Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
Vom Netzwerk:
füllte ihm die Schale erneut, und er schlang es ebenso schnell herunter, seufzend vor Behagen.
    »Christopher.« Sie runzelte die Stirn. »Hast du etwa gestern überhaupt nichts gegessen?«
    Er hatte den Mund schon geöffnet, um zu antworten, als ein lautes Klopfen an der Tür zum Gang sie aufschreckte.
    »IM NAMEN DES KÖNIGS, ÖFFNET DIE TÜR!«, donnerte eine Stimme.
    Starr vor Schreck sahen sie einander an.

    »Du musst gehen«, zischte Wynter, während sie schon ein paar Eier und einen Klumpen Brot in den kleinen Binsenkorb warf. Sie drückte ihm das Essen in die Hand und schob ihn zu der Geheimtür, als das nächste Hämmern die Luft erschütterte.
    »IM NAMEN DES GÜTIGEN KÖNIGS JONATHON, MACHT DIE TÜR AUF!«
    Lorcan schreckte aus dem Schlaf auf und sah sich verwirrt um. »Was?«
    »Ich komme! Einen Augenblick!«, rief Wynter laut, während sie zurück in Lorcans Kammer rannte und rasch etwas Kaffee in eine Schale goss, die sie Christopher in die noch freie Hand gab. Dann knallte sie die Tür zu, drehte den Cherub und eilte, um dem König die Tür zu öffnen.

Ein besorgter Freund
    Wortlos stürmte Jonathon herein und bedeutete Wynter, die Tür hinter ihm zu schließen. Sie gehorchte mit heftig pochendem Herzen, nicht ohne verstohlen einen ängstlichen Blick auf die im Gang gedrängten Soldaten zu werfen. Dann drehte sie sich zum König um, verbeugte sich förmlich und wartete auf die Erlaubnis zu sprechen.
    Jonathon hatte die Hände in die Hüften gestützt, die Sonne funkelte auf seinem Haar und Bart. In diesem beengten Raum und seinem königlichen Gewand wirkte der König mehr als einschüchternd; er schien das ganze Zimmer auszufüllen. Mit grimmiger Miene sah er sich um und wandte schließlich widerstrebend seine blauen Augen Wynter zu, als wäre sie der letzte Mensch auf Erden, mit dem er zu sprechen wünschte.
    »Nun, Mädchen«, begann er unwillig und musterte sie von Kopf bis Fuß. »Wo zum Teufel ist dein Vater?«
    »Eure Majestät … Mein …« Sie starrte ihn entgeistert an. Meinte er das ernst? Sie konnte es nicht fassen. Was glaubte er denn, wo ihr Vater war? Hatte Razi ihm nichts von Lorcans Zustand erzählt? Jonathon musste bemerkt haben, dass ihre Verblüffung Wut wich, denn sein Blick wurde argwöhnisch, trotz der unverändert gebieterischen Haltung.
    Wynter reckte sich zum Äußersten ihrer geringen Körpergröße
und sagte höflich durch zusammengebissene Zähne: »Der Hohe Protektor ist schwer krank, Eure Majestät. Er schlief friedlich, bis das Brüllen Eurer Wachen ihn gerade weckte.«
    Jonathon blinzelte.
    »Hat der königliche Prinz Razi Eure Majestät nicht über die schlechte Verfassung des Hohen Protektors in Kenntnis gesetzt?«
    Jonathon warf die Hand hoch. »Schluss jetzt mit diesen gottverfluchten Titeln, Kind! Nein, ich habe nicht mit Razi über deinen Vater gesprochen! Mit dem verwünschten Jungen habe ich in den letzten drei Tagen keine zwei Worte gewechselt.« Seine Miene verfinsterte sich bei dem Gedanken an Razi. »Gott verdamme ihn!« Er steckte den Kopf in den Empfangsraum. »Dann ist er also im Bett? Lorcan?«
    »Ja, im Bett. Razi hat ihm verboten, aufzustehen.«
    Mit eisigem Blick drehte sich Jonathon zu ihr um. »Aber gestern war er gesund genug, um diese nichtsnutzigen Tischlerlehrlinge gegen meine Wachen zu verteidigen. Klingt für mich nicht, als würde ihm das Herumlaufen allzu schwerfallen.«
    Wynter blieb kurz das Herz stehen, sie stockte. Dann fing sie sich, und obwohl die Wut ihre Lippen betäubte, sagte sie einigermaßen ruhig: »Das war eine Angelegenheit Eurer Majestät , deren sich mein Vater dort annahm. Es gab ein Missverständnis bezüglich der Passierscheine der Lehrlinge, und mein Vater klärte es auf, wie es seine Pflicht ist.«
    »Und doch kann er meinem Rat nicht beiwohnen oder sich bei Hofe blicken lassen – habe ich das so zu verstehen, Hohe Protektorin? Er hat Kraft für seine Zunftgenossen, aber nicht für seinen König?«
    Dieses Mal gab es kein Zögern, und Wynters leise Stimme
war eisig, als sie erwiderte: »Der Weg in die Bibliothek hätte meinen Vater beinahe umgebracht, Eure Majestät. Er hat ihn in die Knie gezwungen. Wenn...« Sie hielt inne, beinahe hätte sie gesagt: Wenn Christopher nicht gewesen wäre … Gottlob beherrschte sie sich noch rechtzeitig und fuhr stattdessen fort: »Wenn er nicht so einen starken Lebenswillen besäße, dann hätte er es gar nicht zurück in sein Quartier geschafft. Seine Hoheit Prinz Razi war aufs

Weitere Kostenlose Bücher