Moonlit Nights
toll und kein Werwolf war – würde so etwas
mitmachen?! Nachdem mein Vater gesehen hatte, dass ich
ausgestiegen und Liam davongefahren war, verschwand er hinter
der Scheibe.
Murrend ging ich den Hof entlang bis zur Haustür. Eigentlich
hatte ich erwartet, dass mein Vater sie erwartungsvoll aufreißen
würde, um mich darüber auszuquetschen, wo ich mich so lange
herumtreiben würde, aber entweder hatte meine Mutter ihn bei
Fuß gerufen und im Wohnzimmer Sitz machen lassen oder
meinem Vater genügte zu sehen, dass Liam sich entfernt hatte. Ich
tippte auf Letzteres. Grummelnd wühlte ich in meiner Tasche
nach dem Haustürschlüssel. Wenn mein Vater uns schon gestört
hatte, war es wohl nicht zu viel verlangt, wenn er wenigstens die
Haustür öffnen würde, aber nein …
Ich angelte meinen Schlüssel hervor und steckte ihn ins Schloss,
als mir plötzlich jemand unsanft auf die Schulter fasste und
zudrückte. Wie aus dem Nichts stand Faith hinter mir. Der harte
Druck ihrer Hand ließ mich aufwimmern. Das gab bestimmt einen
blauen Fleck. »Pssst«, meckerte sie mich an und ich spürte ihren
starren Blick in meinem Nacken. Vorsichtig drehte ich mich zu
ihr um. »Was machst du hier?«, fragte ich verblüfft. Immerhin
hatte ich Faith noch nie in dieser Gegend gesehen, also schied
schon mal aus, dass sie rein zufällig hier vorbeigekommen war.
Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war das auch kein
Besuch unter alten Freundinnen. Faith überging meine Frage
jedoch. »Hätte ja nicht gedacht, dass du dich noch einmal zu uns
traust, nach allem, was du weißt und getan hast.« Ihr Blick war
leer und wütend. Nicht, dass ich Liams Schwester jemals hätte
anders schauen sehen, doch dieser leere, traurige, wütende Blick
war noch schlimmer, als das boshafte, überhebliche Glitzern, das
sonst in ihren Augen funkelte. Ungeduldig starrte sie mich an.
Ach so, ich sollte etwas sagen. Was hatte sie nochmal gesagt?
Dass ich mich nach alldem noch zu ihnen getraut hätte? Faith
hatte wohl Angst, dass ich Liams kleines Geheimnis verriet. »Ihr
braucht keine Angst zu haben. Ich werde niemandem etwas
erzählen«, versprach ich ihr mit ruhiger, fester Stimme. Faith
schnaufte höhnisch. »Natürlich wirst du nicht – das kann ich
riechen, aber als wenn es darum ginge...« Sie machte eine kurze
Pause. »Aber wo du es schon erwähnst … Vielleicht sollten wir
dich sicherheitshalber an den Werwolf- Kodex binden.« Verwirrt
schaute ich sie an. »Aber der gilt doch nur für Werwölfe?«
Anstatt einer Antwort entblößte Faith ihre makellosen Zähne mit
einem süffisanten Grinsen. Ich schluckte laut. Das konnte doch
unmöglich ihr Ernst sein! »Keine Sorge. Ich kann mich
beherrschen – in Menschengestalt«, fügte sie hinzu und schaute
verächtlich auf mich herab. Bei ihr würde ich keine Sekunde
hoffen, dass sie mich verschonen würde, so wie Liam es getan
hatte. »Ich … ich muss jetzt rein …«, stotterte ich und drehte den
Schlüssel im Schloss herum. Ich hatte die Türklinke schon in der
Hand, als Faith erneut sprach. »Das mit Liam und dir wird nie
was.« Ihre Mundwinkel hoben sich zu einem spöttischen Lächeln.
»Warum nicht?«, fragte ich, mittlerweile verärgert. Ich war ihr
wohl zu schlecht für ihren tollen Bruder. Warum sagte sie nicht
einfach, was sie wollte? Langsam nervte mich dieses
»Schwacher-Mensch-starker- Wolf-Spielchen«. Erwartungsvoll
sah ich ihr direkt in die Augen. Ich dachte gar nicht daran, mich
weiter von ihr einschüchtern zu lassen. Ab einem gewissen Punkt
schlug bei mir Angst in Wahnwitz um. Dieser war nun erreicht.
Nein, sogar überschritten.
»Wie wollt ihr eine normale Beziehung führen, wenn Liam alle 29
Tage zum Tier wird? Und das meine ich wörtlich! « Zum Tier
wird? Ein Wortwitz unter Werwölfen. Sehr lustig …
»Ich wüsste nicht, was dich das angeht«, erwiderte ich knapp.
»Emma … sei doch nicht so dumm …« Einen kurzen Augenblick
bildete ich mir ein, dass Faiths Ausdruck von überheblich zu
besorgt gewechselt war, doch der Moment war so kurz, dass ich
mich auch irren konnte.
»Faith … ich weiß deine Besorgnis zu schätzen. Aber ich liebe
Liam. Er würde mir nicht wehtun.« Gut … Faiths Augen
funkelten jetzt wenigstens wieder wie immer. Gereizt und wütend.
Ich wusste nicht, ob das unbedingt besser war, doch wenigstens
kam sie mir so bekannter vor. »Emma! Du bist selbst für einen
Menschen unglaublich einfältig.« Faith
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