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Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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gleich zurück.«
    »Wynter …«
    Argwöhnisch drehte sie sich im Türrahmen noch einmal um. »Ja?«

    »Die Wachen sollten dich nicht sehen. Nimm lieber den Geheimgang.«
    Ihre Verblüffung brachte ihn zum Glucksen, und er krümmte sich vor Ausgelassenheit leicht zusammen.
    »Wer hat dir davon erzählt?«, fragte sie.
    Wieder gluckste er – eine etwas rostige Version seines gewohnten dröhnenden Lachens – und scheuchte sie mit einer atemlosen Geste aus dem Raum. »Wer hat mir davon erzählt?«, keuchte er. »Wer mir davon erzählt hat, ha! Das ist ja ein Spaß! Was glaubst du denn, Mädchen, wer ihn gebaut hat? Wer mir davon erzählt hat, also wirklich!«
    Er lachte immer noch in sich hinein, als sie an dem Cherub drehte und in die Dunkelheit des geheimen Gangs schlüpfte.
     
     
    »Razi?« Wynter klopfte an der Wand und drückte leicht gegen die Wandtafel. Zu ihrer Überraschung glitt diese widerstandslos auf, und sie zögerte, weil sie nicht einfach unangekündigt eintreten wollte. Aus dem hinteren Raum – Christophers Schlafkammer – hörte sie leises Murmeln. In der Luft hing ein scharfer, medizinischer Geruch, der aber gegen den schweren Kerkergestank nichts ausrichten konnte. Offenbar waren die Fensterläden geschlossen, trüber Kerzenschein flackerte im Dämmerlicht.
    »Razi?«, rief sie nun schon etwas lauter und setzte zaghaft einen Fuß über die Schwelle.
    Da kam er aus Christophers Kammer. Er trug immer noch die Sachen vom Vorabend, nur der lange Mantel fehlte. In der Hand hielt er ein blutiges Tuch. Er warf einen Blick über die Schulter, bevor er auf sie zuging, die Miene nicht erkennbar, da er vom Kerzenschein in den Schatten trat.
    »Du darfst noch nicht hier sein.« Er nahm sie am Ellbogen
und steuerte sie zurück in den Geheimgang. »Er braucht noch etwas Zeit.«
    »Warte, Razi, warte!« Sie entwand sich seinem Griff und hinderte ihn daran, sie aus dem Raum zu schieben, indem sie ihm eine Hand auf die Brust legte. »Wie geht es ihm? Ich will es nur wissen.«
    Unerbittlich drängte Razi sie weiter zurück, bis sie ihn hart auf die Brust schlug. »Hör auf damit, Razi! Hör auf! «
    Er stieß ein eigenartiges leises Oh aus und wich zurück, die Hände entschuldigend erhoben.
    Sofort trat sie ein paar Schritte vor. »Wie geht es ihm?« Sie blickte zu Razi auf.
    »Er braucht ein Bad«, stieß er hervor. »Und er hat schreckliche Kopfschmerzen. Du kannst jetzt nicht zu ihm, Wynter. Er braucht etwas Zeit …«
    Da rief Christopher leise aus dem Nebenraum: »Razi.« Es war kaum zu hören, trotzdem drehte sich Razi auf dem Absatz um und verschwand blitzschnell im anderen Zimmer. Wynter blieb stehen und lauschte der gedämpften Unterhaltung. Sie fühlte sich unbehaglich, aus dem Gleichgewicht gebracht.
    »Lass mich sie sehen.« Christophers Stimme klang sanft, aber was er sagte, war keine Bitte.
    »Chris, du musst dich erstmal …«
    »Ich muss sie sehen.«
    »Es geht ihr gut, das habe ich dir doch schon gesagt.«
    Und dann bettelte Christopher plötzlich, in demselben leisen Raunen, und es war Razi unmöglich, der Verzweiflung in seiner Stimme zu widerstehen.
    Also erschien er wieder im Türrahmen, im Gegenlicht bildete er nur einen langen, schmalen Umriss. »Komm«, sagte er still.

    Christopher saß an einem kleinen Tisch, um ihn herum Fläschchen und Phiolen und Tücher und eine Schüssel voll dampfenden Wassers. Er war in ein weites, bunt gestreiftes Gewand nach Art der Beduinen gehüllt und hatte das schmutzige Haar aus dem Gesicht gebunden. Immer noch hielt er den Nacken steif und zitterte, auch die Augen konnte er nicht weit öffnen. »Wynter?« Man sah ihn kaum die Lippen bewegen.
    »Ja.«
    »Ich kann dich nicht sehen.«
    Sie trat näher in den Lichtkegel. Er senkte den Kopf, bemühte sich, sie durch die Schwellung in seinem Gesicht im schwachen Kerzenschein zu erkennen.
    »Haben sie dir wehgetan?«
    Die Frage kam so unvorbereitet, dass Wynter nicht sofort antwortete. Da beugte er sich vor, sein Atem beschleunigte sich, er zog die Augenbrauen zusammen und ächzte vor Schmerz. Sie konnte ihn kaum verstehen, als er drängte: »Antworte mir. Du musst es mir sagen. Haben sie dir wehgetan?«
    Sie trat noch näher und schluckte ihren Ekel vor dem furchtbaren Gestank hinunter. »Nein, Christopher. Niemand hat mir wehgetan.«
    Der Zweifel in seiner Miene war nicht zu übersehen, also zwang sich Wynter, mit größerer Bestimmtheit zu wiederholen: »Niemand hat mir etwas getan, Christopher. Ich habe

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