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Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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gehalten.« Der König sah ihn von der Seite an, doch sein Freund hielt den Kopf gesenkt, daher drehte sich Jonathon ganz zu ihm um und stützte die Wange auf seine Faust. »Ohne deine Maschine hätte dieser verfluchte Aufstand viel mehr Menschenleben und Mittel gefordert, als wir uns leisten konnten. Du hast mein Königreich gerettet … wieder einmal. Du warst ein wahrer und treuer Untertan. Und ein Freund von unschätzbarem Wert.«
    Immer noch hielt Lorcan den Kopf gesenkt. Wynter spürte ihn langsam und tief atmen, als schliefe er. Sie sah ihn an: Seine Augen spiegelten hell den Feuerschein wider, während er auf die Spitzen von Jonathons Stiefeln starrte.
    »Es tut mir leid, dass ich dir misstraut habe«, fuhr der König fort. »Ich wünschte, ich hätte dich nach deiner Rückkehr nicht so bedrängt. Ich wünschte …«
    »Nimm deine Wünsche und wirf sie ins Feuer«, knurrte Lorcan. »Ich möchte nicht hören, was du wünschst oder wofür du mir dankbar bist oder was du empfindest. Ich möchte nicht einmal dein Gesicht ansehen. Ich möchte nur, dass du mich in Ruhe lässt.«
    Jonathon lächelte und schnaufte leise. »Tja, du konntest dir immer den Luxus einer edlen Gesinnung erlauben.« Er
erhob sich aus dem Sessel und musste erst sein Gleichgewicht finden, bevor er sich aufrichten konnte. »Ich hingegen …« Er lachte bitter auf. »Ich muss meine Freunde töten und meine Grundsätze begraben und meine Söhne auf den Scheiterhaufen des Königreichs werfen.« Er schwankte kurz und wandte sich dann auf unsicheren Beinen der Tür zu. »Weil ich …« In einer raumgreifenden Geste breitete er beide Arme aus, während er Lorcans Kammer verließ. »Weil ich der gottverdammte König bin!«
    Sie hörten ihn durch den Empfangsraum stolpern, dann wurde der Riegel zurückgeschoben, und er war fort, ohne die Tür hinter sich zu schließen.
    Lorcan regte sich nicht, immer noch blickte er zu Boden. Wynter kniete sich neben ihn. Auch als er sagte »Geh und mach die Tür zu, Liebes«, sah er sie nicht an.
    »Vater, ich …«
    »Die Tür, bitte, Wynter.«
    Sein Haar war nach vorn gefallen, und sie konnte sein Gesicht nicht erkennen. Da sie immer noch zögerte, ballten sich Lorcans Hände ganz langsam zu Fäusten.
    Wynter seufzte und ging.
    Es war dunkel geworden, und der Empfangsraum wurde lediglich von dem scharf umrissenen Rechteck aus Licht erhellt, das vom Gang hereinfiel. Auf dem Weg durch das Zimmer nahm Wynter aus dem Augenwinkel etwas Weißes wahr und blieb abrupt mit hämmerndem Herzen stehen. Die orangefarbene Katze saß dort im Schatten, die weiße Brust und die Spitzen ihrer Pfoten schimmerten im Dämmerlicht gespenstisch. Die Pfoten lagen fein säuberlich nebeneinander, die Schwanzspitze wedelte unablässig hin und her. Das Tier sagte nichts, neigte nur den Kopf zur Seite und weitete erwartungsvoll die Augen.

    Was ist jetzt? , bedeutete dieser Blick. Ich habe nicht die ganze Nacht Zeit.
    Wynter atmete tief durch, um sich wieder zu fangen, und hielt sich einen Zeigefinger an die Lippen. Schsch , bedeutete das. Bleib, wo du bist. Rasch schloss und verriegelte sie die Tür, dann kehrte sie zu ihrem Vater zurück, wobei sie der Katze immer wieder Blicke zuwarf. In der Tür zum Gemeinschaftsraum blieb sie kurz stehen und sah sie ein letztes Mal warnend an: Warte dort!
    Die Katze verdrehte die Augen und rümpfte nörgelig die Nase. Wynter verstand es als Einwilligung.
    Ihr Vater hatte sich nicht bewegt; immer noch starrte er grimmig ins Nichts, die Kiefer fest aufeinandergebissen, die Hände im Schoß zu Fäusten geballt. Wynter sehnte sich danach, ihm die verfilzten Haare auszubürsten und einen ordentlichen Zopf zu flechten. Doch sie ging lediglich zu ihm und kniete sich hin. Ihr war nur zu bewusst, dass die Katze im Nebenraum saß – horchend, ungeduldig wartend.
    »Vater«, sagte sie leise. »Geht es dir gut?«
    Lorcan starrte einfach weiter auf den Boden. Sie nahm seine Hand. Sie war sehr kalt, und Wynter rieb mit dem Daumen darüber. Er schien es nicht zu bemerken.
    Diese ganze Sache war Wynter ein Rätsel. Ihrer Ansicht nach war diese Maschine – was auch immer das sein mochte – ein Gottesgeschenk für das Königreich. Alles, was eine Auseinandersetzung rascher beenden konnte, musste doch ein Segen sein? Schlachten wurden auf Kosten der Leben Hunderter, manchmal Tausender Männer geschlagen. Sie wurden von Kanonenkugeln erschlagen, von Pfeilen durchbohrt, von Schwertern und Hellebarden zerfetzt. Sie wurden

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