Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moonsurfer

Moonsurfer

Titel: Moonsurfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Birck
Vom Netzwerk:
vom Rückschlag zurück ins Kanonendeck gestoßen worden war und nun in seinen Tauen hängt, umringt von Männern, die sich noch immer die Ohren zuhalten. Dann springt er zur Luke, um das Ergebnis seines Experimentes näher zu untersuchen.
Außenbordwand
    Der Kapitän der Blackbird hat seinen Glatzkopf durch die Geschützpforte in die Nachtluft geschoben und sieht sich verdutzt um. Sein vermeintlicher Spion ist spurlos verschwunden. Keine Blutspuren, keine Gehirnmasse, keine Knochensplitter. Weder an den Planken der Bordwand, noch unten im Wasser, soweit er das in der Dunkelheit feststellen kann. Nichts.
    »Er is weg!«, brüllt er über seine Schulter zurück ins Innere der Blackbird. »Is einfach nur weg! Hat sich in Luft aufgelöst, oder is pulverisiert wor’n!«
    Doch dann kratzt er sich an seiner Glatze. »Oder hat’s der milchgesichtige Galgenvogel tatsächlich unversehrt ins Wasser geschafft?«
    »In diesem Fall dürfte er ersoffen sein, Professor Kapitän!«
    Snake ist von seinem Ausguck heruntergeklettert und steht jetzt am Schanzkleid. Er könnte auf Skulls polierten Schädel spucken, der noch immer aus der Luke ragt, aber er widersteht der Verlockung.
    Skull dreht seinen Kopf, sodass es beinahe so aussieht, als habe er ein Gewinde zwischen Schultern und Ohren. Er linst nach oben zu seinem Schiffsjungen.
    »Das glaub ich erst, wenn du seine Reste da unten rausgefischt hast!«
Unter dem Schiffsbauch, Steven im Wasser
    Der Fettwanst will mich suchen lassen!
    Aber auch die Haie werden sich auf die Lauer legen, wenn sie erst Stevens Einladung zum Frühstück - bestehend aus Angst und Schweiß - erhalten haben. Dann hat er keine Chance mehr, den Strand unbeschadet zu erreichen. Also muss er hier verschwinden, bevor Skulls Männer nach seinen Resten suchen, bevor die Haie auf ihn aufmerksam werden und bevor der Morgen graut. Verzweifelt versucht er, einen der spitzen und scharfkantigen Pfeile zu erreichen, die sogar bis hier unten im Rumpf der Blackbird stecken, um seine Fußfesseln damit zu durchtrennen. Vergeblich.
    »Macht das Boot klar!«, hört er Skull brüllen.
    Ihm bleibt keine Zeit mehr.
    Steven lässt sich sinken. Mit gefesselten Füßen stößt er sich vom Rumpf der Blackbird ab. Bevor ihn Sauerstoffmangel wieder zurück an die Oberfläche zwingen wird, muss er das Schiff so weit wie möglich hinter sich gebracht haben.
    Seine Lungen brennen, als er wieder auftaucht. Er saugt Frischluft ein und versucht, sich so gut er kann allein mit den Armen über Wasser zu halten. Verzweifelt paddelt er weiter, einfach nur weg von der Blackbird. Er taucht, holt wieder Luft, paddelt wieder. Irgendwann wagt er es, sich umzusehen.
    Es sieht so aus, als habe er das Beiboot, das um die Blackbird kreist, weit genug hinter sich gelassen.
    Gespenstisch flattert die schwarz-rote Flagge Skulls über dem havarierten Schiff, unter dem die Ebbe die Spanten des sehr viel älteren Wracks freigegeben hat. Sie ragen aus der See wie das Gerippe eines Urzeitmonsters, das hier vor Jahrmillionen verendet ist.
    Steven schluckt Salzwasser, würgt, hustet und schnappt nach Luft, während er immer wieder untertaucht.
    Der weiße sichelförmige Strand scheint unerreichbar fern, so sehr er auch paddelt und verzweifelt im Wasser tritt.
    Niemals zappeln, wenn Haie in der Nähe sind!
    Seine Arme, müde und kraftlos, beginnen zu schmerzen. Er dreht sich in Rückenlage. Jetzt kann er tief Luft holen und für einen Moment ausruhen. Mit angehaltenem Atem schwebt er ruhig in den Wellen.
    Ich muss die Fußfesseln loswerden!, hämmert es in seinem Kopf.
    In diesem Moment hat er die Lösung.
    Er atmet aus, holt wieder Luft, so tief es geht, dreht sich zurück, lässt sich sinken und greift nach der Pfeilspitze des alten Grumble, die noch immer um seinen Hals hängt.
    Er streift das Lederband des Anhängers über den Kopf und stößt sein Werkzeug mit dem letzten wütenden Überlebenswillen in die Stricke zwischen die Knöchel, wieder und wieder, bis es ihm endlich gelingt, seine Füße zu befreien.
    Doch inzwischen ist er bis zum Grund abgesunken und die wolkenverhangene Nacht lässt kein noch so schwaches Licht mehr bis hier unten durchdringen. Wie weit ist es bis nach oben?
    Steven stößt sich vom Meeresboden ab und als ob sie ihm zur Hilfe kommen will, gibt die Wolkendecke für einen kurzen Moment den Mond frei. Steven sieht den Lichtpunkt hoch über den Wellen flackern. Mit wütenden Stößen und letzter Kraft schaufelt er sich nach

Weitere Kostenlose Bücher