Moonlit Nights
wiederholte sie skeptisch, ging aber darauf ein. »Nun
gut, Liebes. Wenn deine Freundin und ihr Freund, sagen wir, sie
heißen Emma und Liam«, meine Mutter grunzte über ihren Witz,
»noch nicht so viel Erfahrung damit haben, kann es ja sein, dass
sich keiner von beiden so richtig traut, oder?«
»Liam und keine Erfahrung?«, platzte es aus mir heraus und
meine Mutter lächelte liebevoll, weil ich mich verraten hatte.
Nicht, dass sie mir das mit der Freundin vorher abgekauft hatte,
aber nun war es offensichtlich und ließ sich nicht mehr leugnen.
»Nur weil der Junge gut aussieht, heißt das noch lange nicht, dass
er das auch ausnutzt.« Sie machte eine kurze Pause und ließ mich
darüber nachdenken. »Emma, du bist ein sehr hübsches Mädchen
– gut, zeitweise ein bisschen trampelig – aber hübsch! Ist dir noch
nicht in den Sinn gekommen, dass Liam Angst vor einer Abfuhr
haben könnte? Vielleicht möchte er euch Zeit lassen, um ganz
sicher zu gehen, dass du auch etwas für ihn empfindest?« Das war
ja klar. Sie war meine Mutter. Es war ihre Pflicht, so etwas zu
sagen. Aber musste sie es unglaubwürdig machen, indem sie mich
mit Liam gleichstellte? Liam und Angst vor einer Abfuhr? Und
dann auch noch von mir? In welcher Welt lebte sie?! Manchmal
konnte meine Mutter wirklich aufmunternd sein – zumindest
versuchte sie es hin und wieder. Vielleicht hatte sie ja sogar recht?
Auch wenn es schwer vorstellbar war – vielleicht war Liam
genauso unerfahren wie ich und wollte einfach nur nichts falsch
machen? »Danke Mom«, sagte ich und lächelte sie an. Sie nickte
mir zu und widmete sich wieder der Zubereitung des Essens. Ich
hatte das Gemüse mittlerweile fertig geschnitten und ging hinauf
in mein Zimmer. Gegessen wurde sowieso erst, wenn Dad den
Laden zumachte und das dauerte noch.
Ich legte mich aufs Bett, schaltete den Fernseher ein und nahm
meinen Zauberwürfel von der Kommode. Ich drehte daran herum
– wie immer erfolglos. Plötzlich klopfte es an meiner Tür. »Stör
ich?«, fragte eine samtweiche Stimme. Erschrocken fuhr ich hoch.
Das war Liam!
»Ähm … nein«, antwortete ich wahrheitsgemäß und setzte mich
aufrecht hin. Die Tür ging auf und Liam schob seinen
bildhübschen Kopf durch den Spalt. »Deine Mom sagte, ich
würde dich hier finden.« Immer noch völlig verdattert, starrte ich
ihn an. »Ähm … ja, komm doch rein.« Mit eleganten Schritten
durchquerte Liam mein Zimmer und setzte sich zu mir aufs Bett.
Schnell verstaute ich meinen verwaschenen Bärchenschlafanzug
unter der Bettdecke und hoffte, dass Liam ihn nicht bereits
gesehen hatte.
»Und? Was machst du so?«
»Ich … äh … ich guck’ nur ein bisschen TV.«
»Kann ich mich dazusetzen? Dein Vater hat nichts mehr zu tun
für mich.« Ich nickte, unfähig noch irgendetwas zu sagen. Der
hinreißende, männliche Liam wollte in meinem Kinderzimmer
mit mir Fernsehen schauen? Unfassbar! Er zog seine Schuhe aus
und setzte sich mit dem Rücken gegen das Bettgestell. Ich saß
immer noch verdutzt und steif in der Mitte des Bettes.
Liam lehnte sich zu mir herüber, packte mich an den Schultern
und zog mich neben sich. Ohne großartig darüber nachzudenken,
kuschelte ich mich an ihn und legte meinen Kopf auf seine warme
Brust, meine Hand daneben. Wow! Liam fühlte sich noch viel
besser an, als er aussah. Muskulöse Brust war fast noch
untertrieben. Liam war durchtrainiert und hart wie Kruppstahl. Ich
konnte es gar nicht glauben, was einem alles entging, wenn man
Liam nur ansah. Wie er sich wohl anfühlen würde, wenn das
störende Hemd auch noch weg wäre?
Wie würde meine Mutter sagen? Vom Feinsten! Ich durfte nicht
weiter darüber nachdenken. Am Ende würde ich sabbern oder so
etwas … Ich erinnerte mich an einen dieser Zombiefilme, wie die
Untoten schauten und speichelten, wenn sie frisches Fleisch
rochen. Ich vertrieb den Gedanken schnell aus meinem Kopf und
hoffte, dass ich in diesem Moment in Liams Augen nicht so
aussah. Ganz sicher war ich mir allerdings nicht. Wir schauten in
den Fernseher, und ich versuchte, mich so wenig wie möglich zu
bewegen. Nicht, dass ich Liam lästig wurde und meinen neu
erworbenen Lieblingsplatz aufgeben musste. Liam hob meinen
Zauberwürfel vom Bett auf, den ich vor Schreck einfach fallen
gelassen hatte, und drehte daran herum. Nach ein paar
Umdrehungen zeigte jede Würfelseite die gleiche Farbe. Verblüfft
schaute ich ihn an. »Wie hast du das
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