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Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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geflohen war. Er sollte diesen Meuchelmörder geschickt haben? Aber warum? Weshalb sollte er Razi tot sehen wollen? Es ergab keinen Sinn.
    Unsicher begegnete Razi ihrem Blick, als wollte er prüfen, ob sie auf seine Täuschung hereinfiel. Wynter schnaubte ungeduldig und funkelte ihn böse an. »Was verschweigst du mir, Razi Königssohn? Ich bin kein kleines Kind mehr, ich muss nicht beschützt werden. Sag es mir!«
    Aus Christophers Ecke kam ein bewunderndes Zischen, und Razi strich sich hilflos mit der Hand durchs Haar. »Da ist noch … Er brabbelte immer wieder etwas von einer Art Apparatus … den er … Blutmaschine nannte. Das und Oliver … mehr nicht …«
    Doch, da war noch mehr. Sie sah es ihm an. Etwas, das Razi nicht über die Lippen brachte. Einer Eingebung folgend, fragte sie: »Hat er Alberon erwähnt?«
    Razi schielte zu Christopher, der sie erneut flüchtig über die Schulter anblickte, bevor er sich wieder zum Kamin umdrehte. Dann schüttelte er den Kopf und starrte die Tischplatte an. Sie glaubte ihm nicht, auf seiner Stirn brannte in großen Lettern LÜGNER. Doch bitte – wenn er es so haben wollte. Sie würde es schon noch aus ihm herausbekommen. Vielleicht war es etwas, das er in Christophers Gegenwart nicht sagen wollte.
    »Warum haben die Geister eingegriffen, Razi?«, fragte Christopher leise. »Was kümmert sie diese ganze Sache? Gewöhnlich ist ihnen alles gleichgültig. Und warum sollten sich die Katzen einmischen?«
    Wynter antwortete, als überlegte sie laut: »Ich glaube, die Katzen dachten, dass der Gefangene etwas wusste … dass er Kenntnisse hatte, die dem König schaden würden. Und sie
wollten, dass er lange genug überlebt, um dir zu sagen, was er weiß. Jonathon hat sie verraten, er hat sie vergiften lassen. Sie wollen Rache. Und die Geister müssen wohl den König beschützen wollen. Sie müssen …« An dieser Stelle zögerte sie, der bloße Gedanke war schon verwirrend. »Die Geister müssen Partei ergriffen haben.«
    Zweifelnd sah Razi sie an, und selbst Christopher wirkte ungläubig. Kopfschüttelnd sagte er: »Geister ergreifen keine Partei.«
    »Ein Apparatus«, sinnierte Razi. »Blutmaschine … so hat er es genannt. Die Blutmaschine.«
    »Zum Henker nochmal!«, knurrte Christopher. »Er sprach von dem Stuhl! Das ist alles! Er meinte das verfluchte Gerät , auf das du ihn geschnallt hattest. Sonst nichts!«
    Razi warf die Hände in die Luft und drehte den Kopf weg. »Ist ja gut!«, rief er. »Ist ja gut. Hör endlich auf damit!«
    Alle drei versanken in verletztes Schweigen. Das Feuer knisterte und prasselte, der Duft erinnerte an den verrauchten Kerkerraum mit dem Geruch von brennendem Fleisch, brennendem Haar. Razi rang die Hände, in seine Augen trat ein gequälter Ausdruck.
    Da stieß Christopher plötzlich einen überraschten Laut aus, und die beiden anderen wandten die Köpfe. Der kleine Spießdreher hatte den Arm gehoben und streichelte schläfrig Christophers herabhängende Faust. Alle drei beobachteten, wie der winzige Knabe – immer noch gemütlich in seiner Kiste zusammengerollt – mit den Fingern über Christophers entstellte Knöchel fuhr.
    »Wie geht es dir, mein Mäuserich?«, flüsterte Christopher. »Wir dachten, du schläfst?«
    »Fürst Razi hat mich geweckt«, murmelte das Kind, die Wange auf der kleinen Faust ruhend, die Augen silberne Schlitze
unter den Wimpern. Er schlief noch halb. »Was ist mit deinen Fingern passiert, Herr?«
    Christopher legte die forschende Hand des Jungen zurück unter die Decke und strich ihm die schmutzigen Haare aus dem Gesicht. Mit dem Daumen streichelte er die rußige Stirn. »Schlaf weiter«, raunte er ihm zu. »Dein Tag beginnt noch früh genug.«
    Die Augendeckel des Kindes klappten wieder zu, während Christopher weiter mit dem Finger über seine Stirn fuhr.
    »Erzähl es mir«, beharrte der Junge schlaftrunken, die Augen immer noch geschlossen.
    Christopher verbiss sich ein Lachen, und zu Wynters Erleichterung erhellte sich sogar Razis Miene ein wenig – Erheiterung löste das Entsetzen in seinen Augen ab.
    »Erzähl«, bettelte der Junge mit der schläfrigen Hartnäckigkeit kleiner Kinder.
    »Ein Bär hat sie gefressen«, flüsterte Christopher mit so unbefangener Überzeugungskraft, dass Wynter ihm einen winzigen Moment lang glaubte, obwohl die Geschichte ganz eindeutig lächerlich war.
    Mühsam zog der Junge die Augenlider einen Spalt nach oben; er wusste nicht recht, ob er Christopher glauben sollte.
    Der

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