Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts
der den Orden vom Grauen Licht mit diesen detaillierten Informationen versorgt hatte. Kurz bevor er Edo verlassen hatte, hatte Eagle -
mit großer Bewunderung - von dieser Agentin gesprochen. Er hatte gesagt, dass sie einer Frau, einer ehemaligen Waise wie Moon, viel zu verdanken hätten. Sie hatte in der Burg gearbeitet, bevor sie ihr Ertrinken im Burggraben simuliert hatte.
Moonshadow zog den Winkel zum Anheben der Ziegel aus seinen Beintaschen, benutzte ihn geschickt und löste zwei große Dachziegel aus ihren hölzernen Rahmen. Er setzte sie dicht neben das Loch, das er so geschaffen hatte, legte einen auf den anderen, sodass er, wenn er auf seiner Flucht durch das Loch verfolgt würde, die Ziegel mit einem leichten Stoß auf den Kopf seines Verfolgers fallen lassen konnte.
Er schwenkte seine Füße vorsichtig in das schwarze Loch zwischen Dach und Zimmerdecke, bereit hinabzusteigen. Aus dem Augenwinkel beobachtete er ein beunruhigendes Detail. Er drehte den Kopf, um festzustellen, ob er richtig gesehen hatte. Ja! Ein Schweißtropfen rann ihm die Wirbelsäule hinab.
Der Himmel im Osten wurde heller. Die Mondsichel war im Be griff aufzusteigen. Noch kei ne Pläne, und schon zeitlich in Verzug.
ZWÖLF
DIE BEUTE
Als er sich erst einmal innerhalb des Dachraumes befand, presste Moon ein Ohr an die Deckenbretter. Er prüfte, ob aus der Schatzkammer Geräusche drangen. Nichts.
Moon zog die Einbruchswerkzeuge aus seinen Hosentaschen. Mit einer der scharfen Klingen hob er ein hölzernes Deckenkarree ab und schob es beiseite. Er ließ seinen Kopf durch die Öffnung hängen und wartete, bis sich seine Augen an das schwache Licht im Zimmer gewöhnt hatten. Eine Kerze in einem Eisenhalter brannte in der Mitte des po lierten Hartholzbodens. Eine weitere leuchtete zwischen den beiden einzigen Möbelstücken, die er ausmachen konnte: einer extravaganten chinesischen Holztruhe und einem viel größereren, schlichteren Safe aus rauem schwarzem Metall, der da neben stand. Beide hatten eingebaute Schlösser, beide große Schlüssellöcher. Sie standen nebeneinander unter dem ein zigen Fenster des Raumes, das mit Läden versehen und verriegelt war.
Alles sah aus, wie die Spionage des Ordens vom Grauen Licht es vorhergesagt hatte. Moon seufzte erleichtert. Außerdem sah es zu leicht aus, um
wahr zu sein. Er nahm die Spu le mit der verstärkten Schnur aus ei ner Tasche in sei ner Hose. Moon wickelte die Schnur ab, dann senkte er das Gewicht an ihrem Ende langsam hinab, bis es den Boden berührte. Während er die Leine mit geringstmöglichem Druck kontrollierte, zog er das Gewicht über eine Bodenplanke zur nächsten. Als es mehrere polierte Bretter überquert hatte, schwebte das Gewicht plötzlich nicht mehr frei, und Moon, der die Spannung des Stricks mit seinem Zeigefinger überprüfte, spürte, wie es hängen blieb. Sein Blick folgte der Schnur bis zum Boden und suchte, was sie gebremst hatte. Da war es, genau wie er vermutet hatte, verborgen im Schatten unterhalb des Kerzenscheins.
Ein schwarzes Drahtkabel, genauer gesagt mehrere dünne Kabel überquerten den gesamten Boden ungefähr eine Handbreit über den Bodenpaneelen. Sie waren ausgelegt, um jeden Eindringling zu Fall zu bringen, der von der verstärkten Schiebetür zum Fensterbereich gelangen wollte. Er hing kopfüber aus dem Loch in der Decke, drehte den Kopf und verfolgte den Verlauf der Kabel. An jedem Ende waren sie mit gro ßen Bambusglockenspielen verbunden. Er biss sei ne Zähne aufeinander. Es musste eine Wache geben - oder mehrere - genau außerhalb des Zimmers, bereit zuzuschlagen, sobald auch nur das leiseste Geräusch von dieser Alarmvorrichtung erklang.
Moon zog seine Tastleine wieder ein, dann zog er sich hoch und schlüpfte durch den Dachraum, bis er sich direkt oberhalb der chi nesischen Kiste befand. Er hob und verschob ein weiteres Holzkarree. Nachdem
er die Entfernung zu der Truhe eingeschätzt hatte, ließ er sich von der Decke herab. An den Fingerspitzen hing er am Rand des Lochs, das er ge macht hatte, überprüfte noch einmal den Rest des Raumes, dann ließ er sich lautlos auf die Truhe fallen.
Bei den meisten Missionen würde er die Kerzen löschen, bevor er zur Tat schritt, indem er die Tastleine über die Flam men senkte und ei nige Tropfen Wasser die Leine hinabrinnen ließ. In dieser Situation jedoch war das Licht ihm wie ein Verbündeter. Er musste jederzeit die Kabel der Glockenspielfallen erkennen können. Er musste die Pläne
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