Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
Vom Netzwerk:
drückte ihre Finger. »Lass uns so tun, als ob das morgen nicht unser Abschied wäre.« Sie schluchzte vernehmlich auf. Lorcan sah sie liebevoll an. »Tun wir so, als gingest du nur nach Helmsford, um eine Fuhre Holz zu begutachten. Als wärest du in einer Woche wieder zurück. Als sähen wir einander in einer Woche schon wieder. Wynter, könnten wir das tun?«
    Gleich, wie heftig sie die Kiefer auch zusammenpresste, ihr Kinn wollte einfach nicht aufhören zu beben, die Tränen rannen ihr jetzt hemmungslos über die Wangen und tropften auf ihren Hals. Lorcan machte ein ersticktes Geräusch und legte ihr die Hände um das Gesicht. Er schob ihr das Haar aus der Stirn, trocknete ihr erneut die Wangen und verzog entschlossen den Mund. »Lass uns so tun, als ob, meine Kleine«, brummte er. »Bitte …«
    »Ja, Vater!« Sie nahm seine Hände von ihrem Gesicht und hielt sie ganz fest in ihren, da er immer aufgewühlter über ihre Wangen strich. »Ja. Helmsford. Holz. Eine Woche. So ist es.«

    Kurz wurden seine Augen riesig, und in dieser Sekunde glaubte sie, er wäre selbst nicht in der Lage, zu tun, was er von ihr verlangte. Doch dann presste er die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen, biss die Zähne aufeinander, dass die Kiefer hervortraten, und nickte gefasst.
    »Ich muss jetzt zu Bett gehen, meine Kleine«, sagte er. »Ich werde Marcello ausrichten lassen, dass er morgen sehr früh kommt, damit ich mit dir frühstücken kann, bevor …«
    Sie senkte zustimmend den Kopf. »Du musst dich ausruhen. Und ich muss mit Marni sprechen.« Er zuckte besorgt, doch Wynter tätschelte ihm die Hand. »Ich passe schon auf.« Sie warf der Katze einen vielsagenden Blick zu, woraufhin diese hochmütig davonstolzierte – zweifelsohne über das Sims zurück in den Empfangsraum. »Ich verspreche dir, dass ich nicht mehr heimlich herumschleichen werde. Mir passiert schon nichts.«
    Lorcan nickte, und sein bedingungsloses Vertrauen brach ihr fast das Herz.
    Sie schniefte laut, schüttelte sich und drängte ihre Empfindungen sorgsam in die Tiefen ihrer Magengrube zurück. Dann schob sie Lorcan ihre Schulter unter die Achsel und half ihm auf die Füße. Mit ihrer Unterstützung schaffte er – wenn auch langsam und schmerzgeplagt – den Weg zum Bett. Schwer wie ein Felsbrocken ließ er sich auf sein Kissen sinken, hielt noch kurz ihre Hand, ohne sie anzusehen, und schob sie dann sanft von sich fort.
    Wynter ging hinaus und schloss die Tür. Als sie einen letzten Blick auf ihn warf, sah sie ihn ins Feuer starren, die Hände auf der Brust geballt, das Gesicht gequält. Er würde noch lange nicht schlafen.
    Sie hielt sich nur noch einen Moment auf, um sich ihren Dolch umzuschnallen und Kerze und Zunderbüchse in den
Gürtelbeutel zu stecken. Im letzten Augenblick schob sie Christophers Karte neben Razis tröstlich knisternden Brief an ihrem Herzen und zog Christophers Jacke über ihr Hemd, bevor sie endlich wieder zurück zu der Katze ging.
    Die schäumte inzwischen vor Zorn. »Du hast dir ja hübsch Zeit gelassen, was?«, zischte sie. »Ich muss beträchtlich gealtert sein während deiner schier endlosen Unterredung mit diesem Mann.«
    Wynter atmete tief durch und ballte die Hände. »Dann sollten wir uns beeilen«, stieß sie zähneknirschend hervor. »Ehe dein Gehirn vollends vergreist ist.«
    Die Katze fauchte unterdrückt, und Wynter deutete auf die Tür. »Du wirst einen anderen Zugang zu dem Geheimgang für mich finden müssen. Ich kann nicht riskieren, dass mein Vater mich hört und ahnt, was ich vorhabe.«
    Die Katze führte sie hinaus, und schon bald darauf schlüpfte sie geschmeidig hinter einen Wandteppich. Wynter folgte ihr. Ein rasches Abtasten der dahinterliegenden Holztafel brachte den allgegenwärtigen Cherub zum Vorschein, den sie halb herumdrehte. Sogleich glitt eine kleine Geheimtür auf, und Wynter und die Katze traten in die staubige Schwärze der verborgenen Stollen.
    Beinahe unmittelbar spürte Wynter, wie die Katze über ihre Beine und den Oberkörper hinaufkletterte und sich auf ihrer Schulter zusammenkauerte. Zischend begann sie, Anweisungen zu erteilen, und Wynters Herz pochte schmerzlich in ihrer Kehle, als sie die gewundene Reise durch die Finsternis antraten.

Ein Flüstern in der Finsternis
    S treck deine Hand aus und drück leicht gegen die Holztafel zu deiner Rechten.«
    Wynter tat, wie ihr geheißen, und die Tafel glitt beiseite. Es blieb undurchdringlich dunkel, doch die Luft wurde etwas frischer und

Weitere Kostenlose Bücher