Moonlit Nights
braune muskulöse Brust zum Vorschein. Lecker! Seine
Augen weiteten sich, als er mich sah. »Du siehst hinreißend aus«,
flüsterte er mir ins Ohr, als er mich zur Beifahrerseite führte und
Platz nehmen ließ. Wieder bekam ich Gänsehaut. »Kein Wunder,
dass dein Vater dich so nicht gehen lassen wollte«, neckte er
mich. Ich hatte das Gefühl, dass ich noch roter wurde als sonst.
Wie hatte Liam das schon wieder mitbekommen? Die Haustür
war doch geschlossen gewesen. Oder etwa nicht? Ich war mir
nicht mehr sicher. Mein Vater hatte mich mit seinem Auftritt
völlig aus der Fassung gebracht.
Wir fuhren los und immer wieder lächelte Liam zu mir herüber.
Ich überlegte, woran ich gestorben war, dass ich mich jetzt im
Himmel befand, doch genauso schnell wurde ich in die Realität
zurückgeholt. »Emma?« Liam schaute, als ob er irgendetwas auf
dem Herzen hatte.
»Ja?«, erwiderte ich zaghaft. Es sah irgendwie aus, als würde er
bereuen, mich mitgenommen zu haben, und wenn ich ehrlich war,
hatte ja nicht mal Liam mich eingeladen, sondern Kyle. Ein dicker
Kloß machte sich in meinem Hals breit.
»Wir können auch etwas anderes machen. Du musst nicht mit
dahin.« Den zweiten Satz sagte Liam so leise, dass ich es kaum
hören konnte. Gut, es lag also nicht daran, dass er nichts mit mir
unternehmen wollte. Ich schmunzelte, als ich mir sein Verhalten
erklärte. Er schämte sich für den Laden. Das war die einzig
logische Erklärung. Ich dachte über den Namen nach.
»Nightmare« hörte sich nicht gerade nach einer Nobeldisco an.
Eher an etwas, was man schnell wieder vergessen wollte.
Wahrscheinlich war es irgendeine billige Absteige. Aber das war
mir egal. Liam konnte michüberall mit hinnehmen, solange er
dabei war.
Nightmare
Es dauerte nicht lange, da setzte Liam den Blinker und parkte
seinen Wagen an einem Bürgersteig. Direkt hinter einem
schicken, silbernen Audi. Aha, Kyle war also schon da. Ich
schaute aus dem Fenster und versuchte irgendetwas zu erkennen,
doch draußen war es schon zu dunkel. Liam blickte mich so lange
an, bis ich mich vom Fenster abwandte und ihn ansah. »Wir
können immer noch woanders …« Doch ich ließ ihn nicht
aussprechen. »Man könnte ja meinen, du willst mich nicht dabei
haben. Wartet da drin noch eine zweite oder dritte Freundin von
dir?« Ich wollte es witzig klingen lassen, doch als ich meine
schlagfertige Antwort zum ersten Mal aus meinem eigenen Mund
hörte und darüber nachdachte – so abwegig war das schließlich
gar nicht – konnte ich einen gewissen Vorwurf in meiner Stimme
nicht unterdrücken. Entsetzt schaute Liam mich an. »Natürlich
nicht!« Sein Ausruf bebte vor Empörung und Abscheu. Ich
lächelte, um ihn zu beschwichtigen. »Na dann«, sagte ich und
griff zur Autotür. »Emma«, sagte Liam genervt, »das hatten wir
doch schon. Jetzt blamier’ mich bitte nicht mit deiner
Starrsinnigkeit. Das gehört sich so nicht. Was sollen denn die
Leute denken?«
»Liam«, antwortete ich und meine Augen blitzten spöttisch, »das
gehörte sich vielleicht im 15. Jahrhundert nicht. Heutzutage
allerdings …« Doch diesmal ließ Liam mich nicht ausreden.
»Amilia stellt sich bei Kyle nie so an.« Zack! Das hatte gesessen.
Ich nahm die Hand vom Türgriff und ließ mich zurück in den Sitz
fallen. Liam lächelte triumphierend, stieg aus und öffnete meine
Beifahrertür. Wenn er mittlerweile etwas von mir gelernt hatte,
war das wohl die Tatsache, dass er mich mit Amilia eifersüchtig
machen konnte. Wäre ich damals bloß nicht so voreilig gewesen.
Aber naja, hinterher wusste man es ja immer besser. »Darf ich
bitten?«, sagte er mit einer äußerst charmanten Stimme und hielt
mir seinen Arm hin. Ich seufzte und griff danach. Fragte sich nur,
wer hier wen blamierte. Die Bauerntrampel - Emma den Ritter
Lord Liam aus dem 15. Jahrhundert oder umgekehrt.
Wir bogen in eine dunkle Seitenstraße ab. Es hatte geregnet und
in der schmalen Gasse standen unzählige, überfüllte
Müllcontainer herum, was die Umgebung noch unfreundlicher
wirken ließ. Wir gingen ein paar Schritte. Zu meiner
Überraschung klappte das mit den Absätzen erstaunlich gut.
Von Weitem sah ich schon zwei große massive Türsteher. Sie
hatten ungefähr eine Figur wie Kyle, vielleicht sogar noch ein
bisschen protziger und trugen trotz Dunkelheit Sonnenbrillen.
Schlagartig schoss mir das Lied »I wear my sunglasses at night«
in den Kopf und ich musste unfreiwillig
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