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Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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nah an den Körper gezogen, die Fäuste an die Stirn gepresst. Zuerst dachte Wynter, er schliefe, doch als sie näher kam, bemerkte sie das Schimmern durch die schmalen Schlitze der Lider. Er beobachtete sie. Sie konnte seinen leisen Atem hören.
    »Christopher«, sagte sie noch einmal, die Stimme von Mitleid getränkt. »Wie geht es dir?«
    Er antwortete nicht, folgte ihr jedoch mit den Augen, als sie sich neben das Bett kniete.
    Eine schweißfeuchte Haarsträhne hatte sich in seinen
Wimpern verfangen, und Wynter befreite sie sanft und strich sie ihm hinter das Ohr. Bei der Berührung machte er die Augen zu, schlug sie aber rasch wieder auf und starrte auf seine Hände, als würde ihm übel, wenn er die Augen schloss. Er schluckte vorsichtig.
    »Hast du sehr schlimme Schmerzen?«, fragte sie, obgleich das deutlich zu erkennen war.
    Seine Lippen zuckten, die Grübchen verloren sich in den furchtbaren Blessuren, die sich über seine Wange zogen. »Ich habe irrsinnige Angst, dass mein Kopf abfallen könnte«, flüsterte er.
    »Hast du nichts eingenommen?«
    »Weidenrindentee.«
    Wynter schnaubte. Ebenso gut könnte er Milch trinken, bei dieser Art von Schmerzen half das nicht viel. »Kein Haschisch? Keine Opiumtinktur?«
    »Ach, das wäre schön …«, stöhnte er sehnsüchtig. »Aber Razi hat Angst, mir zu früh etwas zu verabreichen. Er sagt, ich muss warten.«
    »Auf was denn?«, rief sie. Das war doch grausam!
    Christopher stieß ob ihrer Empörung ein leises Lachen aus, ächzte und schluckte dann wieder. »Um sich zu vergewissern, dass sich mein Gehirn nicht in Sülze verwandelt hat, vermute ich. Ist ja nur bis Sonnenuntergang.«
    Wynter blickte zum Fenster; das Licht wurde alt, lange würde er nicht mehr warten müssen. Sie beugte sich über ihn, um sein geschundenes Gesicht in Augenschein zu nehmen, wobei ihr Kopf beinahe das Laken neben seinem nackten Arm berührte. Seine warme Haut hatte einen ganz eigenen, würzigen Duft.
    Wo sich ihr rotes Haar auf dem Kissen ausbreitete, glänzte es im sanften, durch die Fensterläden gebrochenen Licht.
»Wie polierte Kastanien«, seufzte er. Sein Atem war so warm wie seine Haut, und ohne nachzudenken schloss sie die Augen und sog ihn ein.
    »Ähm …«, stammelte sie und riss die Lider wieder hoch. Was hatte sie gerade sagen wollen? »R-Razi hat meinem Vater etwas Opiumtinktur zurückgelassen. Möchtest du davon?«
    Dankbar schloss er die Augen. »O ja, bitte.«
    Sie zögerte, dann ergänzte sie: »Mein Vater lässt fragen, ob du vielleicht Karten spielen möchtest, um dir mit ihm die Zeit zu vertreiben?«
    »Ist gut«, willigte er ein, und Wynter fragte sich, ob er ihre Frage auch wirklich verstanden hatte. Oder glaubte er möglicherweise, er sollte Lorcan im Austausch gegen das Opium unterhalten?
    »Du musst nicht, Christopher. Ich kann dir die Tinktur auch hierherbringen, wenn dir das lieber ist.«
    »Wäre es dir denn lieber, wenn ich hierbliebe?« Es war eine ehrliche Frage, ohne eine Spur von Bitterkeit oder Arglist. Sie verdiente eine ehrliche Antwort.
    »Mir wäre es lieber, wenn du zu meinem Vater gingest.« Daraufhin lächelte er, ein deutliches Lächeln, das endlich auch im Ansatz die Grübchen zum Vorschein brachte.
    Es dauerte lange, Christopher aus dem Bett und in den Geheimgang zu helfen, aber am Ende schaffte sie es. Er trug zwei dicke Kissen aus seinem Bett unter dem Arm, und Wynter stützte ihn um die Taille, während er einen wackligen Fuß vor den anderen setzte und sich dabei tapfer bemühte, weder Kopf noch Hals zu bewegen.
    »Warte hier«, flüsterte sie und lehnte ihn vorübergehend an die Wand neben dem Eingang zu ihren Gemächern. Rasch schloss sie alle Fensterläden und zündete einige Kerzen in der Kammer ihres Vaters an.

    Bei ihrem Anblick richtete sich Lorcan schwerfällig auf. »Da bist du ja!«, rief er. »Ist er einverstanden?« Matt beugte er sich zu der Schublade in seinem Nachttisch vor.
    »Herrje!«, schimpfte Wynter, als er langsam nach vorn kippte. Bevor er mit dem Kopf voraus zu Boden gleiten konnte, schob sie ihn zurück ins Bett.
    Grinsend ließ sich Lorcan auf sein Kissen fallen. Wynter holte die Karten aus der Schublade und warf sie ihm im Hinausgehen aufs Bett.
    Wie ein geduldiger Schatten wartete Christopher neben der Geheimtür. Wynter schlang ihm wieder den Arm um die Taille und half ihm bei den letzten Schritten. Als sie ins Zimmer tapsten, blickte Lorcan auf, doch sein Lächeln verschwand im selben Moment, in dem er die

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