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Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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in die Erde und erstarrte, als drei Soldaten durch die Bäume taumelten und genau vor ihr schwankend stehen blieben. Ihre Stiefel scharrten und gruben sich in das Laub, um sicheren Stand zu finden, und Wynter stellte verängstigt und erleichtert fest, dass sie dadurch alle Spuren auf dem Pfad verwischten.
    Die drei gehörten zu Jonathons Männern. Einer von ihnen war kaum bei Bewusstsein, er hing am Hals seines Kameraden, und seine Knie gaben immer wieder nach. Der dritte hatte offenbar das Kommando, er lief vor den anderen her und suchte die Bäume ab, kehrte dann zu ihnen zurück und legte sich den herabhängenden Arm des Verletzten über die Schulter.
    »Graham kommt«, brummte er, woraufhin die Männer ein paar Schritte vorwärts machten und erneut stehen blieben. Der Mann in der Mitte stöhnte hin und wieder leise. »Von Norman nichts zu sehen. Gottverflucht.«
    »Er hat den Hadraer auch nicht bei sich, soweit ich erkennen kann.«
    Der Kommandant fluchte, als der vierte Mann auf sie zugehumpelt kam und schon von weitem rief: »Habt ihr ihn? Habt ihr den kleinen Mistkerl?«
    Seine Kumpanen verneinten knurrend, und Wynter grub sich noch tiefer in den kalten Boden, als der Neuankömmling unmittelbar neben ihr anhielt. Seine Stiefel standen nur eine
Handbreit von ihrem Gesicht entfernt. »Verflucht«, ächzte er. »Jemand hat mir eins übergezogen …«
    »Das war der Araber.«
    Diese Auskunft löste wütenden Protest aus.
    »Den Bastard bring ich um!«, rief der vierte Mann hitzig.
    Sein Kommandant versetzte ihm einen heftigen Tritt gegen das Schienbein. »Du sprichst hier von einem Kronprinzen, Graham. Hüte deine dreckige Zunge!«
    Graham jaulte und hielt sich das Bein. »Das ist kein verdammter Prinz«, grunzte er. »Alberon ist der Thronfolger! Ganz gleich, wie oft der König es verleugnet – das macht es nicht weniger wahr.«
    Razi muss dem Mann anständig das Gehirn durchgerüttelt haben, dachte Wynter, wenn er glaubt, so mit seinem Vorgesetzten sprechen zu können.
    Und tatsächlich zog der Kommandant des Trupps seine Schulter unter dem Verwundeten hervor und versetzte Graham mit der nun freien Faust einen donnernden Schlag ins Gesicht. Der taumelte rückwärts in den Lorbeer und trat beinahe auf Wynters Hand, bevor er das Gleichgewicht wiederfand. Um ein Haar hätte Wynter gezuckt oder aufgeschrien. Sie schmeckte Blut im Mund und stellte fest, dass sie sich auf die Lippe gebissen hatte. Heftig saugte sie an der Wunde und verhielt sich so still, wie es nur ging.
    »Der Araber ist ein Kronprinz «, bellte der Kommandant und schob sich ganz dicht an Graham heran. »Du wirst dir von ihm alles gefallen lassen, gerade so, als wäre er der König selbst. Verstanden?« Die Stiefelspitzen der beiden berührten einander jetzt; der Kommandant musste Nase an Nase mit dem Soldaten stehen. »Wenn dieser Araber dir sagt, du sollst verdammt nochmal springen, dann will ich aus deinem Mund
nichts hören außer: ›Jawohl, Herr! Wie hoch, Herr?‹ Haben wir uns verstanden, Graham?«
    »Jawohl«, entgegnete der Soldat leise.
    Einen Moment lang blieb der Kommandant noch bedrohlich nah vor Graham stehen, dann trat er beiseite. »Gräm dich nicht, Junge«, sagte er dann zum Trost. »Der König wird Vergeltung üben. Er würde uns niemals im Stich lassen.«
    Langsam krallte Wynter die Finger in das kalte Laub, die Angst um Razi schwoll in ihrem Hals zu einem Kloß an.
    »Glaubt Ihr, der Hadraer hat es aus der Burg geschafft, Herr?«
    »Ja«, antwortete der Kommandant nachdenklich. »Das glaube ich.« Er drehte sich um, vermutlich in Richtung Hügel, dachte Wynter. »Das macht aber nichts«, murmelte er. »Die Kameraden im Wald werden ihn schon erwischen …«
    »Sollten wir nicht auch besser nach ihm suchen?«
    »Nein. Zuerst bringt ihr Lionel zum Doktor, und dann sucht ihr Norman. Ich muss dem König berichten.« Er schlug den Weg zum Palast ein. Die anderen blieben, wo sie waren, und er rief ihnen noch über die Schulter zu: »Falls ihr dem Araber begegnet, dann haltet euch zurück und werdet nicht zu Mördern … Habt ihr mich gehört?«
    Die Männer brummelten leise und unaufrichtig: »Jawohl.« Der Kommandant fiel in einen Laufschritt.
    »Wenn er die Treppe runterfällt, ist es kein Mord«, murmelte Graham.
    »Genau, oder wenn er im Pferdetrog ertrinkt … Einem wie dem könnte alles Mögliche passieren.«
    Finster und aufrührerisch vor sich hin murrend, machten sich die drei auf den Weg zu Doktor Mercurys Quartier. Die

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