Moony Witcher - Nina 01 und das Geheimnis der Lagunenstadt
steht, man soll es trinken oder kauen. Aber man darf es nur wenige Male anwenden, sonst fallen einem die Zähne aus.«
»Was? Die Zähne fallen einem aus?«, rief Fiore entsetzt. »Ich will aber nicht, dass sie mir ausfallen.«
»Meine sind so schön und stehen ganz gerade.« Roxy wurde panisch.
»Mädels«, sagte Nina beruhigend und schaute ihnen fest in die Augen. »Ich glaube nicht, dass wir unsere Zähne verlieren werden, wenn wir ein Mal blaues Harz essen.«
Zögerlich nickten die Freunde. Der Plan war auch einfach zu gut. Wenn sie es schafften, herauszufinden, was in Toledo in den folgenden Stunden passieren sollte, dann hätten sie einen entscheidenden Vorteil. Vor allem aber könnten sie sehen, wo in der Stadt und sogar in welchem Haus Andora gefangen gehalten wurde. Sie mussten nur Karkons Gehilfen folgen. Doch leider genügte es dafür nicht, blaues Harz zu essen. Nina musste auch noch eine Möglichkeit finden, schnell und sicher zu reisen. Da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: Unter den Pflanzen des Sechsten Mondes gab es doch eine, die dafür wie geschaffen war.
»Fustalla! Mit der Fustalla 8833112 von Xorax kann man vierundzwanzig Stunden lang fliegen. Wir müssen nur eines ihrer blauen
Blätter essen und schon ist das Problem gelöst.« Nina schlug das Heft wieder zu und sah Max erwartungsvoll an.
»Fuxtalla, genau. Die blauen Blätter haben eine xehr xtarke Wirkung. Gut gemacht, Nina!«
»Schon wieder Blätter essen? Und dann auch noch blaue?« Cesco war skeptisch, aber er ergab sich in sein Schicksal.
Doch zuerst mussten sie das blaue Harz kauen, damit sie in die Zukunft schauen und herausfinden konnten, wie sie Andora befreien konnten. Danach erst sollten sie mithilfe der Fustallablätter nach Toledo fliegen.
Nina trug verschiedene Beutelchen mit Mineralien und anderen Zauberzutaten aus dem Labor zusammen und stellte sie zu den Destillierkolben neben dem Kamin. Sie entnahm fünf Gramm blaues Harz aus einem der Beutel, dazu etwas Saphirpulver und vermischte beides in einer Schale. Dann las sie noch einmal die Formel im schwarzen Heft nach, trat an den Computer und bat Max, die angegebene Zahlenfolge einzutippen: 7471113.
»Max, bitte beeil dich. Die Zahlenfolge vom blauen Harz wird uns gleich anzeigen, welche Zubereitungszeiten zu der Zauberformel gehören«, sagte sie angespannt.
Max tippte den Code ein und auf dem Bildschirm erschien die Angabe: 7471113.
»Die blauen Stückchen sechs Minuten und drei Sekunden lang zu Pulver zermahlen. Dann vier Sekunden kauen, gegebenenfalls Ac- qua Salis hinzufügen und trinken. Die Zukunft erscheint für zehn Minuten. Wenn die Wirkung vorbei ist, Zähne mit Eidechsencreme putzen.«
»Eidechsencreme ... pfui!« Fiore rümpfte angeekelt die Nase.
Max griff grinsend nach der Eidechsencremetube, die auf dem Glas mit den getrockneten Ameisen lag, und stellte sie auf dem Tisch bereit.
Nina zerdrückte mit einem kleinen Holzstab die Harzstückchen in der Schale und ließ, die Uhr immer im Blick, genau sechs Minuten und drei Sekunden verstreichen. Dann nahm sie mit einem Löffel- chen das Harz aus der Schale und verteilte es an die anderen mit der Anweisung, es langsam zu zerkauen.
Als alle das Harz im Mund hatten, setzte sich Max auf den Hocker neben dem Computer und schaute ihnen dabei zu, wie sie ihre Augen schlossen, in die Knie gingen und sich vornüberbeugten. Ihre Arme wurden schlaff, die Beine versagten und sie fielen in eine Art Trance. Ihre Gehirne verbanden sich miteinander und die Reise in die Zukunft begann.
Unterwegs sahen sie die Stadt Toledo von oben. Viele Häuser, dicht an dicht, dazwischen die Straßen mit Tausenden von Autos und Passanten, kleine Gärten und wimmelige Cafés. Sie flogen über das Treiben hinweg und alles kam ihnen ganz normal vor. Dann landeten sie sanft auf dem Turm eines baufälligen Schlosses. Es war ein unheimliches graues Gebäude, das zwischen einem Wäldchen und einem Wasserfall wie eine Festung in den Himmel emporragte. Die Freunde krabbelten über das rote Ziegeldach und kletterten zu einem kleinen Fenster in den Turm hinein. Leise schlichen sie durch das Turmzimmer in das dahinterliegende Treppenhaus. Am Ende der Wendeltreppe stießen sie auf eine dicke Stahltür. Mit aller Kraft drückte Nina die schwere Tür auf - und ihnen stockte der Atem. Tante Andora saß direkt vor ihnen auf einem Stuhl, immer noch unbeweglich und mit leerem Blick. Alles war genau so, wie sie es auf den Bildern des
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