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Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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bevor ich Gelegenheit bekam, den Bau zu überwachen. Seht Euch das an!« Er hielt Razi eine Seite hin und deutete auf eine aufwendige Apparatur.
    Doch Razi sah nicht auf die Seite, sondern stattdessen Lorcan an. Er überlegte kurz, dann sagte er: »Eine wissenswerte Tatsache über Al-Dschazari ist, dass er viele seiner eigenen Erfindungen verheimlichte.« Lorcan erstarrte und sah Razi scharf an. »Offenbar betrachtete er vieles von dem, was er geschaffen hatte, als zu … zerstörerisch … für den allgemeinen Gebrauch.«
    Lorcan richtete sich auf und klappte das Buch zu. Sein Gesicht verfinsterte sich, die Augen wurden eiskalt. Abwehrend hielt Razi eine Hand hoch und verzog den Mund zu einem Lächeln. »Lorcan, ich möchte nicht nachforschen. Ich erzähle es Euch nur. Al-Dschazari war ein kluger Mann und ein anständiger Mensch. Alles, was er der Nachwelt hinterließ, war der Menschheit dienlich. Männer wie ihn – Männer wie Euch – gibt es nur wenige auf dieser Welt. Mehr wollte
ich gar nicht sagen.« Er legte den Kopf schief. »Mehr wollte ich nicht sagen.«
    Lorcan blinzelte, und Wynter starrte ihre Hände an. Eine unbehagliche, gespannte Stille entstand, bis Razi ein kurzes Lachen ausstieß und Lorcans Hand tätschelte. »Warum fällt es uns so schwer, uns das Gute anzuhören, das andere über uns zu sagen haben?«, murmelte er.
    Lorcan nahm Razis Hand und drückte sie. »Würdet Ihr …«, begann er heiser. »Würdet Ihr gern die Pläne für Shirkens Schloss sehen? Und vielleicht auch den neuen Einfall, den ich für Tamarand in den Mittelländern hatte? Es geht darum, das Wasser von den Feldern durch eine verstärkte …«
    »Ich breche morgen auf.«
    Lorcan blieben die Worte im Halse stecken. Wynter, die eben vom Bett aufstehen wollte, um die Aufzeichnungen ihres Vaters zu holen und Razi seine neuen Erfindungen zu zeigen, erstarrte mitten in der Bewegung. Jetzt sank sie zu Boden, den Mund fassungslos geöffnet. Über Razis Kopf hinweg blickte sie erschrocken ihren Vater an. Morgen! Nein! Sie war noch nicht bereit! Sie war noch nicht bereit, sich auf den Weg zu machen! Sie hatte geglaubt, ihr bliebe wenigstens noch der morgige Tag! Den musste er ihr gewähren, bitte, nur den!
    Lorcans Augen waren riesig, tränenfeucht und verzweifelt.
    »Oh, Razi«, flüsterte Wynter. »Warum? Ich dachte …«
    Steif wandte sich Razi zu ihr um, krümmte sich kurz und schlang die Arme um seine Brust.
    »Razi.« Lorcans Stimme klang besorgt. »Was ist mir dir geschehen?« Er legte eine Hand auf Razis Kopf.
    Zu Wynters Erstaunen gluckste Razi, beugte sich aber gleichzeitig erschöpft nach vorn und legte die Stirn auf Lorcans Bett, ohne die Arme von seiner Brust zu lösen. Lorcan
streichelte ihm über das Haar, fuhr mit den kräftigen Fingern durch die unordentlichen Locken, als tröstete er ein Kind.
    »Ach, so schlimm war es nicht«, sagte Razi leichthin. »Vaters Männer waren nur ein wenig übereifrig bei ihrer Suche nach Christophers Papieren.«
    Wynter schluckte ängstlich. »Haben sie sie gefunden, Razi? Dein Vater hatte Männer im Wald …«
    Er drehte den Kopf und sah sie von unten durch sein Haar hindurch an. »Jetzt nicht mehr.«
    Die kalte Gewissheit in seiner Stimme jagte Wynter einen Schauer über den Rücken. Razi schloss die Augen und drückte das Gesicht wieder in die Bettdecke. Lorcan hörte nicht auf, ihm durch seine Locken zu streichen, und in seinem Blick sah Wynter ihren eigenen Kummer gespiegelt. Es war so falsch, dass Razi so ein Mensch sein musste. So falsch.
    »Ich reise morgen ab«, seufzte Razi. »Ich kann nicht länger bleiben. Ich ertrage es nicht.«
    »Es ist vermutlich sinnlos, Euch erneut zu bitten, meine Tochter mit Euch zu nehmen?«
    Wynter zuckte heftig zusammen und funkelte Lorcan zornig an, doch er erwiderte ihren Blick nur starrsinnig.
    Razi seufzte wieder und schüttelte den Kopf. »Bittet mich nicht länger darum, mein Freund. Ich würde sie nur umbringen. Hier, weit weg von mir, ist Wynter sicherer. Weit weg von meiner gottverfluchten Gesellschaft.«
    Lorcans Lider flatterten. Nachdenklich wanderte seine Handfläche auf Razis Rücken und beschrieb zwischen seinen Schulterblättern tröstliche Kreise.
    Wie unendlich erleichtert Wynter war – wenigstens diese Hürde blieb ihr erspart! Was für ein Alptraum, wenn Razi eingewilligt hätte. Besorgt blickte sie ihn an. Was würde passieren, falls die Suche nach Christophers Papieren fortgesetzt wurde?
»Sind die Papiere wirklich in

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