Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moonlit Nights

Moonlit Nights

Titel: Moonlit Nights Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Mueller
Vom Netzwerk:
triumphierend, als hätte er einen
enormen Geistesblitz gehabt. »Ich wollte fragen, ob ihr etwas
trinken möchtet?« Ich schaute Liam fragend an. Was war ich nur
für eine Gastgeberin? Das hatte ich völlig vergessen. Doch Liam
schüttelte mit dem Kopf. »Vielen Dank, Mr Forsyth, aber ich bin
nicht durstig«, antwortete er höflich, aber mit einem
unterdrückten Lachen. »Du wirst doch sicher Durst haben, so viel
wie du eben gearbeitet hast«, fragte mein Dad noch einmal mit
Nachdruck. Er wollte Liam nicht fragen, ob er Durst hatte – er
versuchte, ihn zu überzeugen. Wer hätte gedacht, dass sich mein
Vater mal als so lästig erweisen würde? Er klebte regelrecht an
Liam, wie ein Stück Hundekacke an einem Schuh.
»Fred Forsyth?«, schrie meine Mutter durchs ganze Haus. Ihre
Stimme war laut und kreischend und mehr sauer als belustigt.
Nervös drehte mein Vater sich um.
»Ja Zuckermäuschen?«
»Wo. Sind. Sie?« Die Worte aus dem Mund meiner Mutter kamen
wie Gewehrkugeln herausgeschossen. Schnell und hart. Meine
Mutter siezte meinen Vater immer, wenn er etwas angestellt hatte
und sie auf 180 war. »Ich hab’ die beiden nur gefragt, ob sie etwas
trinken möchten!«, rief er zu ihr herunter. »Emma hat das
selbstverständlich vergessen«, fügte er noch hinzu und warf mir
dabei einen erhabenen Blick zu. Er hoffte wohl, durch den letzten
Satz die Wut meiner Mutter etwas dämpfen zu können. Allerdings
hätte mein Vater nach all den Jahren, die sie mittlerweile
verheiratet waren, wissen müssen, dass es absolut nichts gab, das
meine Mutter beruhigen konnte, wenn sie einmal in Rage war.
»Sie kommen augenblicklich herunter, Mr Forsyth! Sonst werde
ich Ihnen die Hammelbeine lang ziehen!« Ich hätte nie gedacht,
dass ich das mal sagen würde, aber ich war gerade so was von
heilfroh, dass es meine Mutter gab – das konnte sich keiner
vorstellen. Sie würde ihn schon aufhalten. Und ich hatte recht.
Hektisch machte mein Vater auf dem Absatz kehrt und
verschwand aus dem Zimmer. Wenn meine Mutter mit dem
Siezen begonnen hatte, wurde es allerhöchste Eisenbahn,
absoluten Gehorsam walten zu lassen. Egal was sie wollte, und
wenn es noch so absurd war. Ich wusste das – er wusste das – und
meine Mutter wusste, dass wir beide es wussten. Fred schloss die
Tür hinter sich und ich vergrub verschämt das Gesicht in meinen
Händen. Vorsichtig linste ich zwischen meinen Fingern hervor
und beobachtete Liam. Ich war darauf gefasst, dass er jeden
Moment vom Bett springen würde und auf Nimmerwiedersehen
verschwand. Weit weg von dieser Psychopathenfamilie. Doch
Liam saß immer noch ganz ruhig auf meinem Bett. Er nahm eine
meiner Haarsträhnen zwischen die Finger und spielte
gedankenverloren damit herum. Das war sicher die Ruhe vor dem
Sturm. Er wollte warten, bis ich ihn kurz aus den Augen ließ, um
dann per Handy eine Psychiatrie um Hilfe zu bitten. Vorsichtig
musterte ich Liam, doch dieser saß immer noch regungslos da und
schaute gelassen in den Fernseher. Immer noch mit meiner
Haarsträhne spielend. Ich hatte mich gerade wieder beruhigt und
an Liams Brust geschmiegt, da klopfte es abermals an meiner
Zimmertür. War das noch zu fassen?! Mittlerweile war ich echt
ärgerlich. Ich erwartete eigentlich, dass mein Dad wieder ins
Zimmer stapfte, aber diesmal stand meine Mutter vor der Tür,
ohne sie zu öffnen. »Ich wollte nur schnell Bescheid sagen, dass
es jetzt Essen gibt«, sprach sie durch die geschlossene Tür, und
ich hörte, wie sie nach Beenden des Satzes die Treppe
hinunterging.
»Vielleicht sollten wir erst etwas Essen und Trinken, damit wir
ungestört sein können«, schlug ich schmunzelnd vor, doch Liam
schüttelte den Kopf.
»Du willst nicht?«, fragte ich entgeistert. Ich dachte schmerzlich
an unser letztes gemeinsames Abendessen. Natürlich wollte er
nicht! Wie konnte ich so was auch nur annehmen? Die Erinnerung
an das letzte Mal würde ihm wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit
genügen. »Nein. Das ist zwar ein verlockendes Angebot, aber es
ist wohl besser, wenn ich nach Hause gehe.« Liam sah ungewohnt
ernst aus. Das machte mir Angst. Vermutlich bereute er gerade,
überhaupt zu mir hochgekommen zu sein, anstatt sich vom Acker
gemacht zu haben, als noch Zeit dafür war.
»Du willst lieber heim?« Ich flüsterte es nur, denn ich wusste,
dass meine Stimme mich im Stich lassen würde. Liam nickte,
dann grinste er plötzlich kühn. »Es gibt Gemüseauflauf.

Weitere Kostenlose Bücher