Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
Vom Netzwerk:
eine ruhige Nacht in meinem eigenen Bett verbracht.«
    Nun erst glaubte er ihr, ein erleichtertes Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus. »Aaaaaah«, seufzte er, die Augen glitzerten gebrochen durch die fast geschlossenen Lider. »Das ist sehr gut. Das ist wundervoll …«
    »Ich lasse dich jetzt allein, damit du baden kannst.«
    Er nickte steif und schloss die Augen wieder. Durch seinen geschundenen Mund konnte er nur zaghafte, kurze Atemzüge
machen. Der Schmerz überwältigte ihn einen Augenblick lang.
    »Dann komme ich dich später besuchen?«
    Er rührte sich nicht, und sie dachte, er wäre vielleicht eingedöst.
    Doch als sie sich zum Gehen wandte, hörte sie ihn plötzlich eindringlich sagen: »Versprichst du es? Du würdest es uns doch sagen … wenn sie dir etwas angetan hätten?« Warum fragte er das nur immer wieder? Wynter überlegte, ob er vielleicht im Fieber redete. »Es … Wenn man über solche Dinge nicht spricht …«. Seine Hände in den weiten Ärmeln begannen zu zittern, und er zog sie an die Brust. Dann bebten auch die Lippen, und sein Atem ging rasch und stoßweise, während er den Satz zu beenden versuchte. »Dann … werden sie zu M-Maden im Kopf. Wenn man nicht davon erzählt. Sie fressen einen auf.«
    »Ich schwöre es«, sagte Wynter. »Ich schwöre es dir, Christopher. Niemand hat Hand an mich gelegt.«
    Nun legte Razi ihr die Hände auf die Schultern und schob sie aus dem Zimmer. Sie wehrte sich nicht. Erst, als sie schon halb im geheimen Durchgang stand, kam sie wieder zu sich, hob einen Arm und stemmte sich gegen ihn.
    »Was sollte denn das?«, zischte sie.
    »Nichts, nichts. Ich erkläre es dir später.«
    »Herrgott nochmal, Razi!« Allmählich machte er sie wirklich wütend. Doch ihr Zorn verflog sofort, da er mit der Hand ein Schluchzen erstickte und den Kopf auf ihre Schulter sinken ließ. Ein kurzer, lautloser Tränensturm entlud sich an ihrem Hals. Sie schlang die Arme um ihn und flüsterte: »Oh, Razi, ist schon gut. Es ist ja gut. Es ist vorbei. Er ist in Sicherheit.«
    Plötzlich hustete er, schob sie von sich weg und rieb sich
das Gesicht mit dem Ärmel ab. »Er ist immer noch ein bisschen verwirrt«, sagte er gepresst. »Sie haben ihn die ganze Nacht wach gehalten und ihm gedroht, ihn auf den Stuhl zu bringen. Einmal haben sie ihn sogar … darauf festgebunden. Auf dem Stuhl.« Er atmete ruckartig ein und aus. »Haben ihn … auf die Inquisitoren warten lassen, die nie kamen.«
    Sie blickten einander an, beide für einen Augenblick schier blind vor Wut, dann fuhr Razi leise fort: »Da war eine Frau, und auch ein Mann. Aber die Frau … die konnte er hören. Sie haben ihm gesagt, du seist es. Die ganze Nacht lang dachte er, das arme Geschöpf wärst du.«
    Wynter spürte das Blut aus ihren Wangen strömen. Was er durchgemacht haben musste! Dann dachte sie an die Frau. »Jusef Marcos’ Witwe?«
    Razi nickte neben ihr in der Dunkelheit.
    »Sie … sie haben ihm aber nicht mehr angetan als …«
    »Mehr als was, Wynter?« Endlich kochte Razis Zorn über, und er erhob die Stimme, die Schultern abwehrend nach vorn gezogen. »Mehr, als ihn gegen einen Baum zu schlagen? Mehr, als ihn in dieser grauenhaften Kammer einzusperren? Mehr, als ihn die ganze Nacht zu quälen, bis er vor Sorge und Furcht nicht mehr Manns genug ist …«
    »Razi Königssohn«, mahnte Christophers sanfte Stimme aus dem Nebenraum. »Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du mir im Beisein einer so reizvollen Frau nicht die Männlichkeit absprächest.«
    Das klang so sehr nach dem alten Christopher, dass sie beide unwillkürlich lachen mussten. Razi legte sich die Hand auf den Mund, matt und rastlos blickte er zur Tür. Da rannte Wynter mit einem Mal zurück.
    Ohne darüber nachzudenken, was sie da tat, beugte sie sich über Christopher und drückte ihn heftig, bis er stöhnte und
gequält nach Luft schnappte. Dann küsste sie rasch und sanft seine zerschundenen Lippen. So schnell sie gekommen war, stand sie schon wieder an der Tür.
    Er legte sich die Hand auf den Mund. Seine Augen waren unter den ganzen Schwellungen nicht zu deuten, doch auf seinen Lippen lag eindeutig ein Lächeln. »Razi sollte dich besser entlausen, Mädel. Ich bin im Moment ein regelrechtes Paradies für Ungeziefer.«
    »Bis später, Christopher«, verabschiedete sie sich leise und kehrte durch den Geheimgang zurück in die Kammer ihres Vaters.

Volkes Stimme
    I ch glaube, ich kann das nicht, Vater.«
    »Warum denn nicht? Du bist doch

Weitere Kostenlose Bücher