Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts
Wächter kam auf die Küche zu. Moon streifte sich die Klauen über die Hände. Der Wächter griff nach der papiernen Tür. Als sie schwach rasselte und sich langsam öffnete, schob Moon seine Hände, dann
seinen Kopf und seine Schultern nach oben in den Abzug und stemmte sich mit den Klauen als Stützen an den Seitenwänden ab. Die äußere Tür glitt auf und der Mann stahl sich auf der Suche nach einer Tasse in die Küche. Eine Sekunde bevor sein suchender Blick die Kochplatte traf, waren Moons Füße in der Abzugshaube verschwunden.
Moon kletterte geräuschlos, aber eilig in den Schornstein, die Dornen seiner Klauen fanden Halt in den schmalen Fugen zwischen den Ziegelsteinen. Die Beine gespreizt, die Füße gegen die einander gegenüberliegenden Wände gedrückt, kletterte er höher und horchte auf die Geräusche des Mannes unter ihm in der Küche. Sie hallten zu ihm hoch und wurden dabei immer schwächer. Er hustete noch einmal.
Das Geräusch von Wasser, das aus einem Krug gegossen wurde. Das Grum meln des Wächters, wie er am Rand der Kochplatte saß und trank. Moon blickte hinab. Das war knapp!
Der Kamin kam bei einer sanft gewundenen Regenrinne auf halber Höhe des Burgfrieds heraus, die Öffnung war mit einem eigenen kleinen ziegelbedeckten Dach geschützt. Moon schob sich aus dem Kamin heraus, drehte seine schmerzende linke Schulter und kletterte dann weiter.
Jetzt bewegte er sich unter einem frischen, sternklaren Himmel. Die kalte Nacht stach ihm in die Augen, als er an den massiven Steinen und den hölzernen Balken zu Silberwolfs Turm hochkletterte. Schließlich klinkten sich seine Klauen an den
Ziegeln des höchsten Daches des Burgfrieds ein. Moon hielt einen Moment inne, um wieder zu Atem zu kommen, dann blickte er über die ganze Burganlage.
Hoch und schmal stand der Burg fried allein in der Mitte eines Rechtecks, das von den äußeren Gebäuden der Burg und deren Dächern gebildet wurde, hinter denen die Wallanlage und der Burggraben lagen.
Das äußere Rechteck und der Turm wa ren oberirdisch verbunden, aber nur an einer Stelle. Ein breiter Gang mit einer winzigen Brücke lief vom Regendach, wo der unerwartete Kamin geendet hatte, zu einer Ecke des äußeren Rechtecks.
Der Gang war offensichtlich eine Plattform für Bogenschützen. Von dort aus konnte ein Bogenschützenregiment die Burg für den Fall verteidigen, dass die äußere Verteidigung versagt hatte. Er studierte die Anlage. Sollte die verzweifelte Verteidigung durch Bogenschützen auch noch versagen, gab es lange Taue am Ende des Re gendaches, die gekappt werden konnten, sodass die Plattform fiel und vom Burgfried getrennt wurde. Eindringlinge konnten sie so nicht benutzen. Moon nahm seine Klauen ab, während er den Gang beobachtete. Er schien leer zu sein, unbesetzt, aber da Silberwolf kein Narr war, wurde er sicher von irgendwo aus bewacht.
Er schaute auf die schwachen Lichter der Stadt, dann nahm er wieder die Anlage der Burg in sich auf. Der Gang führte zu derselben Ecke des äußeren Vierecks, von der es eine Leitung über den Graben zu der Sake-Brauerei gab.
Moon sah sich um. Würde er die Kat ze noch einmal sehen? Er war jetzt so angespannt wie nie, und ihre Anwesenheit hatte seltsam tröstlich gewirkt, die Verbindung mit ihr war ungewöhnlich stark gewesen. Aber das Dach blieb still und ru hig. Das Tier war seiner Wege gegangen. Moon beruhigte seinen Atem, soweit er es vermochte, verstaute seine Eisenklauen und sah auf die Dachziegel zu seinen Fü ßen. Das war es! Er erinnerte sich an Eagles letzte Worte in Edo.
Vergiss nie deine nützliche Stellung im Universum. Es kann keine größere Ehre geben, als zum Shinobi des Shogun ausgebildet zu werden, für ihn dein Leben zu riskieren oder gar zu verlieren. Der wahre Test dieser Ausildung sollte gerade jetzt folgen. Es war Zeit, sich die Ehre - und das Vertrauen, das man in ihn gesetzt hatte - zu verdienen. Sein Magen zog sich zusammen, sein Herz klopf te. Er versuchte, seine Gedanken von Angst zu befreien.
Nach den Erkenntnissen des Ordens vom Grauen Licht waren die Pläne jetzt genau unter seiner Nase, oder besser gesagt unter seinen Sandalen. Präzise formuliert warteten sie im obersten Zimmer des Burgfrieds, verschlossen in einem chinesischen Kasten neben einem viel größeren eisernen Schatztresor. Dieser größere, verlockendere Safe war nichts anderes als eine List, ein falsches Ziel, das gewöhnliche Diebe ablenken sollte. Moon bewunderte den Mut des Eindringlings,
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