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Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts

Titel: Moonshadow - Das Schwert des grauen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Higgins
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gewesen war. Jeder Soldat, der so eine Waf fe trüge, hätte sechs Schuss in rascher Folge, bevor er nachladen müsste. Das war genug Schießpulver, um eine angreifende Kavallerie niederzumachen oder ganze Reihen bewaffneter Männer. Er schüttelte den Kopf, als er sich eine lange Reihe solcher Schützen vorstellte. Und gar eine ganze Armee von ihnen!
    Diese Waffe würde bestimmen, wer das Land regierte. Nahkampftechniken würden ihre Bedeutung verlieren, und was würde aus dem Ehrenkodex auf dem Schlachtfeld? Die alte Art zu kämpfen war gewesen, sich seinen Gegenr auszuwählen, sich mit Namen vorzustellen, eine Herausforderung auszusprechen und sich dann zu du ellieren! Es brauchte Mut, dem Gegner beim Zweikampf in die Augen zu sehen.
    Um auf ei nen entfernten, gesichtslosen Feind zu feuern, brauchte es keine Ehre und keinen Mut. Silberwolf hatte nicht nur die Absicht, das Land zurück
in den Kriegs zustand zu stürzen. Er würde einen Zukunftskrieg über das Land bringen, mithilfe einer hässlichen neuen Wissenschaft, wie sie Japan nie gekannt hatte.
    Es gab nur eine Möglichkeit, dem ehrlosen Kriegsherrn diesen gefährlichen Vorteil zu nehmen: indem er dafür sorgte, dass entweder niemand oder jeder diese Pläne hatte. Moon starrte auf das Innenleben dieser Waffe des Menschenuntergangs. Es lag nun in seiner Hand, diesen Albtraum im Keim zu ersticken.
    Er rollte die Pläne wieder zusammen und steckte sie zurück in das Bambusrohr. Er schlang sich den Strick um den Hals und steckte das Rohr vorsichtig in seine Jacke, indem er es sowohl unter seine Tarnkleidung als auch unter sein Maschengewand schob. Das Rohr würde die Pläne trocken halten, wenn er über den Graben fliehen musste. Aber kam das Schwimmen draußen überhaupt noch infrage? Sein Blick huschte zum Fenster. Der Schein unter den Läden war unmissverständlich. Moon fluchte. Der Himmel wurde immer heller. Über den Graben zu fliehen, kam nicht mehr in Frage, denn in kürzester Zeit würde die Mondsichel diesen schattigen Graben in eine Schießhalle für Bogenschützen verwandeln.
    Er stellte sich aufrecht auf die Truhe, dann beugte er seine Knie und machte sich bereit, sich nach oben in das zweite Loch, das er in die Decke gemacht hatte, abzustoßen.
    In der Ferne erklang ein Muschelhornsignal, in der
Art, wie es in der Schlacht eingesetzt wurde. Moon drehte sich der Magen um, sein Herz begann zu rasen. Was ging dort vor sich? Er hatte doch keine Fal len ausge löst! Pa nisch blickte er sich um. Oder doch? Ein Alarmgong erklang vom äußeren Geviert der Burganlage. Sie wurden doch nicht angegriffen! Nicht zu dieser Stunde!
    Warnrufe erklangen von irgendwo weit unten im Burghof. Er hörte das drängende Klappern von Fußschritten auf höl zernen Stufen. Wachen, jede Menge Wachen. Sie waren innerhalb des Burgfrieds, noch eine Ebene tiefer, kamen aber rasch näher. Wie hatte man ihn entdecken können?
    »Sie sehen ihn!« Eine ener gische Stimme leitete die Nachricht im Korridor vor dem Tresorraum weiter. Moon zuckte zurück. »Der Eindringling klettert wieder hinunter!«
    Nein, das tat er nicht. Moon wandte verblüfft seinen Kopf zur Seite. Der Mann draußen beschrieb etwas, das er noch gar nicht getan hatte! Es sei denn -
    Er blinzelte verwirrt. Es sei denn, sie hatten einen anderen Eindringling beobachtet?
    Ein unterdrücktes Miauen drang vom Dach her zu ihm und hallte im Dachraum wider. »Gutes Timing«, grummelte Moon. Ausgerechnet jetzt wollte die Kat ze ihre Freundschaft auffrischen? Er hörte noch ein Miauen, dann einen dumpfen Laut und ein Kratzen, als die Dachziegel, die er übereinandergeschichtet hatte, in das Loch fielen, das er gemacht hatte. Moon lauschte, wie aus dem Krat zen
ein Knirschen wurde, und hielt erschreckt inne. Diese verdammte Katze! Sie hatte versucht, ihm durch das Dach zu folgen, die Ziegelfalle ausgelöst und damit sein Schlupfloch für die Flucht blockiert! Jetzt maunzte das Tier auf dem Dach über ihm, beleidigt, dass es nicht zu ihm gelangen konnte.
    »Kontrolliert die Schatzkammer!«, dröhnte die tiefe Stimme eines Wachmanns in der Nähe. »Da könnten noch andere sein!«
    Moon blickte zur Tür, dann wie der zur Decke, augenblicklich verwirrt. Er saß in der Fal le! Was sollte er tun? Auf den Korridordielen des Turmes stampfte es, der Lärm kam rasch näher. Er hörte ein Schlurfen, dann ein scharfes Krachen, dann erzitterte die schwere Schiebetür zur Schatzkammer. Moon kauerte sich auf der chi nesischen Truhe zusammen

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