn. Ich konnte seine warme Haut durch meinen Pulli
hindurchspüren und wieder bekam ich Gänsehaut durch seine
Berührungen. Jedes Mal, wenn das geschah, trafen sich unsere
Blicke und Liam lächelte sein unwiderstehliches Lächeln. Es war
zum verrückt werden. Liam war zum verrückt werden. Umso öfter
ich ihn betrachtete, umso mehr überkam mich das Verlangen,
meine Arme um ihn zu schlingen und meine Lippen auf seine zu
drücken. Was, wenn ich einfach den ersten Schritt machen würde?
Wenn ich ihn einfach küsste? Würde er sich wehren? Wäre es ihm
peinlich? Wäre ich ihm peinlich? Oder wäre er froh, wenn ihm
jemand diese Entscheidung abnahm? Vielleicht traute er sich
nicht? Ich kannte Liam zwar noch nicht so lange, aber er hatte auf
der Schule schon etliche Angebote von Mädchen bekommen, auf
die er nicht einging. Möglicherweise war er wirklich zu
schüchtern … Ich grübelte vor mich hin, während sein Arm
immer wieder meinen streifte. Es klingelte. Die Stunde war
vorüber – wir hatten Pause. Ich packte mein Pausenbrot aus und
wartete auf Liam.
»Geh’ ruhig schon mal vor. Ich muss noch etwas erledigen «,
sagte Liam zu mir und nahm seinen Mantel vom Stuhl. »Isch kann
doch mitkomm’n …«, schmatzte ich, den Mund voller Brot.
»Nein, das geht nicht.« Schon verschwand er eiligen Schrittes aus
der Klasse. Verblüfft über diese rabiate Abfuhr ging ich aus der
Klasse und setzte mich auf die Palisaden, auf denen ich in jeder
Pause saß. Weit weg von Gyle-Kyle und seiner »Coolen-Gang.«
Was Liam wohl jetzt wieder zu klüngeln hatte? Na ja …
vermutlich musste er noch etwas im Sekretariat abgeben.
Schließlich war er neu auf der Schule. Die 20 Minuten ohne Liam
wollten kaum vergehen. Ich hatte keine Ahnung, wie endlos
einem 20 Minuten erscheinen, wenn man etwas erwartet, doch
dann ertönte endlich das erlösende Schlagen der Schulglocke. Die
Pause war
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