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Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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an, seine Sachen wieder in die Tasche zu räumen. »Dieser Trank …«, begann er, doch beim ersten Versuch versagte seine Stimme. »Dieser Trank«, wiederholte er, jetzt schon fester, »ist sehr stark, Lorcan. Ihr werdet lange Zeit nichts als schlafen können, damit Ihr keine Gelegenheit bekommt, herumzugeistern und Eure Tochter zur Waise zu machen.« Lorcan sah ihm nur schweigend zu. »Wenn Ihr mich braucht«, fuhr er fort und klappte seine Tasche zu, ohne Lorcan oder Wynter anzublicken,
»schickt einen Pagen zu mir, gleich zu welcher Tages- oder Nachtzeit.« Er wandte sich zum Gehen.
    »Ihr tut recht daran, auszuziehen«, wiederholte Lorcan bedächtig. »Aber Ihr seid ein Narr, wenn Ihr das zwischen Euch und einen wahren, treuen Freund kommen lasst.«
    Mit dem Rücken zu Lorcan, den Kopf zur Seite gelegt, hörte Razi zu und ging dann ohne Erwiderung.
    Christopher musste wohl im Empfangsraum geblieben sein, denn sie hörten Razi noch sagen: »Ich habe etwas mit dir zu besprechen, Christopher. Zuvor muss ich mich waschen und umkleiden, doch ich werde innerhalb dieses Viertels zurück sein.«
    »Dann sollten wir aber zur Sicherheit Wynter als Anstandsdame dazubitten – nicht dass dieser fragwürdige Merroner noch die Tugend Seiner Hoheit bedroht.«
    Einen Moment lang herrschte Stille, dann entgegnete Razi zu Wynters Enttäuschung kühl: »Innerhalb einer Woche wirst du wieder kräftig genug zum Reiten sein, Freier Garron. Ich wünsche, dass du dich zum Aufbruch bereithältst.«
    Jeglicher Spott war aus Christophers Stimme gewichen, als er fragte: »O nein, Razi, so bald schon? Was wird aus Wynter?«
    Wynter horchte angestrengt auf die Antwort, doch es kam keine. Nur das jähe Klicken der Tür, die ins Schloss fiel, und dann Stille.

Papiere
    C hristopher war immer noch im Empfangsraum, als Wynter aus Lorcans Kammer trat. Er saß auf ihrem Lieblingsplatz am Fenster und blickte verdrossen in den Orangenhain, den Arm auf das Sims gelegt. Wynter schleppte einen Sessel heran und stellte ihn so nah neben seinen, dass Christophers Knie die Lehne streiften.
    »Vater schläft jetzt.«
    Er drehte sich nicht zu ihr um, sein Ausdruck blieb missmutig. Sie nickte verständnisvoll, lehnte mit geschlossenen Augen den Kopf an die Wand und schloss sich seinem Schweigen an.
    »Wie kannst du diesen Ort ertragen?«, fragte er schließlich ruhig. »Er ist Gift. Als atmete man Gift ein, Tag für Tag, bis die Seele krank wird und stirbt.«
    Wynter öffnete die Augen. Irgendetwas im Garten warf die Sonnenstrahlen zurück – vielleicht die glänzenden Blätter der Bäume – und zauberte tanzende Lichtflecke an die Zimmerdecke. Es roch nach duftigen Orangenblüten und diesem einzigartigen, betörenden Aroma, das sie inzwischen mit Christopher verband.
    »Warum gehst du nicht fort?«, fragte er weiter. »Setz Lorcan auf einen Karren, pack eure Habseligkeiten dazu und verschwinde.«

    Sie lächelte bei der Vorstellung. Bei ihm klang alles so einfach!
    »Warum lachst du?«, wollte er wissen. »Du hast doch selbst gesagt, dass du nicht vom Thron abhängig bist, um dein Brot zu verdienen. Nutze deine Fähigkeiten, Wynter. Richte dir an einem sicheren, freien Ort eine Werkstatt ein. Weit weg von all diesen Vipern und Parasiten.«
    Wynter seufzte. »So einfach ist das nicht, Christopher. Man darf nicht einfach eine Werkstatt gründen, wo man will. Man braucht Papiere, Konzessionen, und die haben wir nicht – nicht, bevor der König sie freigibt.« Sie legte den Kopf schief und sah ihn an. Reglos wie eine Statue saß er da und betrachtete sie, die Hände nun auf die Sessellehnen gelegt.
    »Aber es muss doch einen Ort geben, wohin ihr gehen könnt!« Er wurde nicht lauter, doch zu ihrem Erstaunen hörte sie Verzweiflung aus seiner Stimme heraus. »Dein Vater ist ein Hoher Herr! Er muss doch Ländereien besitzen …«
    »Das missverstehst du«, sagte sie. »Mein Vater ist Hoher Protektor. Das ist lediglich ein Titel, mehr nicht. Es bedeutet Er, der den König beschützt . Natürlich ist es ein sehr mächtiger Titel, und er ist mit vielen Privilegien verbunden, doch Ländereien hängen nicht daran, Christopher, und auch seine Leibrente ist gering. Sobald wir diese Palastmauern hinter uns lassen, müssen wir uns wirklich selbst durchschlagen – und das können wir erst, wenn Jonathon uns unsere Papiere aushändigt. Deshalb können wir nicht einfach gehen. Verstehst du?«
    »Aber ich will dich nicht einfach so hier zurücklassen. Wie wirst du denn

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