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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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war. Aus dem Wald drang kein Geräusch, kein einziger Laut. Sie suchte das Zwielicht des Waldrands ab, lauschte auf Anzeichen dafür, dass sich über zwanzig Menschen dort drin bewegten. Doch da war überhaupt nichts. Ein ungutes Gefühl beschlich sie, und sie beeilte sich, Razi einzuholen, während sie im Laufen ihr Schwert umschnallte.
    »Wessen Zelt ist das?«, fragte sie leise, als sich Razi verstohlen in einen Eingang drückte. Sie bekam keine Antwort. Nur ein dumpfes Geräusch und ein unterdrückter Fluch waren zu hören.

    »Razi!«, zischte sie, drückte sich mit dem Rücken gegen das Zelt und spähte unruhig zum Waldrand hinüber. »Razi!«
    Drinnen stieß Razi gegen irgendetwas. Stille, dann ein weiterer herzhafter Fluch.
    Wynter steckte rasch den Kopf ins Zelt, dann wandte sie sich wieder den Bäumen zu. »Wessen Zelt plünderst du da?«, fragte sie verkniffen.
    »Úlfnaors.«
    » Wie bitte? « Wynter stöhnte. »Bist du von allen guten Geistern verlassen?«
    Immer noch schenkte Razi ihr keinerlei Beachtung. Man hörte leises Klirren und Klappern, wenn er Gegenstände in die Hand nahm und sorgfältig wieder zurücklegte. Wynters Hand öffnete und schloss sich um den Griff ihres Schwerts. Komm schon, beeil dich! , dachte sie mit wachsender Besorgnis.
    Da ertönte ein schwaches » Aaah! «, und Razi wurde ganz still.
    Wynter ging in die Hocke und spähte ins Zelt. »Was denn?« Doch Razi brauchte nicht zu antworten; Wynter erkannte eine Dokumentenmappe. Razi legte die fest gebundene Mappe auf den Boden und löste vorsichtig die Schleifen.
    »Mist«, sagte er tonlos.
    »Was ist denn?«
    Ratlos betrachtete er die Papiere, ein feines Pergament nach dem anderen hob er hoch, und mit jedem sanken seine Mundwinkel tiefer.
    »Was ist los, Razi?«
    »Die Siegel sind so dünn wie Papier.«
    Enttäuscht verdrehte Wynter die Augen. Dünne Siegel waren hoffnungslos, es gab keine Möglichkeit, sie zu entfernen, ohne das Wachs zu brechen, nicht einmal ein angewärmtes
Messer konnte zwischen Pergament und Siegel geschoben werden, ohne das Wappen zu beschädigen. »Das erklärt auch, warum sie in einer gebundenen Mappe liegen, statt wie üblich in einer Lederrolle«, flüsterte Wynter. »Jemand ist überaus vorsichtig.«
    »Stimmt«, bestätigte Razi gedankenverloren.
    »Wessen Siegel ist es?«
    Er hielt ihr ein Dokument hin. Was sie dort sah, ließ ihr das Herz gefrieren.
    »Marguerite Shirken?«
    Er nickte.
    »Oh, Gütiger, Razi. Was …«
    Da rief eine Frau etwas neben Ashkrs Zelt. Sie waren nicht allein! Eine weitere Stimme antwortete der ersten, und dann hörte man zwei Menschen aufeinander zulaufen und sich unterhalten.
    Wynter machte eine ruckartige Kopfbewegung, Schnell weg hier , und Razi legte sorgfältig wieder alles zurück, ehe er die Mappe verstaute und aus dem Zelt kam.
     
     
    Hallvor kauerte im Schatten vor Ashkrs Zelt, flocht getrocknete Weidenrinde zu Schnüren und summte vor sich hin. Zwei weitere Frauen saßen bei ihr, die Schwerter über die Knie gelegt, und würfelten mit Tierknöchelchen. Als Razi und Wynter sich näherten, standen die drei auf.
    »Wie geht es Sólmundr?«, fragte Razi mit einer höflichen Verneigung.
    Die beiden Wächterinnen sahen Hallvor an, und sie bedeutete ihnen, sich wieder ihrem Spiel zuzuwenden. Widerstrebend hockten sie sich in den Schatten, ohne jedoch Razi und Wynter aus den Augen zu lassen. Hallvor führte sie von
den Frauen fort zum Eingang des Zelts. Hier brannte die Sonne erbarmungslos herab, der trockene Untergrund knisterte unter den Füßen.
    »Sólmundr?«, fragte Razi erneut und sah der Heilerin forschend in die dunklen Augen.
    Hallvor presste die Lippen zusammen, ihr Kiefer trat hervor. »Níl sé go maith« , sagte sie kopfschüttelnd. »Ní … ní … « Verdrossen brach sie ab, da sie nur zu gut wusste, dass Razi und Wynter sie nicht verstehen konnten. Hilflos gestikulierte sie und sah sich um, als hoffte sie auf eine Eingebung. Wynter schirmte ihre Augen gegen die Sonne ab und bemühte sich, Hallvors Miene zu deuten. »Sólmundr«, sagte die Heilerin. » Ní …« Sie krümmte die Hände wie zu einer Schale und führte sie an den Mund, als tränke sie. Dann schüttelte sie den Kopf.
    »Er will nichts trinken?«, fragte Razi, indem er ihre Gestik wiederholte und dazu noch ein schlürfendes Geräusch machte. Hallvor nickte, und Razi zog eine Grimasse. »Dazu ist es viel zu heiß«, stellte er fest. »Können wir hinein?« Er tat, als duckte er sich unter der

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