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Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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Eisenstachel, Hämmer, Schraubzwingen, Brandeisen, Zangen und noch mehr, dessen Verwendung sie nicht zu erraten wagte.

    Christopher weigerte sich, den Raum zu betreten. Zwar folgte er ihnen die Stufen hinab, und Wynter hörte, wie er seinen Dolch vom Boden aufhob, wo er Razi aus der Hand gefallen war. Doch er blieb im Türrahmen stehen und kam keinen Schritt näher. Unverwandt betrachtete er die blutigen Überreste eines Inquisitors. Sein Leichnam war gegen die Wand neben der Tür gedrückt worden, eine rote Spur zog sich von ihm bis zum Folterstuhl. Christophers Miene war undeutbar, doch Wynter glaubte nicht, dass ihn das Schicksal des Mannes besonders kümmerte.
    Unterdessen lief Razi in der Schreckenskammer auf und ab, seine Schritte knirschten und hallten. Die Fackel, die er von draußen hereingebracht hatte, flackerte auf, als er sie emporhob und von Leiche zu Leiche schritt. Er suchte bei den drei Inquisitoren und dem Gefangenen nach Lebenszeichen. Nachdem er seine rußigen Finger auf den letzten blutbeschmierten Hals gepresst und keinen Puls gefunden hatte, richtete er sich wieder auf und stakste steif die Treppe hinauf.
    Christopher und Wynter blieben in vollkommener Finsternis zurück. Endlich schüttelten auch sie ihre Starre ab, gingen hinaus und schlossen die Tür hinter sich – sperrten die furchtbare Schwärze in das Verlies und folgten dann wortlos Razis Schritten, die sie über einen weiteren geheimen Verbindungsgang in die Küche führten.

Fliegen angeln
    Ein schwacher Lichtschein, lediglich ein Vorbote der echten Dämmerung, schimmerte über den Baumwipfeln, als sie die Küche erreichten. Es würde noch mindestens ein Viertelschatten vergehen, bis irgendjemand außer der Feuermagd auf den Beinen wäre. Tatsächlich schürte die alte Frau gerade die Glut, als die Freunde langsam die Hintertreppe hinunterstiegen. Ungewöhnlich barsch befahl Razi ihr, sie allein zu lassen. Sie schrak zusammen, verneigte sich und schlurfte davon.
    Außer dem kleinen Spießdreher, der in seiner Strohkiste schlief, war niemand da. Das Licht des frisch aufflackernden Feuers umtanzte sie.
    Razi holte Wasser, Pferdebrot, Butter und geräucherten Fisch, und damit setzten sie sich an den kleinen Tisch. Doch sie rührten das Essen nicht an. Razi tat, als bemerkte er Christophers steinernen Blick nicht. Wynter bemühte sich, die grausigen Bilder aus ihrem Kopf zu verscheuchen: den Stuhl, die Folterinstrumente, Razi, wie er aus Rauch und Feuerschein trat, während hinter ihm die Schreie aufbrandeten.
    »Es tut mir leid !«, schleuderte Razi Christopher so plötzlich entgegen, dass Wynter zusammenzuckte. Doch er klang nicht, als täte es ihm leid; er klang wütend, er klang rasend, sein Gesicht war hellrot vor Zorn. Christopher sah ihn nur
an, während Razi mit der Faust auf den Tisch hämmerte. »Es tut mir leid , Christopher! Es tut mir leid. Gottverdammt, es tut mir verflucht noch mal leid!« Und so war es, seine Wut zerschmolz wie Eis auf dem Feuer, und zurück blieb nur Reue. Er stützte den Kopf in die Hände, und seine Stimme versagte beinahe, als er murmelte: »Ich kann nicht fassen, dass ich es nicht früher beendet habe.«
    Für einen Moment wurde Christophers Miene weicher, und er streckte die Hand aus, als wollte er den Freund berühren.
    »Hast du etwas von ihm erfahren?«, fragte da Wynter. Angewidert grunzte Christopher und schob quietschend den Hocker vom Tisch zurück. Dann ging er zum Kamin und setzte sich auf die Eckbank neben das schlafende Kind. Er kehrte Razi und Wynter den Rücken zu, die Ellbogen auf die Knie gestützt; die züngelnden Flammen bestrahlten seine sehnige Silhouette.
    »Hast du etwas erfahren, Razi?«, fragte sie erneut, ihre Stimme klang hart, absichtlich überging sie Christophers sichtlichen Ekel.
    »Nicht viel«, gab Razi zurück und riss den Blick vom Kamin los. »Nur, dass Oliver ihn geschickt hat und …« Er stockte und blickte an ihr vorbei.
    »Und? Was?«
    Jetzt endlich sah er sie an, das Feuer brannte in seinen Augen, und noch bevor er die Lippen befeuchtete und den Mund öffnete, wusste sie, dass er sie anlügen würde. »Das ist alles. Oliver hat ihn geschickt. Mehr wissen wir nicht.«
    Fassungslos starrte Wynter ihn an. Oliver – der alte Freund ihres Vaters, der geliebte Vetter des Königs. Der Mann, der während des gesamten Aufstands tapfer an der Seite des Herrschers gekämpft hatte, der jetzt in Ungnade gefallen und
aus Gründen, die nur Jonathon kannte, aus dem Palast

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