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Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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zu einem Gefangenen gemacht.
    Wynter war unwillkürlich stehen geblieben, und Razi schubste sie sanft, um sie zum Weitergehen zu veranlassen. Genau das, so erkannte sie, hatte er auch für sie vorgesehen: Wenn es nach ihm ginge, würde er Wynter in ihren Gemächern einsperren, wo sie sicher und beschützt und vollkommen hilflos wäre, bis Razi selbst fort war und keine Gefahr mehr für sie darstellte. Doch das konnte sie nicht zulassen! Sie hatte Dinge zu erledigen! Dinge, an denen sie Razi nicht teilhaben lassen durfte.
    Zu Razis sichtlichem Entsetzen stemmte sich Wynter ihm entgegen und entwand sich seinem Griff.
    »Wyn …«, begann er, doch sie fiel ihm ins Wort.
    »Ab hier gehe ich allein weiter, Razi.«
    »Aber …« Ihre plötzliche Kälte brachte ihn völlig aus der Fassung. Verwirrt sah er sich um, dann erhellte sich seine Miene; er glaubte zu begreifen. Flehend sah er ihr in die Augen. »Ach, Wynter, sei doch bitte nicht böse auf mich. Er konnte nicht bleiben. Verstehst du das denn nicht? Es ging nicht … Sie hätten ihn …«
    Seine unberechtigten Schuldgefühle brachten Wynters Entschlossenheit beinahe ins Wanken, schon wollte sie ihn trösten, hielt sich jedoch gerade noch zurück. Sie zwang sich, ein grimmiges Gesicht aufzusetzen. Seine falsche Deutung ihrer Beweggründe musste sie für ihre Zwecke nutzen. Also trat sie zurück in den Schatten und zog Christophers Jacke enger um sich.

    »Lass mich einfach eine Weile in Ruhe, Razi. Ich finde den Weg allein.«
    Seine Züge entglitten ihm, er wirkte verletzt. Doch dann zog er finster die Augenbrauen zusammen und beugte sich tief zu ihr herunter. »Jetzt hör mir mal gut zu.« Seine Stimme war tief, der Blick eindringlich. »Ich habe gerade fünf Soldaten der Leibwache meines Vaters bewusstlos geschlagen. Schlimmer noch als das, was mein Vater dazu sagen wird, ist, dass sie selbst nach Rache trachten könnten. Und ich werde nicht zulassen, dass sie dich benutzen, um mich zu treffen. Ich werde nicht zulassen, dass du den Preis für meine Taten bezahlst! In deinen Gemächern bist du in Sicherheit, Wynter, und ich beabsichtige, dich dorthin zu bringen. Also hör auf, dich wie ein störrisches Kind zu benehmen, und tu gefälligst, was man dir sagt!«
    Bei diesem vertrauten Ton reckte Wynter trotzig das Kinn. Alles, was Razi ihr an Körpergröße, Kraft und Rang voraushatte, wog schwer in seiner Stimme. Sie funkelte ihn warnend an: Das konnte er mit ihr nicht machen. Nie, niemals würde sie ihm erlauben, wie sein Vater zu werden – zumindest nicht in ihrer Anwesenheit, nicht als ihr Freund. Sie sahen einander fest in die Augen, und unvermittelt schien Razi bewusst zu werden, wie er sie anknurrte, wie er über ihr aufragte, über dieser kleinen Frau in Nachthemd und Jacke, die verletzlich und ganz allein in der Dämmerung vor ihm stand. Er trat so eilig zurück, dass er beinahe ins Straucheln geriet. Ein paar Schritte von ihr entfernt blieb er verloren stehen, die Hände an den Seiten hängend.
    Wynter streckte ihm die Hand hin, ihre Stimme klang sanft. »Razi.« Er blickte sie an, als fürchte er ihren Zorn. »Ich verspreche dir, dass ich auf mich aufpasse. Ich muss nur ein wenig allein sein. Ich werde zu den Eiben spazieren, vielleicht
schlendere ich über die Kastanienallee, und danach gehe ich in meine Kammer. Einverstanden?« Bekümmert öffnete er den Mund und blinzelte. Wynters Herz blutete, doch sie bedeutete ihm, ihr nicht zu folgen, als sie sich langsam umdrehte, ohne den Blick von ihm abzuwenden. »Geh dich ein wenig ausruhen, Razi. Bitte. Du bist übermüdet. Ruh dich aus … und wir sehen uns dann später.«
    Mit raschen Schritten ging sie fort. Sie hielt sich zunächst zwischen den Bäumen verborgen; erst am Rande der Gärten, vor einer Hecke, die sie endgültig seinen Blicken entziehen würde, drehte sie sich noch einmal um. Razi stand reglos dort, die Hände immer noch kraftlos an den Seiten. Das Gesicht hielt er abgewandt und starrte über die Zwingermauer hinaus auf die Hügel und das kleine Eckchen Wald, das er vor dem Morgenhimmel erkennen konnte. Er sah aus wie eine verlorene Seele – allein und verlassen. Wynter biss die Zähne fest zusammen und zwang sich weiterzugehen.
    Aus dem feuchten Gras stieg Dunst auf, und die Welt verschmolz zu einem Grau in Grau. Der Himmel erstrahlte im Sonnenaufgang. Wynter lief dicht an den Hecken und Mauern entlang, um sich so klein und unauffällig wie nur möglich zu machen. Trotz ihrer Beteuerungen

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