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Moonsurfer

Moonsurfer

Titel: Moonsurfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Birck
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einer, der etwas über den Schatz herausfinden will. Ein Spion.«
    »Ein … Sch-pi…?«
    »Ein Feind der Stinkenden«, vereinfacht Steven.
    »Dann bist du mein Freund!«, folgert das Mädchen. Sie rutscht näher an Steven heran, so nahe, bis ihre Schulter die seine berührt. Dann schnüffelt sie an seiner Wange. »Du riechst gut!«
    Die gibt nicht auf!, denkt Steven und läuft rot an. Zum Glück ist es stockdunkel. Doch sie lacht: »Du kannst deine Farbe verändern!« Und Steven wird noch röter.
    Später verrät sie ihm, dass sie mit den Delfinen taucht und mit dem großen Hammerhai sprechen kann, der in der Bucht lebt. Außerdem sei sie schon sechzehn oder siebzehn Regenzeiten alt. Alt genug, um einen Mann zu nehmen.
    Steven wird abermals nervös.
    Doch die Männer aus dem Dorf, erzählt sie weiter, würden sie fürchten, weil sie Schwimmhäute zwischen ihren Fingern und den Zehen habe. Aber das mache ihr nichts aus, denn es sei keiner dabei, der ihr gefallen würde, weshalb sie die Gesellschaft der Tiere im Meer vorziehe. Auch verstehe sie sich gut mit ihrer Großmutter, mit Ke-Lo, der alten Schamanin. Eines Tages würde sie selbst die Schamanin sein.
    Als Steven sie dann nach dem Schatz in der Blackbird fragt, erklärt sie ihm, dass schon einmal, vor vielen Lebensaltern, ein so großes Schiff wie die Blackbird kam. Das habe die Schamanin erzählt. Es habe Krieger getragen, die in Eisen gekleidet waren.
    Shark zeichnet den Helm eines spanischen Konquistadoren in den Sand. Die Eisenmänner, erzählt sie weiter, seien auf der Flucht vor Huracan gewesen. Der Sturmgott habe die Eisenmänner auf eine Sandbank getrieben, wo sie alle ertranken.
    Danach hätten die Krieger ihres Stammes das Gold im Bauch des großen Schiffes der Eisenmänner gefunden. Sie hätten es herausgeholt und den alten Schamanen gegeben. Das sei geschehen, lange bevor sie selbst auf die Welt gekommen war.
    »Aber … wie kommt das Gold dann in die Blackbird?«, will Steven wissen.
    »Vor wenigen Monden kam die Blackbird hierher«, erzählt das Mädchen weiter. »Die Männer von der Blackbird haben mein Volk überfallen und das Gold genommen. Aber auch diese Männer sind dumm. Auch ihr Schiff kann nicht mit vollem Bauch über die Sandbänke fahren.«
    Damit beendet Shark ihre Geschichte vom Tauziehen um den Schatz, hockt schweigend da und blickt zum Schiff ihrer Feinde hinüber. Steven hat seine schmerzenden Glieder ausgestreckt und liegt neben ihr, den Kopf hat er auf sein Surfboard gelegt.
    Er blickt den Strand hinunter. Dort, wo irgendwann einmal das Strandhaus stehen wird, ist nichts alsdichtes Gebüsch zu erkennen, das sich über kleine, mit Gräsern bewachsene Dünen erstreckt. Weit und breit kein Gebäude, obwohl er sich nur einen Steinwurf von der Stelle entfernt befinden dürfte, wo das Strandhaus einmal stehen wird.
    Erst jetzt frisst sich die Erkenntnis endgültig in sein Bewusstsein wie die Holzwürmer durch den Rumpf des Seelenverkäufers: Diese verflixte Tube, durch die mich Moonsurfer gejagt hat, war tatsächlich ein Zeittunnel!
    Seine Gedanken wandern vom Gold in den Laderäumen der Blackbird zur Yacht seines Vaters, der im Jahr 2004 versucht, die Vergangenheit zu enträtseln, in der er, Steven, gelandet ist.
    Wird sein Vater das Gold finden? Wird der Schatz auch während der kommenden Jahrhunderte dort drüben im Bauch der Blackbird liegen bleiben? Oder wird sich der Panther-Clan, von dem das Mädchen gesprochen hatte, das Gold zurückholen?
    Es steht nicht einmal fest, ob es Steven gelingen wird, ins Jahr 2004 zurückzukehren, um seinem Vater berichten zu können, was er hier gesehen und erfahren hat. Dann würde er ihm endlich einmal weit voraus sein, statt immer nur hinterher wie der wacklige Van der Autovermietung hinter Ben Waves’ silbernem Sportwagen! Dann wird er allein wissen, was es hier wirklich zu finden gibt und in welchem der beiden Schiffe man suchen muss.
    Stevens Blick landet wieder auf dem Rücken des Mädchens, dochplötzlich springt Shark auf, geht hinunter zum Meer und watet in die Brandung.

    Steven blickt einem Wesen nach, das sich so anmutig wie ein schwarzer Panther bewegt und schöner ist als alles, was er bisher gesehen hat.
    Sie durchquert die um diese Zeit flache Weißwasserzone und verschwindet mit einem Hechtsprung in einer Welle, bevor er begreift, was geschieht.
    Es ist zu spät, doch Steven springt auf. Seine Muskeln schmerzen, sein Fuß versagt und er kann nur krumm wie Quasimodo hinter ihr

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