Moonlit Nights
und galant in Kyles Auto stieg.
»Ein R8, nicht schlecht …«, sagte Liam anerkennend und schaute
Kyle hinterher, dessen Auto atemberaubend schnell vom
Parkplatz schoss.
»Warum fährst du eigentlich nicht mit dem Auto zur Schule?« Ich
fuhr nicht, weil ich kein Auto hatte. Ich hatte ja noch nicht einmal
einen Führerschein. Aber Liam?
Verblüfft über meine Frage schaute er mich an. »Würdest du
gern?« Ich zuckte mit den Schultern. »Ich habe mich nur darüber
gewundert, dass du freiwillig läufst, wenn du doch fahren
könntest.« Liam lächelte. »Ich gehe gern zu Fuß. So haben wir
mehr Zeit miteinander.« Seine warme Hand umschloss meine
eiskalten Finger und wir machten uns auf den Heimweg. Trotz der
eisigen Kälte draußen breitete sich eine wohlige Wärme in mir
aus.
Wir kamen zu der Laterne, wo sich unsere Wege teilten. »Dann
bis heute Abend«, sagte ich munter, stellte mich auf die
Zehenspitzen und gab Liam einen leichten Kuss auf die Wange.
Zu meiner Zufriedenheit sah Liam genauso aus wie ich, wenn er
mir auf diese Weise nah kam. Verblüfft, glücklich und um
Fassung ringend. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel plump
gegen seine harte Brust. Liam hielt mich in den Armen. »Emma,
du musst nicht …«, begann er, doch ich brachte ihn mit einem
»scht« zum Schweigen. War ja klar. Genau, wie ich es mir
gedacht hatte. Liam hielt mich für langweilig. Wahrscheinlich
machte er deswegen jetzt ein so griesgrämiges, gequältes Gesicht.
Er konnte sich mich in einer Diskothek wohl nicht vorstellen.
Zugegeben, momentan fiel mir das selbst schwer. Ich war abends
schließlich noch nie auf der Piste, aber irgendwann war ja immer
das erste Mal, oder? »Ich freu‘ mich schon«, hauchte ich ihm
entgegen und ließ den ungläubig aussehenden Liam einfach
stehen. Ich kicherte in mich hinein, ohne mich noch einmal
umzudrehen.
»Ich hol‘ dich um acht Uhr ab!«, rief Liam mir hinter her. »Ist
gut«, rief ich euphorisch zurück. Ich würde ihnen beweisen, dass
ich auch ganz anders sein konnte.
Gut gelaunt schlug ich die Ladentür auf. Dad fuhr erschrocken
zusammen. Erst überlegte ich, ob ich ihn ein bisschen ärgern
sollte. Ihm von meinen Gefühlen erzählen, von meinem Kuss
vorhin und so weiter. Ich wusste, er konnte solche Gespräche
schlecht ertragen. Doch ich entschied, dass es mir selbst zu
peinlich war, meinem Vater davon zu erzählen, also grüßte ich ihn
nur freundlich und ging ins Haus. Ich wollte gerade die Treppe zu
meinem Zimmer hochsteigen, da öffnete sich die Küchentür. »Na
Schatz?«, empfing mich meine Mutter freundlich. Meine Mutter
war schon daheim? Super! Dann konnte ich ihr ja meine
Neuigkeiten berichten. Oder sagen wir lieber, einen Teil davon.
Die Sache, dass ich Liam im Unterricht angefallen hatte, behielt
ich doch lieber für mich.
»Ich gehe heute Abend aus!«, verkündete ich stolz und wartete
auf die Reaktion meiner Mutter. Ganz wie ich es erwartet hatte,
freute sie sich mit mir. »Das ist aber schön, Liebes. Mit wem?«
»Mit Liam«, sagte ich und mein Grinsen wurde noch breiter. Mit
wem denn sonst …
Meine Mutter erwiderte mein Lächeln. »Was willst du denn
anziehen?«, fragte sie neugierig. »Hä?« Mit einem Schlag
verschwand das Lächeln aus meinem Gesicht und wechselte von
euphorisch zu bestürzt. Darüber hatte ich mir noch gar keine
Gedanken gemacht. Was zog man an, wenn man ausging? Ich
hätte mich vielleicht besser erkundigen sollen, was das Nightmare
für eine Location war. Ich rannte die Treppe hinauf in mein
Zimmer und hob fast meine Schranktür aus den Angeln, so eilig
hatte ich es, an den Inhalt zu kommen. Unfähig stand ich davor.
Woher sollte ich wissen, was man zu so einem Date anzog? Ich
hatte schließlich noch nie eines. Verzweiflung überfiel mich,
während ich sämtliche Oberteile in die Hand nahm, hin und her
wendete, um sie dann wieder in den Schrank zu feuern. Ich wusste
zwar nicht, wonach ich suchte, doch sie schienen mir alle nicht
gut genug zu sein. Ganz hinten im Schrank fand ich eine
smaragdgrüne Bluse. Ich faltete sie auseinander und betrachtete
sie argwöhnisch. Zwar alles andere als modern (als modern
bezeichnete ich den Hauch eines Fetzen, wie Amilia sie immer
trug), aber wahrscheinlich das Schickste, was mein Schrank zu
bieten hatte. Dazu eine helle Jeans und die braunen Stiefel, die
meine Mutter mir mal geschenkt hatte. An den Stiefeln klebte
sogar noch das Preisschild, so oft hatte ich
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