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Moonlit Nights

Moonlit Nights

Titel: Moonlit Nights Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Mueller
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versuchte er Liam zu beschwichtigen. Es funktionierte. Liams
Knurren ließ augenblicklich nach. Ich schnaubte verächtlich. Als
könnte jemand wie Kyle Liam eine Freundin ausspannen. Wie
grotesk war denn diese Vorstellung bitte? Zugegeben, Kyle sah
nicht schlecht aus – wenn auch nicht halb so gut wie Liam, aber
was nutzte einem alle Schönheit, wenn er dazu hohl wie ein Brot
war? Und mal ganz im Ernst: Wer würde sich für Kyle
entscheiden, wenn er Liam haben konnte?!
»Ich dachte nur, wenn du sie mal nicht mehr willst … Ich würd‘
das Schnittchen nehmen!« Kyle zwinkerte Liam zu, und wieder
begann Liam zu knurren. Diesmal aber wesentlich leiser.
»Sie ist meine Schwester!«, stieß Liam verärgert zwischen den
Zähnen hervor. Ein Schwall von Entrüstung schwang in seiner
Stimme mit. Seine Schwester? Seine Schwester?! Ha, ha, ha!
Seine Schwester! Automatisch rutschte ich wieder dichter zu
Liam heran. Seine Schwester! Dass ich darauf nicht selbst
gekommen war. Beide hatten dieses schöne glänzende Haar, beide
hatten die dunklen wilden Augen – kurzum, beide waren extrem
gut aussehend und jetzt, wo ich darüber nachdachte, fielen mir
immer mehr Ähnlichkeiten zwischen den beiden auf. Ob Liam
noch mehr Geschwister hatte? Oh Mann, Emma! Manchmal bist
du echt ein bisschen voreilig, lachte ich vor mich hin. Liam schien
mein Stimmungswechsel aufgefallen zu sein und grinste mich
lässig an.
»Ach so, äh … na dann … steht mir und der Perle ja nichts mehr
im Wege.« Kyle hob seine Speckbacken zu einem vorfreudigen
Lächeln. »Das wagst du nicht,« flüsterte Liam und warf ihm einen
hasserfüllten Blick zu. Seine Augen loderten wie ein Buschfeuer,
das völlig außer Kontrolle geraten war. Diese Seite von Liam
kannte ich noch gar nicht. Obwohl mir seine Wut und seine
Entschlossenheit ein bisschen Angst machten, fand ich ihn
gleichzeitig attraktiver als je zuvor. Den Blick, den Liam nun
Kyle zugeworfen hatte, war derselbe, den seine Schwester mir
vorhin geschenkt hatte. Wieder eine Gemeinsamkeit. Würden
Blicke töten können, wäre Kyle gerade elendig verreckt, da war
ich mir sicher. Aber warum hatte mich seine Schwester so
angesehen? Ich dachte an ihre funkelnden Augen und flüsterte zu
Liam herüber: »Ich bin mir sicher, dass deine Schwester sich
wehren kann.« Liam schaute mich an und sofort wurde sein Blick
wieder weich. »Keine Frage. Aber hier geht’ s ums Prinzip.«
Natürlich. Um was auch sonst? Das war ja schon fast wie zu
Hause. Immer, wenn meine Mutter bei unseren Diskussionen
keine Argumente mehr hatte, ging‘ s ums Prinzip. Trotzdem
verunsicherte Liams Überzeugung mich ein bisschen. Eigentlich
sollte mein Einwand witzig gemeint sein, aber keine Frage? Was
war sie? Superwoman? Hatte er sich das Muskelpaket Kyle mal
angeschaut?
»Mrs Forsyth?«, rief Mr Graham mich auf und riss mich aus
meinen Gedanken. Verdammt! Ich hatte wieder nicht aufgepasst.
»Mr Pickel hatte mich schon gewarnt, dass sie heute nicht
besonders aufmerksam sind.« Ich stöhnte. Dieser dämliche Mr
Pickel. »Ja bitte?«, antwortete ich vorsichtig.
»Nennen Sie mir die dritte Wurzel aus 56.971.822!« Sehr witzig!
Was hatte das mit dem aktuellen Thema zu tun? Wie sollte ich das
so schnell ausrechnen? Es würde ja allein schon fünf Minuten
dauern, diese Zahl in den Taschenrechner einzugeben. Reine
Schikane … Ich holte meinen Taschenrechner hervor und begann
zu tippen. Mr Graham stand an der Tafel und wippte ungeduldig
mit dem Fuß auf und ab, da flüsterte Liam mir das Ergebnis ins
Ohr. Unmöglich! Wie konnte er das so schnell im Kopf gerechnet
haben, während ich noch nicht einmal damit fertig war, die
Aufgabe in meinen Taschenrechner einzutippen? Wieder
durchfuhr mich ein sanfter Schauer, als sein warmer Atem mein
Ohr streifte. So! Das war’ s mit meiner Selbstbeherrschung. Ich
drehte mich zu Liam herum, schlang meine beiden Arme um
seinen Hals und presste meine Lippen so fest auf seine, dass nicht
einmal mehr ein Atom dazwischen gepasst hätte.
Kyles Gegröle hörte man als Erstes. »Seht euch das an! Das
hässliche Entlein ist gar keine Ente.« Er machte eine kurze Pause,
um die Lacher der Klasse zu genießen. »Sie ist eine Raubkatze –
und was für eine! Wer hätte das gedacht! Yeah, Liam! Lass sie
schnurren!« Kyle grunzte wie ein Schweinchen, dass sich voller
Wohlbefinden in einer Schlammkuhle suhlte. Er wollte sich wohl
mal wieder über mich lustig

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