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Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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Vorstellung ebenso wenig anfreunden konnte wie Wynter. »Es ist wirklich schwer zu glauben.«
    »Es gibt nur einen Weg, es herauszufinden! Wer könnte es uns besser erklären als Alberon selbst?«
    »Schluss jetzt!« Lorcan entzog ihr seine Finger. Dann schob er sich etwas höher und schüttelte den Kopf, wie um den Nebel des Opiums abzuschütteln. »Schluss damit!« Mit erhobener Hand hinderte er sie am Sprechen. »Nur mal angenommen, es würde dir gelingen, heimlich ein Pferd und Vorräte aus dem Palast zu schaffen, ohne ertappt zu werden. Angenommen, du galoppierst also den Berg hinauf und schaffst ein Stück Weg, ohne ausgeraubt oder ermordet oder geschändet zu werden. Und unversehens – siehe da! – findest du Alberon, der mitten auf der Straße sein Lager aufgeschlagen hat und sich einen Fisch zum Abendessen brät. Was zum Teufel würdest du dann tun?« Sein Blick war so ernst, dass sie laut loslachte.
    »Nach diesen Strapazen? Ich würde ihn fragen, ob er mir etwas abgibt«, prustete sie.
    »Herr im Himmel!« Er warf die Hände in die Luft und streckte die Waffen. »Du bist deiner Mutter so ähnlich.«

    »Eigentlich«, Wynter nahm wieder seine Hand, »glaube ich, dass ich große Ähnlichkeit mit meinem Vater habe.«
    Er schnaubte. »Ach, sei still«, maulte er, zog aber ihre Hand an seine Brust. »Du würdest ihn ohnehin niemals finden. Du weißt ja nicht einmal, wo du mit der Suche beginnen solltest. Darüber werde ich mir keine Sorgen machen.«
    »Und wenn ich doch einen Anfangspunkt fände …«
    »Falls du ihn findest, solltest du das verflucht nochmal für dich behalten, Wynter. Denn das hieße, dich offen gegen den König zu stellen.«
    Wynter schluckte. Hochverrat , sollte das heißen. Damit beginge sie Hochverrat.
    Lange Zeit schwiegen sie beide. Lorcan betrachtete den Himmel, Wynter grübelte, was sie unternehmen könnte.
    »Wie geht es deinem Hadraer?«, fragte er dann unvermittelt und riss sie aus ihren Gedanken.
    Sie lachte. »Er ist nicht mein Hadraer, Vater! Hör auf damit!«
    Seine Lippen wölbten sich, die Augen blitzten. »Von mir aus. Aber ich könnte wetten, dass du es kaum erwarten kannst, nach ihm zu sehen.«
    »Jetzt reicht es aber wirklich!« Sie entwand ihm ihre Hand. »Du bist eine Plage! Noch heute Morgen wolltest du, dass ich allen Männern abschwöre.«
    »Spielt er Karten?«
    Die Frage brachte Wynter derart aus dem Konzept, dass sie überrascht hustete und keine Luft bekam. »Bitte … was?«
    »Dein Hadraer – spielt er Karten?«, wiederholte er langsam, jedes Wort betonend.
    »Vater …« Sie war unsicher. »Christopher ist in ziemlich schlechter Verfassung. Ich bezweifle …«
    »Geh ihn fragen«, drängte er ungerührt.

    »Jetzt gleich?«
    »Jetzt gleich. Ich ertrage diese Langeweile nicht mehr. Ich brauche ein wenig Gesellschaft, während du auf dem Bankett mein Bier schlürfst.«
    »Aber …«
    Ungeduldig wedelte er mit der Hand. »Geh schon, los! Ich verspreche dir, dass wir nicht um Geld spielen. Nur zum Zeitvertreib.«
    Wynter ließ ihn nicht aus den Augen, während sie aufstand. »Ja«, erwiderte sie trocken. »Ich glaube, das wäre schlauer.«
    »Aber, aber«, krähte er und sah sie vorwurfsvoll an. Sein Blick war immer noch unstet. »Du glaubst, er würde mich schlagen? Du glaubst, er kann sich mit mir messen?«
    »Selbst wenn ihm das Gehirn zu den Ohren herausläuft – ich glaube, dass Christopher Garron auch dann heute Abend mit deinem Unterhemd in der Tasche hier herausmarschieren würde.«
    Lorcan grinste schläfrig und scheuchte sie aus dem Zimmer. »Das werden wir ja sehen. Das werden wir ja sehen!«
    Kopfschüttelnd betrat Wynter den Geheimgang, um Christopher zu fragen, ob er Lust hätte, ihren Vater beim Kartenspiel zu besiegen.

Ein Spielchen in Ehren
    D ie Fensterläden in Razis Gemächern waren immer noch zum Schutz gegen die Abendsonne geschlossen, und die Kerze war gelöscht worden, so dass der Gemeinschaftsraum sehr dunkel war. Wynter konnte kaum etwas erkennen, sie musste sich an Möbelstücken, den vielen Bücherstapeln und auf dem Boden verstreuten Gegenständen vorbeitasten.
    Fluchend und polternd erreichte sie schließlich Christophers Tür und spähte hinein. Durch die Fensterläden drang ein verschwommenes Licht, das gerade ausreichte, um etwas zu erkennen. »Christopher?«, rief sie leise und trat über die Schwelle.
    Er lag auf dem Bett, war aber nicht zugedeckt. Immer noch trug er das lange Beduinengewand, die bloßen Füße hatte er ganz

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