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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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Stimme klang so fremd und so gar nicht spöttisch, dass ich innehielt und ihm – zu meiner eigenen Überraschung – eine Antwort gab. »Na ja, weil ich nicht gewandelt werden kann. Ich bin immun.«
    »Ist das … normal für Menschen?«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich habe noch nie jemanden getroffen, bei dem das auch so ist.« Und ich hatte schon vor langer Zeit aufgehört, meine Eltern nach dem Grund dafür zu fragen.
    »Oh«, war alles, was er dazu sagte.
    Seit ich in die Stadt gezogen war, hatte ich diese Besonderheit vor allen Menschen außer meiner Mitbewohnerin geheim gehalten. Ich hätte mich bestimmt gefragt, warum ich es Amir so unbekümmert anvertraut hatte, wenn ich nicht so wahnsinnig spät dran gewesen wäre.
     
    »Guten Abend zusammen«, sagte ich, als ich die Tür öffnete.
    Ein paar Schüler brachten ein angespanntes »Guten Abend, Miss Hollis!« hervor. Ich empfand es nicht als Unhöflichkeit, schließlich hatten wir Neumond.
    »Wir fahren heute mit Alexander Hamiltons
Föderalistenartikel
Nummer zehn fort«, sagte ich und hoffte, die Arbeit würde sie von der Tatsache ablenken, dass ich wie ein begossener Mungo aussah. Papier raschelte, und über uns flackerte das elektrische Licht.
    Ob Amir den Jungen in den Keller gebracht hatte? Würde er allein mit ihm fertig werden? Der Unterricht war mir noch nie so lang vorgekommen, und anschließend wollte zu allem Überfluss auch noch fast die Hälfte meiner Schüler mit mir reden. Ich konnte meine Ungeduld kaum noch verbergen, als Sarra, eine durch und durch menschliche Russin, zu mir kam. Sie besuchte meinen Abendkurs, weil sie tagsüber in der Textilfabrik arbeiten musste, und nun bestand sie darauf, mich über die korrekte Auslegung des 18 . Zusatzartikels zur Verfassung auszufragen.
    »Also sagt Artikel nur, dass
Verkauf
von Alkohol illegal ist?«, wiederholte sie mit Nachdruck. Offensichtlich lag ihr das Thema sehr am Herzen, seit sie hatte erkennen müssen, wie unerbittlich dieses Land dem Nationalgetränk ihres Heimatlandes gegenüberstand.
    »Weil«, fuhr sie fort, »Boris hat Cousin, Naum. Vielleicht Sie haben von ihm gehört? Er ist vor zwei Jahren hergekommen und hat eine … Sie wissen schon,
Methode
entwickelt, mit Kartoffeln in Badewanne …« Sie verstummte, als ob sie erwartete, dass ich nach dem Rezept fragte.
    Innerlich erschauderte ich, aber ich gab einen unbestimmten Laut von mir, der durchaus als Anerkennung gedeutet werden konnte. Meine einzige Erfahrung mit richtigen Spirituosen (Scotch – das schlimmste Gebräu, das ich je hatte trinken müssen) machte mich mehr als skeptisch, wenn ich von Gin aus einer Badewanne hörte, ganz zu schweigen von Kartoffel-Wodka.
    »Aber, Miss Hollis, Naum gehört zur
Familie
, und es ist doch ganz wenig Alkohol und …«
    »Es ist ein Geschenk, nicht wahr?«, unterbrach ich sie schnell. »Sie geben ihm kein Geld dafür?«
    Sie schürzte die Lippen, nickte jedoch zufrieden. »Geschenke. Geschenke erlaubt, ja?«
    Ich lächelte leicht. »Es ist nicht illegal, Alkohol zu trinken, Sarra. Nur der Verkauf ist verboten.« Ein sonderbares Hintertürchen, das ein paar hundert Gin-Kneipen ihre halb legale Daseinsberechtigung gab. »Sie müssen sich keine Sorgen machen.«
    Erleichtert nickte sie. »Gut. Ich werde Ihnen nächstes Mal was mitbringen. Einen schönen Abend noch, Miss Hollis.«
    Damit gab sie mir das abgegriffene Unterrichtsexemplar der
Föderalistenartikel
zurück und wandte sich zum Gehen. Ich stellte es zu den anderen auf das Regal und wappnete mich innerlich gegen das, was inzwischen mit Amir und dem Vampirjungen geschehen sein mochte. Als ich mich umdrehte, erblickte ich Giuseppe Rossi, der ruhig an der Tür stand. Giuseppe war ein Vampir, der in einer Kellerwohnung in Little Italy lebte und meinen Unterricht seit einem Jahr besuchte. Bisher war er nach der Stunde nie länger geblieben – seine Familie war groß und seine Frau verschwunden, so dass er nie viel Zeit hatte. Neugierig schob ich die letzten Unterlagen in meine Tasche und hängte sie mir über die Schulter. Giuseppe sprach sehr gut Englisch, nur das Lesen bereitete ihm noch immer Schwierigkeiten.
    »Miss Hollis«, begann er, als ich fast bei der Tür war.
    Ich blieb stehen. Seine Haut wirkte in dem gelblichen Licht der elektrischen Lampen bleich. Keine Spur von Blut färbte seine Lippen oder Fingerspitzen. Augenscheinlich war es lange her, dass er seinen Hunger gestillt hatte. Besorgt trat ich näher. Gab es einen

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