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Moonsurfer

Moonsurfer

Titel: Moonsurfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Birck
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Die »Freundschaften«, die er dort knüpft, dauern allerdings nicht länger als der Genuss einer Dose Energy-Drink. Er bekommt zu spüren, dass er ein Fremder in dieser Welt ist, dass er noch lange nicht zu den braun gebrannten Typen der Insel gehört. Er hat ja auch noch keine dieser Surfer-Geschichten zu bieten, mit denen man hier Eindruck schindet: über die größte Welle, den längsten Ritt des Tages oder den irrsten Sturz der Saison.
    Also hockt er allein bis spät in die Nacht im kühlen Sand und fixiert das Flackern der Positionslichter auf der X-Plorer, unter der sich die zwei Wracks befinden: eine unbekannte spanische Galeone und ein altes Schiff mit Namen »Blackbird«.
    Dann kreisen seine Gedanken wieder um den Fluch, von dem dieser Ernie erzählt hatte.
    Was, wenn an diesem ganzen Gerede vom Fluch tatsächlich etwas dran ist? Trifft es dann etwa als Nächstes die X-Plorer?
    Steven fröstelt.
Mitte Mai 2004; Totale über das Schulgelände, Tag, Sonne, leichter Wind
    Ein paar Tage später beginnt für Steven die Schule auf Sharkfin-Island, in der der anstehende jährliche Surf-Contest des Westcoast-Surfshops Tagesgespräch ist. Die besten Surfer und Surferinnen aus Stevens neuer Klasse sind selbstverständlich mit von der Partie.
    Sie wissen natürlich, wer Steven ist: der Sohn des Schatzjägers. Der Sohn desjenigen, der allein wegen seiner Gier nach dem versunkenen Schiff die Insel mit einem Hurrikan bedroht, weil er die Macht des alten Grumble unterschätzt.
    Und sie wissen, dass Steven das ist, was sie eine Landratte nennen, einer, der nicht am Meer aufgewachsen ist und deshalb auf dem Surfboard ein Loser sein muss. Beste Voraussetzungen also, um den unwillkommenen Neuankömmling angemessen zu taufen.
Gehsteig vor dem Schulgebäude
    Nach der ersten Schulwoche scheint es dann so weit zu sein. Steven verlässt gerade das Schulgelände, kippt sein Skateboard auf den Gehsteig und lässt es ein paar Schritte vorausrollen.
    Bevor er aber aufspringen kann, wird das Ding von einem fetten Skaterschuh der Marke DC gestoppt. Darüber, auf einem braun gebrannten Unterschenkel, eine Tätowierung mit der Buchstabenkombination Billabong . Stevenkennt die Kombination bereits: Sie gehört Bruce … aus seiner neuen Klasse.
    Langsam hebt Steven seinen Blick.
    Bruce heißt nicht nur so, er sieht auch tatsächlich aus wie Bruce Willis Junior. Extremkurzhaarschnitt, kleiner, süffisant gespitzer Mund, ein Grinsen, ohne wirklich zu grinsen. Auf seinem Kopf hängt - schief, aber wie eine Krone - ein Cap. Natürlich von Volcom . Bruce Willis Junior hat sich seit seinem letzten Sieg im vergangenen Surf-Contest selbstverständlich zum »Surf-Champion« ernannt. Davon abgesehen ist sein Vater der Besitzer des Westcoast-Surfshops und damit der Veranstalter des alljährlichen Wettbewerbes.
    »Hallo Waves, mein Kleiner. Wie kann man nur so’n Schwein haben, Waves zu heißen?«, legt Bruce los. »Der Typ is käsefarben wie ’n Snowbird irgendwo aus dem Norden, hat wahrscheinlich das erste Mal in seinem Leben überhaupt ’ne Welle gesehen und trotzdem sooo ’nen Namen! Cheese passt doch da viel besser! Einfach nur Cheese.« Er blickt in die Runde der Zuschauer, die sich inzwischen angesammelt haben, bevor seine Vorstellung weitergeht: »Und ich sag dir was, Cheese: Du solltest schnell wieder nach dahin abhauen, wo alle so aussehn wie du! Zusammen mit deinem verdammten Vater, der hier noch alles zerstören wird!«
    Steven hatte so was erwartet. Spätestens, seitdem Mrs Partrich - die Lehrerin - ihn gespielt freundlich vorgestellt hatte, um seinen Vater und seine »Sippe« dann mit ebenso freundlicher Stimme zum Teufel zu wünschen.
    »Nenn mich Steven. Einfach nur Steven«, sagt er langsam und mindestens ebenso freundlich wie Mrs Partrich.»Oder kannst du dir das nicht merken, Bruce? Hat dein Spatzenhirn dafür vielleicht nicht genug Speicherplatz?«
    Stevens Vorwärtsverteidigung kommt für Bruce anscheinend völlig unerwartet. Deshalb ist er jetzt baff. Und als ob er einen vorbereiteten Text vergessen hat, rutscht ihm nur noch ein blödes »Äh« raus - was Steven für einen zweiten Gegenangriff nutzt:
    »Versuch dir wenigstens, das zu merken«, platzt es aus ihm heraus, obwohl er es besser wissen müsste. »Wenn ich so beschissen surfen würde wie du, würde ich an deiner Stelle ’ne Zaunlatte nehmen! Ein echtes Board ist viel zu schade dafür!« Im selben Moment wird Steven klar, dass er damit höchstwahrscheinlich zu

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