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Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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Stiefel. Seine Reitpeitsche lag am Fußende des Bettes, er musste auf dem
Weg zu den Pferden sein. Wynter lehnte im Türrahmen und betrachtete die beiden. Mit verzogenem Gesicht gab Lorcan Razi den leeren Becher zurück.
    »Igitt! Das schmeckt wie Pferdescheiße!«
    Als sich Razi umdrehte, um seine Instrumente wieder in der Tasche zu verstauen, legte sich Lorcan zurück und beobachtete ihn prüfend.
    »Ob es dem Hadraer wohl gut genug geht, um mich heute besuchen zu kommen?«
    Razi hielt kurz inne, dann räumte er weiter. »Christopher wird heute starke Schmerzen haben, vielleicht sogar stärkere als gestern. Aber ich habe ihm einen Trank verabreicht, es bleibt ihm selbst überlassen.«
    »Ich mag ihn«, erklärte Lorcan plötzlich, als überraschte ihn das selbst.
    Razi schwieg.
    »Ich habe den Verdacht, dass er und meine Tochter Gefühle füreinander hegen.«
    Erschrocken wich Wynter zurück und versteckte sich hinter der Ecke. Eine lange Weile hörte sie nichts mehr, dann seufzte Razi leise.
    »Es gab mal eine Zeit, Lorcan, da hätte mein Herz vor Freude einen Satz gemacht, wenn ich das gehört hätte. Einst hatte ich gehofft …« Razis wehmütige Stimme verlor sich.
    »Und jetzt?«
    Entschlossen klappte Razi seine Tasche zu. »Der Freie Garron wird nicht lange genug hier sein, damit sich meine Hoffnungen erfüllen können.«
    Bei dieser Neuigkeit zog sich Wynters Herz zusammen, und die Wucht des Schmerzes überraschte sie.
    Ihr Vater sagte: »Der König wird ihn niemals gehen lassen. Das wisst Ihr.«

    Das flößte Wynter solche Angst ein, dass sie nicht mehr wusste, was sie wollte, oder auch nur, was sie empfand. Als es im Nebenraum still blieb, trat Wynter erneut in die Tür und sah hinein. Sie hatte sich zum Teufel noch mal genug heimlich um Ecken herumgedrückt, während das Mannsvolk Dinge besprach, die sie alle betrafen. Allerdings bemerkten die beiden sie gar nicht, und Wynter unternahm nichts, um sie auf sich aufmerksam zu machen.
    Razi stand neben ihrem Vater, und beide betrachteten einander mit wissenden, ernsten Mienen. Razi ließ den Kopf sinken und stellte seine Tasche vorsichtig auf den Nachttisch zurück. Er machte Anstalten zu sprechen, zögerte und bekannte dann sichtlich widerstrebend: »Ich gedenke, eine sehr unerfreuliche Ergänzung des königlichen Podests darzustellen, Protektor.«
    Lorcan zuckte zusammen. »Razi«, stöhnte er, »Ihr spielt mit Eurem Leben.«
    »Und was würde Seine Majestät anfangen, wenn ich tot wäre? Den einen Erben wie eine Ratte in einer Scheune jagen und den anderen auf einem muselmanischen Friedhof vor den Toren der Burg begraben? Mein Vater ist verrückt, Lorcan, aber er ist nicht dumm!«
    »Dann wird er eben diesem hadrischen Jungen Dinge antun, die Ihr Euch nicht im Entferntesten vorstellen könnt. Ich kenne Euren Vater, und ich versichere Euch: Gegen ihn habt Ihr keine Chance.«
    Mit steinerner Miene blickte Razi auf Lorcan herab. Unversehens sackten die Schultern herab, sein Rücken krümmte sich kraftlos. »Ich werde mir etwas überlegen«, sagte er still.
    »Aber bis dahin müsst Ihr auf der Hut sein, um Euretwillen – und um des Hadraers willen. Ihr müsst Euch Zeit verschaffen.«

    »Ja«, flüsterte Razi und blickte aus dem Fenster, wo der Himmel allmählich heller wurde. »Wegen Christopher lastet mir schon genug auf dem Gewissen.«
    »Wynter erzählte mir, dass er Merroner ist?«, fragte Lorcan vorsichtig.
    »Durch Adoption, ja.«
    Jetzt errötete Lorcan und nestelte an seiner Decke herum. Verlegen sagte er: »Das ist ein ungewöhnlich sinnenfrohes Volk, Razi.«
    Wynter hörte das inzwischen seltene Lachen in Razis Stimme, als er zurückgab: »O ja! Das sind sie. Aber Ihr könnt Christopher vertrauen, Lorcan. Er würde unserem Mädchen niemals Schaden zufügen.«
    Wynters Wangen wurden flammend rot, aber sie wusste nicht so recht, wie sie das verstehen sollte: Was genau meinte Razi mit Schaden zufügen ? Hatte Christopher etwa kein Interesse an ihr?
    »Wenn er Gefühle für sie hegt …«
    Sie hob den Kopf und forschte in Razis sanft erheiterter Miene.
    »Ihr könnt ihm vertrauen, Lorcan. Das verspreche ich.«
    »Wollt Ihr mir etwas sagen? Ganz ehrlich?«
    Razi wandte den Kopf leicht ab und verengte die Augen misstrauisch.
    Lorcan hielt eine Hand hoch. »Ich bitte Euch nicht, ein Geheimnis zu verraten. Aber …« Er biss sich auf die Lippe. Dann sah er Razi direkt in die Augen. »Ich möchte nicht, dass ihr etwas geschieht.«
    Auf Razis fragenden

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